Mit einem Trainingslager in die neue Saison!
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Schnell konnte Christian Schroeder (l.) bei seinem Comeback jubeln, nachdem Daniel Bartsch (2.v.l.) einen an Schroeder verwirkten Elfmeter verwandelt hatte.[Foto: Hans Krämer]
Die hoffnungsvolle Laufbahn von Christian Schroeder schien schon beendet gewesen zu sein. Jahrelang hatte der talentierte Angreifer nach einem komplizierten Schien- und Wadenbeinbruch an seinem Comeback gearbeitet. Zwischendurch gab er auf – und feierte nun eine glanzvolle Rückkehr: In seinem ersten Spiel nach mehr als acht Jahren hatte er maßgeblichen Anteil am 1:0-Heimsieg des FSV Salmrohr in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar Nord gegen die TuS Koblenz.
Sentimental wurde es in der Pressekonferenz nach dem Erfolg am Sonntag. Lars Schäfer rang mit den Tränen, während er auf Christian Schroeder zu sprechen kam. Als Mitspieler war der heutige FSV-Trainer dabei, als Schroeder am 12. Oktober 2013 im Auswärtsspiel der Salmrohrer bei Röchling Völklingen brutal gefoult wurde: "Christian schien seine sportliche Zukunft verbaut zu bekommen. Davor, wie Chris sich zurückgekämpft hat, kann ich nur den Hut ziehen. Er ist ein absolutes Vorbild für jeden Fußballer."
Vier Minuten waren am Sonntag im ersten Spiel nach der Winterpause absolviert, da wurde der inzwischen 28-jährige Schroeder im gegnerischen Strafraum von den Beinen geholt. Den fälligen Strafstoß verwandelte Daniel Bartsch für den FSV zum letztlich Sieg bringenden 1:0. "Eine konzentrierte, unaufgeregte, fokussierte Leistung", bescheinigte Coach Schäfer dem Comebacker, der nach gut einer Stunde den tiefen Platz des Salmtalstadions verlassen durfte. "Es war ein Spiel ohne viele Torchancen. Zweikämpfe und die Arbeit gegen den Ball standen im Vordergrund. Das haben wir als Kollektiv gut gelöst", bilanzierte Schroeder, der von einem "Mega-Gefühlsausbruch" sprach, dass er nach so langer Zeit wieder mitspielen konnte.
"Davor, wie Chris sich zurückgekämpft hat, kann ich nur den Hut ziehen. Er ist ein absolutes Vorbild für jeden Fußballer"
Die Geschehnisse an jenem 12. Oktober 2013 wird er aber sicher sein Leben lang nicht vergessen: In der 39. Minute stürmte ein Völklinger Gegenspieler dem schnellen Angreifer entgegen, grätschte mit vorgestreckter Sohle in dessen Beine und senste ihn um. Schroeder wälzte sich schreiend auf dem Boden. "Es hatte laut geknallt. Mein rechtes Bein stand komplett in die andere Richtung. Das war ein Riesenschock", erinnert sich Schroeder, der damals schon einen ersten größeren gesundheitlichen Rückschlag erlebt hatte und dennoch wieder auf einem vielversprechenden Weg schien.
Vom heimatlichen SV Mehring aus war er einst in die Regionalliga-B-Jugend von Eintracht Trier gewechselt. Als A-Junior kollabierte dem damals wie heute physisch starken, durchsetzungsfreudigen Offensivmann die Lunge. "Nach einem halben Jahr Pause war klar, dass ich viermal wöchentliches Training gesundheitsbedingt nicht mehr packe." Es ging für ihn nach Salmrohr, wo er zwar weiter in der Nachwuchs-Regionalliga spielen konnte, dort aber etwas weniger trainiert wurde. Später erkämpfte sich der talentierte Stürmer schnell einen Stammplatz in der ersten Mannschaft des FSV.
"Es gab Kontakte zum 1. FC Saarbrücken und zu U 23-Mannschaften von Profivereinen. Ich wollte nach meinem Abitur Sport studieren. Alles war bei mir auf den Sport fokussiert – und auf einmal ging gar nichts mehr!" Bereits kurz nach der rüden Attacke des Völklingers habe er zu seinem herbeigeeilten Vater Elmar gesagt, dass er wohl nie wieder Fußball spielen könne. Lange Zeit sollte er mit dieser Aussage auch recht behalten. Der Schien- und Wadenbeinbruch zog ein sogenanntes Kompartmentsyndrom nach sich. Muskeln und Nervengewebe starben ab. Aufgrund der aufgetretenen Blutgerinnsel schien sogar eine Beinamputation nicht ausgeschlossen. Während des sechswöchigen Krankenhausaufenthalts in Saarlouis wurde Schroeder wegen der aufgetretenen Komplikationen insgesamt achtmal operiert. Eine einmonatige Reha beim international anerkannten Fitmacher Klaus Eder im bayerischen Donaustauf schloss sich an.
Hier machte Schroeder auch Bekanntschaft mit damaligen Stars wie Sami Khedira und Neven Subotic, die sich nach größeren Verletzungen ebenfalls wieder in Form brachten. "Mit Neven war ich auch mal abends essen, und wir haben intensiver darüber gesprochen, wir schwer der Weg zurück ist. Er hat mich ermuntert, mit Tiefschlägen umzugehen und es wieder zu probieren", erinnert sich Schroeder an wichtige Ratschläge des damaligen Dortmunder Bundesligaprofis.
Nach der Reha in Donaustauf behandelte ihn Dominik Zwick, sein damaliger Salmrohrer Teamkollege und von Beruf Physiotherapeut. Schroeder kämpfte sich durchs Aufbautraining. Doch immer wieder machten ihm körperliche Rückschläge zu schaffen, mal ein Patellaspitzensyndrom, mal eine Knochenhautentzündung. Nach zwei Jahren gab Schroeder auf und beschränkte sich vorerst auf regelmäßige Besuche im Fitnessstudio, um den Körper zumindest ein wenig in Schuss zu halten.
Dem Fußball blieb er aber verbunden, wollte Talente fördern. Vier Jahre lang coachte er Nachwuchsteams in Salmrohr, begleitete dabei auch seinen Bruder Michael, der später zum 1. FC Kaiserslautern wechselte und seit vergangenem Sommer für die SV 07 Elversberg in der A-Junioren-Regionalliga spielt.
Ab und an kickte Christian Schroeder noch aus Spaß. "Und als mein Arbeitskollege Daniel Bartsch mich dazu ermunterte, ich solle es doch einfach noch mal versuchen, bin ich mit ihm zum Training nach Salmrohr." Nach den ersten Gehversuchen im November und Dezember ("Es war einfach noch mal ein super Gefühl, auf dem Platz zu stehen und mit den Jungs in der Kabine zu sein.") stieg der bei einem Versicherungsmakler in Luxemburg tätige Schroeder ab Mitte Januar in die Wintervorbereitung ein.
Lars Schäfer baute den Angreifer Schritt für Schritt auf und gab ihm in den Tests mehr und mehr Einsatzzeiten. "Fußball ist wie Fahrradfahren. Das verlernt man nicht", hatte der FSV-Trainer bereits Mitte Januar gesagt. Durch seine Eindrücke aus den vergangenen Wochen sah er sich in dieser Aussage bestätigt.
Nach der jahrelangen Pause melde sich der Körper schon noch, verrät Schroeder. "Die Belastungen gehen nicht spurlos an einem vorbei." Die gute Stunde im ersten Pflichtspiel nach so langer Zeit gegen Koblenz steckte er aber ordentlich weg: "Auf dem Platz fielen mir die Meter zunehmend schwerer, aber am Morgen danach kam ich ganz gut aus dem Bett."
Mit 28 Jahren zählt der Comebacker nun schon zu den älteren Kräften in der Mannschaft des früheren Zweitligisten (1986/1987) und Deutschen Amateurmeisters von 1990. Bis Sommer will er "alles dafür geben, dass der FSV Salmrohr den Klassenverbleib schafft". Und danach? So weit will Schroeder noch nicht blicken. Dafür musste er im Laufe seines Fußballerlebens schon zu viele Rückschläge hinnehmen.
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