Es ist eine Bilanz, die ziemlich einmalig im deutschen Amateurfußball sein dürfte. Ein Spitzenreiter mit einer Tordifferenz von -3. Das ist aktuell in der Kreisklasse Passau der Fall. Die DJK SV Schaibing hat nach neun Partien bereits 21 Punkte auf dem Konto und thront ganz oben im Tableau. Vor dem SV Neukirchen vorm Wald und der SG Thyrnau/Kellberg - beide übrigens mit einem deutlich positiven Torverhältnis. Beim Spitzenreiter aus Schaibing sieht das anders aus. Die Mannschaft von Mario Breu hat 17 Tore gemacht - fünf davon hat Abwehrchef Jürgen Weishäuptl per Elfmeter erzielt. Aber sie hat auch schon 20 Treffer kassiert.
Damit jedoch nicht genug. Die Statistik wird noch verrückter: Die Schaibinger haben alle sieben Saisonsiege mit genau einem Tor Unterschied gefeiert. Die beiden Niederlagen hingegen fielen deutlich aus - 0:3 und 0:7. "So eine Konstellation haben wir natürlich auch noch nicht erlebt", sagt der sportliche Leiter Simon Lemke. "Bei uns in der Gegend wird viel darüber gesprochen. Wir können mit der Situation gut leben. Natürlich tut das jedem Verein gut, wenn er von Kollegen und Freunden auf die aktuelle Tabellensituation angesprochen wird. Trotzdem wollen wir den Fokus nicht vom Sportlichen nehmen und schauen von Woche zu Woche."
"Da passieren die ungewöhnlichsten Dinge"
Am Donnerstag, dem Tag der deutschen Einheit, hat die DJK SV Schaibing die Möglichkeit, aus einer negativen eine positive Tordifferenz zu machen und die Spitzenposition zu festigen. Ein Nachholspiel bei Schlusslicht SV Untergriesbach steht auf dem Programm. Das Duell sollte bereits vor einigen Wochen über die Bühne gehen, war aber den extremen Regenfällen zum Opfer gefallen. Lemke warnt allerdings davor, den Gegner trotz der Tabellenkonstellation zu unterschätzen: "Untergriesbach hat zwar erst einen Punkt, aber das bedeutet nicht viel. Erstens ist es ein Gemeindederby, und zweitens ist diese Kreisklasse extrem ausgeglichen. Da passieren die ungewöhnlichsten Dinge." Unter anderem hat diese Liga einen Spitzenreiter, der mehr Tore kassiert als geschossen hat…
"Wir betreiben hier ehrlichen Amateursport, bei uns gibt es kein Geld zu verdienen, wir leben von der Gemeinschaft"
{{photo.caption}}
{{photo.copyright}}
Die DJK SV Schaibing ist dafür bekannt, besondere Geschichten zu schreiben. Das Ungewöhnliche ist hier das Normale. So hat der Verein in den vergangenen drei Jahren die Saison immer erst nach der Relegation beendet. Vor drei Jahren gelang auf diesem Weg der Sprung aus der A-Klasse in die Kreisklasse, in den vergangenen beiden Saisons brauchte der Klub jeweils die Relegation, um den Abstieg zu vermeiden.
Und was ist in dieser Spielzeit möglich? "Wir wollen eine sorgenfreie Saison ohne Abstiegsnöte spielen", so Lemke. "Wenn uns das gelingt, sind alle glücklich. Und hier sind wir im Moment auf einem guten Weg."
Und wenn es doch so kommen sollte, dass die Mannschaft ihren Lauf fortsetzen, dass sie einfach immer weiter jedes Spiel mit einem Tor Unterschied gewinnt und am Ende ganz oben steht? "Darüber haben wir noch gar nicht gesprochen", sagt der Sportliche Leiter. "Wir beschäftigen uns mit dem Thema Aufstieg momentan gar nicht. Bei uns sind alle aus Spaß am Fußball dabei. Wir betreiben hier ehrlichen Amateursport. Bei uns gibt es kein Geld zu verdienen. Wir leben von der Gemeinschaft. Und so soll es auch bleiben."
Autor/-in: Sven Winterschladen