Sarah Abu Sabbah: Nationalspielerin in Liga 3

Elf Spiele, elf Siege und 68:3 Tore: Der 1. FC Union Berlin ist in der Frauen-Regionalliga Nordost souveräner Tabellenführer. Für fast ein Drittel aller Treffer war bislang Stürmerin Sarah Abu Sabbah verantwortlich. Die Nationalspielerin von Jordanien netzte schon 20-mal ein. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht die 24-Jährige über Länderspielreisen, ihren Torriecher und die Torjägerkanone für alle.

FUSSBALL.DE: Während sich Ihre Teamkolleginnen bereits in der Winterpause befinden, waren Sie zuletzt noch im Einsatz, Frau Abu Sabbah. Für Länderspiele nimmt man das aber gerne in Kauf, oder?

Sarah Abu Sabbah: Auf jeden Fall. Zumal es für mich bei der jordanischen Nationalmannschaft auch gut gelaufen ist. Wir haben zwei Testspiele gegen den Abu Dhabi Country Club bestritten. Ich konnte beim 3:1 und 2:1 jeweils einen Treffer beisteuern. In den nächsten eineinhalb Wochen werde ich ein wenig abschalten, im Anschluss trainieren wir dann schon wieder nach unserer Individualplänen. Das erste Teamtraining mit dem 1. FC Union Berlin im neuen Jahr ist wieder für den 8. Januar angesetzt.

Wie erleben Sie den Frauenfußball in Jordanien?

"Der Frauenfußball in Jordanien hat einen hohen Stellenwert: Zu unseren Qualifikationsspielen kommen zwischen 15.000 und 20.000 Fans"

Abu Sabbah: Das Interesse und die Begeisterung sind groß. Der Frauenfußball hat einen hohen Stellenwert. Zu unseren Qualifikationsspielen kommen in der Regel zwischen 15.000 und 20.000 Fans. Das fußballerische Niveau ist gut. Wir haben einige Spielerinnen, die in ausländischen Ligen wie zum Beispiel Frankreich oder Australien am Ball sind. Mitte Februar stehen die nächsten Qualifikationsspiele für die Asienmeisterschaft an. Bislang sieht es ganz gut aus.

Sie wurden in Düsseldorf geboren, waren bislang ausschließlich in Deutschland aktiv. Wie kam es zu Ihrer ersten Nominierung?

Abu Sabbah: Ich war 2015 mit der Niederrheinauswahl bei einem Länderturnier dabei. Dabei wurde ich nicht nur vom DFB beobachtet, sondern auch von jordanischen Scouts. Ein Jahr später stand die U 17-Weltmeisterschaft in Jordanien auf dem Programm. Die Aussicht auf ein Turnier im eigenen Land hatte mich mitgerissen, weshalb ich seitdem für Jordanien auflaufe.

Im angesprochenen Turnier war Ihnen der einzige jordanische Treffer gelungen. Ein Moment, der für immer in Erinnerung bleibt?

Abu Sabbah: Absolut. Wir sind damals gegen Mexiko 1:0 in Führung gegangen und das Tor war auch noch sehenswert. Selbst mit einigen Jahren Abstand ist es schwierig, die Emotionen von damals in Worte zu fassen. Das Tor ist auch heute noch etwas ganz Besonderes für mich.

Mit dem 1. FC Union Berlin führen Sie mit der Bilanz von elf Siegen in elf Spielen die Tabelle in der Regionalliga Nordost an. Was macht das Team so stark?

Abu Sabbah: Der Zusammenhalt. Es passt momentan alles bei uns - ob Trainerteam oder Mannschaft selbst. Die verschiedenen Mannschaftsteile pushen sich gegenseitig herausragend. Wir gehen jedes Spiel wie ein Spitzenspiel an. Diese Fokussierung merkt man dann auch auf dem Platz.

In der abgelaufenen Saison waren Sie noch in der Google Pixel Frauen-Bundesliga für den SV Meppen am Ball. Haben sich Ihre Erwartungen an den Wechsel nach Berlin erfüllt?

Abu Sabbah: Zu 100 Prozent. Beim Blick auf die Ligazugehörigkeit könnte man vielleicht meinen, dass der Wechsel ein Rückschritt für mich war. Nach den Gesprächen mit den Verantwortlichen war mir aber sofort klar, dass ich bei Union Rahmenbedingungen vorfinden werde, die sich auf Bundesliganiveau bewegen. Durch die Professionalisierung können wir vom Fußball leben und uns auf unsere sportlichen Aufgaben konzentrieren. Wir trainieren bis zu zweimal am Tag.

Das Ziel kann da nur Aufstieg heißen, oder?

Abu Sabbah: So intensiv arbeiten zu können, bringt natürlich Vorteile mit sich. Wir spüren vom Verein keinen Druck, unbedingt aufsteigen zu müssen. Es ist aber das Ziel des gesamten Teams, es so schnell wie möglich in die 2. Frauen-Bundesliga zu schaffen. Und ich bin stolz, ein Teil davon sein. Aktuell sieht es ja ganz gut aus.

Zur Tabellenführung haben Sie gleich 20 Treffer beigesteuert. Hilft Ihnen dabei auch Ihre Erfahrung aus der höchsten Spielklasse?

Abu Sabbah: In der Bundesliga ist das Tempo wesentlich höher. Entsprechend schnell muss man den Ball verarbeiten und Entscheidungen treffen können. Ich habe meine Stärken vor allem beim Torabschluss und in den Eins-gegen-Eins-Situationen.

Bundesweit liegen Sie bei den Torjägerinnen in der 3. Liga an der Spitze. Schielen Sie bereits auf die "Torjägerkanone für alle"

Abu Sabbah: Das wäre eine schöne persönliche Auszeichnung und ein Zeichen dafür, dass ich meine Leistung konstant abgerufen habe. Die Torjägerkanone wäre aber ein Bonus. Im Mittelpunkt steht, mit dem Team erfolgreich zu sein und den Aufstieg in die 2. Bundesliga zu schaffen.