Der Schutz von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ist elementarer Bestandteil des überwiegend ehrenamtlichen Engagements in den Sportvereinen und -verbänden. Der Breitensport setzt sich für ein gewaltfreies und sicheres Miteinander ein. Studien mit Leistungssportler*innen zeigen allerdings, dass der organisierte Sport keine gewaltfreie Zone ist, Grenzverletzungen und sexualisierte Gewalt sind bittere Realität. Das Forschungsprojekt "SicherImSport" soll nun wichtige Erkenntnisse liefern, um insbesondere Kinder und Jugendliche noch besser schützen zu können. FUSSBALL.DE beantwortet alle Fragen zur aktuellen Studie.
Was soll die Studie bewirken?
Das Forschungsprojekt "SicherImSport - Sexualisierte Grenzverletzungen, Belästigung und Gewalt im organisierten Sport" wird vom Landessportbund NRW finanziert und vom Universitätsklinikum Ulm und der Bergischen Universität Wuppertal in Kooperation mit den Landessportbünden Berlin, Rheinland-Pfalz, Thüringen, Baden-Württemberg, Hessen, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt durchgeführt.
Ziel dieser Studie ist es, umfassende Daten zu Häufigkeit und Formen von sexualisierten Grenzverletzungen, Belästigung und Gewalt in Sportvereinen zu erheben, um einen Überblick über das Ausmaß im Breitensport zu bekommen. Diese Daten werden durch eine anonymisierte Online-Erhebung bei Vereinsmitgliedern noch bis Ende Juni erhoben. Ein weiterer Inhalt der Studie richtet sich in Punkt zwei an alle Stadt- und Kreissportbünde sowie Fachverbände, die mittels Online-Fragebogen per Mail über den Status Quo der Prävention und Intervention sowie die Rekonstruktion von Fällen sexualisierter Gewalt im organisierten Sport befragt werden.
Mit Abfrage dieser beiden Module sollen Erkenntnisse aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden, die hochgradig relevant für die Interventionspraxis sind.
Weitere Details zum Forschungsprojekt finden Sie auf der Webseite des Universitätsklinikum Ulm , auf der Webseite der Bergischen Universität Wuppertal oder auf der Webseite des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen .
Was sind die Hintergründe der Studie?
Bis dato gibt es zwar vereinzelte Beispiele für sexuelle Übergriffe oder Gewalttätigkeiten im Sportbereich, die Dunkelziffer scheint laut Expert*innen jedoch deutlich höher zu sein.
Prof. Dr. Bettina Rulofs (Leiterin im Arbeitsbereich Sportsoziologe/Uni Wuppertal) und Dr. Marc Allroggen (Leitender Oberarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Uniklinik Ulm) verweisen auf die Wichtigkeit der Datenerhebung: "Tatsächlich ist bislang nicht klar, wie häufig es im gemeinnützig organisierten Vereinssport zu Belästigung und Gewalt kommt oder wie die Tatumstände sind. Auch interessiert es uns, wie Betroffene dies erleben und damit umgehen, aber auch wie die Vereine und regionalen Verbände mit Fällen von Grenzüberschreitungen umgehen." Die Klärung dieser Fragen ist für die Entwicklung und Durchführung von vorbeugenden Maßnahmen und Schutzkonzepten auf Verbands- und Vereinsebene essenziell und leistet einen wesentlichen Beitrag zur systematischen Aufarbeitung der Gewaltproblematik im Breitensport.
Wer kann an der Studie teilnehmen und wie?
Die anonymisierte Online-Umfrage richtet sich an alle Mitglieder von Sportvereinen. Voraussetzung für die Teilnahme ist ein Mindestalter von 16 Jahren. Bitte nehmen Sie sich einen Moment Zeit und leisten Sie mit der Teilnahme an der Studie einen wichtigen Beitrag zu Gewaltfreiheit im organisierten Sport. Unter dem folgenden Link kommen Sie zur Befragung: https://ww2.unipark.de/uc/Vereinsmitgliederbefragung_SicherImSport/
Was geschieht mit den Studien-Ergebnissen?
Die finalen Forschungsergebnisse werden nach der Auswertung anonymisiert zur Verfügung gestellt, sodass die Präventionsarbeit im organisierten Sport zukünftig gemeinsam weiterentwickelt werden kann und Sportorganisationen künftig zu noch verlässlicheren und sichereren Orten für Sportvereinsmitglieder werden.
Welche Präventionsarbeit leistet der DFB in den Bereichen sexualisierte Gewalt und Kinderschutz?
Der DFB engagiert sich in zweierlei Hinsicht gegen sexualisierte Gewalt. Einerseits sind Trainer*innen und Betreuer*innen der Junior*innenteams zum Schutz der jungen Spieler*innen verpflichtet, ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorzulegen, während sie fortlaufend im Umgang mit Kindern und Jugendlichen geschult werden. Bei seinem Kooperationspartner, dem Deutschen Kinderschutzbund ist zudem seit 2015 eine anonyme, unabhängige Kompetenz-, Informations- und Beratungsstelle für die Spieler*innen, Eltern und Funktionsteams der DFB-Auswahlmannschaften und -Stützpunkte eingerichtet.
Andererseits stellt der DFB den knapp 25.000 Vereinen über seine 21 Landesverbände Informationsmaterial für Kinderschutz im Fußball zur Verfügung, bildet Ansprechpersonen aus und weiter und bietet in Kooperation mit den Landessportbünden und der Deutschen Sportjugend Fortbildungen zur Sensibilisierung und Schulung der Vereinsverantwortlichen an. Diese Punkte bilden das gemeinsam mit den Landesverbänden 2015 verabschiedete Konzept zur Prävention von und Intervention bei Sexualisierter Gewalt im Fußball, das der DFB und seine Landesverbände sukzessive umsetzen. Spezielle Unterstützungsangebote und Hilfe finden Sie unter: www.dfb.de/kinderschutz