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Magazin | 01.02.2025 | 10:30

Schiritalent Luca Schultze: "Die Leiter weiter hochklettern"

Luca Schultze,Schiedsrichter[Foto: Foto: Christian Riedel/Fotografie Riedel]

Luca Schultze (r.): "Ich kann mir schon jetzt kein Leben mehr vorstellen, ohne als Schiedsrichter tätig zu sein."

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Luca Schultze gilt als einer der talentiertesten Schiedsrichter in Deutschland. 2019 hat er seine Prüfung erfolgreich bestanden, seitdem startet der 21-Jährige durch. Wie war diese Entwicklung möglich? Und wohin kann Schultze es als Unparteiischer noch schaffen? FUSSBALL.DE hat nachgefragt.

Manchmal kommt es Luca Schultze selbst so vor, als sei das alles nicht wirklich passiert. Es ging so schnell. Sogar unerwartet schnell. Fast ohne Rückschläge. Es ist noch nicht einmal sechs Jahre her, da hat der heute 21-Jährige seine erste Schiedsrichterprüfung erfolgreich absolviert. Heute zählt er zu den talentiertesten Unparteiischen in Deutschland.

Auszeichnung mit viel Prominenz

Schultze war nie ein besonders talentierter Fußballer. Zum Kicken aus Spaß hat es gereicht, für die höheren Verbandsligen eher nicht. Trotzdem wollte er dem Fußball treu bleiben und es weit bringen. Aber wie? "Die Schiedsrichterei fand ich schon immer spannend. Deshalb habe ich es einfach mal ausprobiert", sagt Schultze. "Inzwischen kann ich sagen, dass es genau die richtige Entscheidung war. Ich kann mir schon jetzt kein Leben mehr vorstellen, ohne als Schiedsrichter tätig zu sein."

Sein rasanter Aufstieg hat viel Aufmerksamkeit erzeugt. Im vergangenen Jahr ist Schultze auf dem DFB-Campus durch die Stiftung des dreimaligen Weltschiedsrichters Dr. Markus Merk als einer der besten Nachwuchsschiedsrichter in Deutschland ausgezeichnet worden. Viel Prominenz war vor Ort: DFB-Schirichef Knut Kircher, Lehrwart Lutz Wagner, mit Christine Baitinger die Sportliche Leitung der Schiedsrichterinnen und der ehemalige FIFA- und Bundesliga-Schiedsrichter Florian Meyer etwa waren fürs Gratulieren angereist.

"Diese Auszeichnung bedeutet mir wirklich viel, ich bin Markus und Sabine Merk dafür sehr dankbar. Verdient haben den Preis gerade auch die Personen, die mich über die letzten Jahre unterstützt haben. Es ist eine tolle Bestätigung für die Mühe und Zeit, die wir in die Schiedsrichterei investieren", sagt Schultze. "Zeitgleich ist sie ein Ansporn für mich, weiterzumachen, an mir zu arbeiten und mich zu verbessern. Es gibt immer Luft nach oben. Ich möchte gerne weiterkommen."

Schultzes Aufstieg verlief tatsächlich ziemlich schnell: Nachdem er zunächst im Jugendbereich zum Einsatz kam, um erste Erfahrungen zu sammeln, war er Ende 2021 erstmals bei einem Herrenspiel auf Kreisebene im Einsatz. Für ihn war das ein Meilenstein auf seinem weiteren Weg. Deshalb kann er sich auch noch an viele Details zur Begegnung erinnern. Es war das Duell zwischen der Spielvereinigung Höhenkirchen und dem TSV Zorneding. Kreisklasse 6 in München. Am 23. September 2021. Endstand 1:1.

"Vor der Partie war ich relativ aufgeregt. Hinterher war ich froh, dass es ein ziemlich entspanntes Aufeinandertreffen war", sagt Schultze. Er war damals 18 Jahre alt. Die meisten Spieler, die mit ihm auf dem Platz standen, waren deutlich älter. "Natürlich war das eine ungewöhnliche Situation. Aber für mich als Schiedsrichter darf das keine Rolle spielen", erklärt Schultze. "Ich leite dann einfach nur ein Fußballspiel. Das Alter hat keinen Einfluss auf meine Entscheidungen."

"Immer zwischen zwei Fronten"

Schultze musste ziemlich schnell damit klarkommen, dass er als Schiedsrichter manchmal sehr im Fokus steht. "Die größte Herausforderung war für mich in der Anfangszeit, dass ich die Verantwortung für die Partie zweier Vereine mit 22 Spielern habe", sagt Schultze rückblickend. "Hinzu kommt, dass man als Schiedsrichter immer zwischen zwei Fronten steht. Mit jedem Pfiff trifft man eine Entscheidung gegen eines der beiden Teams. Hinzu kommt, dass man als Schiedsrichter in den unteren Ligen ohne Assistenten oft niemanden hat, der einen in einer schwierigen Situation aufmuntert. In einer Mannschaft ist das anders. Da bekommt man nach einem Fehlpass oder einem verschossenen Elfmeter Zuspruch. Als Unparteiischer muss man sehr vieles mit sich selbst ausmachen."

Schultze hat schnell auch selbst die Erfahrung gemacht, dass die Schiedsrichterei eine Schule fürs Leben ist. Er hat sich durchgebissen. Auch in schwierigen Augenblicken. Er ist selbstbewusster geworden. Auch im Leben abseits des Fußballplatzes. "Man lernt, innerhalb von kürzester Zeit Entscheidungen zu treffen und diese auch durchzusetzen und nachvollziehbar auf Augenhöhe zu kommunizieren. Man muss in einer oft emotionalen Atmosphäre rational handeln. Wichtig ist zudem, entstehende Konflikte möglichst früh zu erkennen und sie am besten schon im Entstehungsprozess zu schlichten", betont Schultze. "Hinzu kommt, dass man auf dem Platz mit 22 verschiedenen Charakteren umgehen können muss. Es kommen einfach sehr viele Dinge zusammen, die diese Tätigkeit für mich so erfüllend machen."

Besonders während eines Praktikums im vergangenen Jahr hat Schultze gemerkt, dass ihm die Erfahrungen aus der Schiedsrichterei helfen. Wie gehe ich auf andere Menschen zu? Wie spreche ich sie an? Wie löse ich Konfliktsituationen? Wie gehe ich bestimmte Herausforderungen an? "In den Gesprächen habe ich immer wieder das Feedback bekommen, dass man merkt, dass man sich als Schiedsrichter ein gewisses Selbstvertrauen aufbaut", sagt Schultze.

Im Moment studiert er in München BWL. In Kürze wird er seinen Bachelor machen, im Oktober beginnt er dann mit dem Master. "Auch an der Uni merke ich, dass die Tätigkeit als Schiedsrichter positive Nebeneffekte hat", sagt er. "Ich fühle mich zum Beispiel wohl, im Rahmen von Referaten oder anderen Seminararbeiten vor größeren Gruppen zu sprechen. Auch hier hilft mir das Erlernte aus dem Schiedsrichterwesen sehr."

"Immer selbstkritisch"

Die Schiedsrichterei gibt Schultze extrem viel. Aber was passiert, wenn er auf dem Platz angepöbelt wird? Oder wenn er in der Hektik eine falsche Entscheidung trifft? Wie geht er mit diesen negativen Aspekten um? "Es gibt schon Abende, an denen man sich über die eine oder andere Entscheidung ärgert. Und dann schlafe ich auch schon mal schlecht, weil das natürlich nicht spurlos an mir vorbeigeht", sagt Schultze. "Ich gehe dann immer selbstkritisch in die Spielanalyse und hinterfrage mich und meine Entscheidungsgrundlage auf dem Platz. Wichtig ist zu wissen, dass man Fehler natürlich nicht absichtlich macht und dass man daraus lernen möchte. Mir helfen auch die Gespräche mit den Coaches, die uns immer zur Seite stehen. Das ist wirklich eine tolle Unterstützung."

Im Moment leitet Schultze vor allem Begegnungen in der A-Jugend-Bundesliga und im Männerbnbereich in der Bayernliga. Aber das ist nur eine Momentaufnahme, wie es im Fußball oft so schön heißt. Zur Rückrunde könnte Schultze bei guten Leistungen erstmals in der Regionalliga Bayern als hauptverantwortlicher Referee eingesetzt werden. Wohin kann ihn sein Weg noch führen? Sogar bis in die Bundesliga? "Das weiß ich nicht und so weit schaue ich gar nicht nach vorne. Ich versuche, in jedem Spiel meine bestmögliche Leistung abzurufen und Spaß zu haben", betont Schultze. "Ich würde mich freuen, wenn ich dann die Leiter weiter hochklettern kann."

Schultze ist ein guter Kletterer. Von Hindernissen lässt er sich nicht aufhalten. Er sieht sie als Herausforderungen, die gelöst werden können. Die gelöst werden müssen. So hat er es schon immer gemacht. Besonders aber, seitdem er als Schiedsrichter tätig ist. Als einer der talentiertesten in Deutschland.

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