Vereinswechsel: Das musst du wissen!
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Photovoltaikanlage für den Sportplatz: Emissionen einsparen in Peitz.[Foto: Codiarts, der Dienstleister für Businessfotografie]
Die SG Eintracht Peitz möchte als erster deutscher Amateurfußballverein klimaneutral werden. Für ihr Engagement wurden die Lausitzer bereits überregional gewürdigt. FUSSBALL.DE hat mit Eintracht-Präsident Sebastian Bubner über den Transformationsprozess gesprochen und welche Bedeutung dieser für die Region hat.
Ostern, das Fest der Erneuerung: Der Auftakt zum Projekt Klimaneutralität hätte passender nicht gewählt werden können. Zwar musste die letztjährige Osteraktion von Eintracht Peitz digital stattfinden, dennoch sei sie sehr gut angenommen worden, berichtet Sebastian Bubner, Präsident der Eintracht. Erneut wurden Spenden von lokalen Unternehmen gesammelt, "mit denen wir zum einen unseren Nachwuchs und zum anderen ein gutes Projekt unterstützen." Nachdem die Eintracht 2019 das Kinderhospiz in Burg im Spreewald bedacht hatte, habe man 2020 ein eigenes Projekt angestoßen: "Peitz will klimaneutral werden".
Das Städtchen Peitz liegt in der brandenburgischen Lausitz, einer der größten Kohleabbauregionen Deutschlands. Nur wenige Kilometer vom Vereinsgelände der Eintracht entfernt steht das Braunkohlekraftwerk Jänschwalde, einer der schwersten CO2-Emittenten Europas. Wenn die Mannschaften hier trainieren oder ihre Heimspiele absolvieren, sind die Kühltürme von Jänschwalde immer in Sichtweite. Andererseits hat die Eintracht schon vor einigen Jahren eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installiert. Die Kühltürme eines Braunkohlekraftwerks im Hintergrund, Solartechnik im Vordergrund, das erzeugt ein eindrückliches Bild. In diesem Spannungsfeld entstand die Idee, den Klimaschutz prominent auf die Agenda zu setzen. "Wir haben uns gefragt, was spart unsere Photovoltaikanlage eigentlich ein, welche Emissionen gleicht sie eigentlich aus, und haben im Anschluss daran unser eigenes Projekt entwickelt", erzählt Bubner.
Zunächst ermittelte der Verein, wie groß der eigene CO2-Ausstoß tatsächlich ist, wobei sich die Berechnungen weitgehend auf den eigenen Sportplatz begrenzten. "Alles, was auf dieser Fläche passiert, haben wir berechnet", erklärt Bubner. Hinzugezählt wurden die Auto-Anfahrten zum heimischen Sportlerheim, sowie die Auswärtsfahrten, da diese Emissionen direkt mit dem Spielbetrieb zusammenhängen. Man hätte die Berechnungen auch noch weiter fassen können, erläutert Bubner, etwa in Betracht ziehen können, welchen CO2-Abdruck die Lebensmittel haben, welche die Spieler vor Trainings oder an Spieltagen zu Hause zu sich nehmen. Man habe darauf aber verzichtet, weil das nur indirekt mit dem Spielbetrieb in Verbindung stehe. Das Ergebnis: Der Verein setzt 25 Tonnen CO2 im Jahr frei. Durch die Photovoltaikanlage werden 12,5 Tonnen CO2 jährlich eingespart. Zum Vergleich: Die Pro-Kopf-Emissionen in Deutschland lagen 2018 bei etwa 10,4 Tonnen CO2.
"Keiner meinte: 'Seid ihr doof, wir brauchen die Arbeit, wir brauchen die Kohle'"
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten mit den eigenen Emissionen umzugehen. Die eine besteht darin, sie zu senken, die andere darin, einen Ausgleich für sie zu schaffen. Eintracht Peitz verfolgt ein hybrides Modell. "Wir wollen natürlich vom Berg ( der Emissionen, Anm.d.Red. ) abtragen, müssen andererseits aber auch Emissionen irgendwie ausgleichen", so Bubner. Den eigenen CO2-Verbrauch auf Null zu senken, sei unter Anbetracht der eigenen Mittel unrealistisch. "Wir können zum Beispiel nicht sagen, 'kauft euch alle E-Autos'." Um die Emissionen der An- und Abreisen zu Spielen dennoch zu reduzieren, wird ein emissionsarmer Kleinbus angeschafft, sodass die Spieler nicht mehr alle mit den eigenen PKWs anreisen müssen. Die SGE hat sich außerdem dazu entschieden, die Flutlichter und sämtliche anderen Lampen auf dem Vereinsgelände durch LEDs zu ersetzen, um auf diese Weise den Stromverbrauch zu senken.
Auch der Emissionsausgleich kommt auf verschiedenen Wegen zustande. Eine Maßnahme war die Pflanzung von Obstbäumen. Zukünftig sei denkbar, dass die Bambini des Vereins Patenschaften für neu gepflanzte Bäume übernehmen. "Jeder bekäme seinen eigenen Baum und müsste ihn pflegen. Wir müssen allerdings darauf achten, dass wir keine Flächen belegen, die wir anderweitig brauchen. Wir sind ja nicht nur im Fußball, sondern auch in anderen Sportarten wie Tennis oder Volleyball aktiv."
Nicht zuletzt soll die Solaranlage ausgeweitet werden, dort wo die Dachfläche noch frei ist. Die ersten Gespräche mit Investoren sowie mit Solararchitekten habe er bereits geführt, berichtet Bubner. Nur mit deren Unterstützung ist es möglich, dass die Eintracht den Solarausbau schon dieses Jahr bewältigt, um somit bereits 2022 rechnerisch klimaneutral zu sein. Bis spätestens 2023 jedoch soll das Ziel erreicht sein.
Doch wie wird das Engagement in der Region aufgenommen? Schließlich prägt das Kraftwerk Jänschwalde nicht nur das Landschaftsbild, auch zahlreiche Menschen verdienen in der Energiebranche ihren Lebensunterhalt. Etwa jedes zehnte Vereinsmitglied der Eintracht ist laut Bubner beim regionalen Energieriesen beschäftigt. "Sie stehen trotzdem alle hinter uns, die Resonanz innerhalb des Vereins ist wirklich positiv." Und auch von außerhalb habe es bisher keine negativen Reaktionen gegeben. "Keiner meinte: 'Seid ihr doof, wir brauchen die Arbeit, wir brauchen die Kohle'."
Bubner ist daher überzeugt, dass der Wille zu Transformationsprozessen in der Region weiter verbreitet sei, als gemeinhin angenommen. "Das zeigt, dass sich hier alles schon ein bisschen gewandelt hat. Und wir versuchen jetzt das, was innerhalb der Lausitz gedacht wird, auch nach außen zu tragen." Der Vereinspräsident und seine Mitstreiter sind pragmatische Macher und sehen in den Herausforderungen eines zwangsläufigen Strukturwandels immense Chancen für die Entwicklung ihres Vereins und der Region insgesamt. "Wir sind eine ganz heterogene Gruppe von Mitdreißigjährigen, die Bock auf den Verein haben und Bock haben, etwas zu bewegen. So haben wir einen Riesenvorstand gebildet, in dem jeder seine Aufgabe hat und wir doch sehr gut zusammenwirken, natürlich alles ehrenamtlich."
Für die Initiative "Peitz ist grün – Von den Ostereiern zur CO2-Neutralität" wurde Eintracht Peitz im vergangenen Jahr mit dem vom Deutschen Olympischen Sportbund verliehenen "Stern des Sports" in Brandenburg ausgezeichnet. Und so hatten sich Sebastian Bubner und seine Mitstreiter auch Hoffnungen gemacht, im Bundesfinale am 18. Januar den Goldenen Stern des Sports auf Bundesebene von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu erhalten. Dieser Traum hat sich fürs Erste nicht erfüllt. Allzu groß sei die Enttäuschung jedoch nicht, so Bubner. "Aber wir sind jetzt voller Tatendrang, das Ziel Klimaneutralität bereits vorzeitig nächstes Jahr zu erreichen!" Und dann werden sie den Griff nach den Sternen einfach erneut wagen.
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