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Georgien, China und nun Saarburg: Yadigar Görür ist ordentlich herumgekommen.[Foto: privat]
Frauen-Rheinlandliga statt Serie A, FSG Saarburg/Serrig statt Cagliari Calcio: Im Frühjahr stand Trainer-Weltenbummler Yadigar Görür in Kontakt mit dem italienischen Erstligisten. Corona machte das Engagement als Performance-Coach aber (zunächst) unmöglich.
"Wieder in den Profibereich zurückzukehren, wäre natürlich super gewesen. Doch jetzt stürze ich mich auch hier voll in die Sache und will Saarburg/Serrig weiterbringen", sagt der 49-jährige Trierer, der gebürtiger Kölner und türkischer Staatsangehöriger ist.
Nach dem Abgang von Heiko Herrmann während der Corona-Pause im April sei man bei der Suche nach einem neuen Trainer auf Görür gestoßen, sagt Romina Santo, die bei der Fußballspielgemeinschaft von der Saar auf dem Platz mitwirkt und zudem Frauen-Abteilungsleiterin ist. Sie habe Görür aus seiner Zeit beim damaligen Frauen-Rheinlandligisten SG Fidei in der Saison 2017/2018 gekannt.
Beeindruckt ist sie vom Werdegang des neuen Coachs. Nach seiner Zeit als Profikicker (unter anderem kurzzeitig bei Fortuna Köln , in Türkeis erster Liga, in Österreich, Tschechien und Frankreich) arbeitete Görür zum Beispiel in Georgien für Lok Tiflis, in China und im Trainerstab des heutigen englischen Premier-League-Klubs Sheffield United an einer Akademie in Indien. "Ich hatte mir zunächst keine großen Hoffnungen gemacht, ihn für uns gewinnen zu können", gibt Santo zu.
"Wir machen alles mit Ball. Die Mädels merken so gar nicht, dass sie spielerisch auch was für ihre Kondition tun. Das erhöht den Spaß enorm"
Sie konnte Görür zu einem Probetraining Anfang Juli überreden, um das Team kennenzulernen. Mit Erfolg. "Er war angetan von der Mannschaft und sieht Potenzial." Nach einer schweren Herz-Operation vor gut einem Jahr ist er froh, wieder auf dem Platz stehen zu können: "Ich will den Mädels was beibringen."
Um Santo und ihre Teamkolleginnen fit für die neue Saison zu machen, kann Görür auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen. In der Jugend des 1. FC Köln wurde er einst ausgebildet, ehe es seine Familie Mitte der Achtziger zurück in die Türkei zog. Dort schnupperte Görür mit 17 Jahren Profiluft – unter dem späteren Nationaltrainer Fatih Terim bei Ankaragücü. Für den zuvor in der 2. Bundesliga bei Union Solingen aktiven Engelbert Buschmann war Görür zudem als Dolmetscher tätig. Dann zog es ihn aber weg, um den Wehrdienst in der Türkei zu umgehen.
Der Traum, in den USA Fußball-Karriere zu machen, zerschlug sich. "Phasenweise musste ich mich in New York mit Gelegenheitsjobs als Kellner oder in Wäschereien über Wasser halten." Im Dress der Halbprofis der Brooklyn Italiens fiel er dann aber den Scouts des damaligen österreichischen Erstligisten Wiener SC auf. Hier stand er unter anderem mit dem späteren Bundesligaprofi Claus Reitmaier in einem Team. Durch eine Kreuzbandverletzung im rechten Knie lernte Görür früh, auf die Zähne zu beißen. Racing Straßburg in Frankreich, Viktoria Zizkov in Tschechien, einige türkische Klubs – bei Antalyaspor zählten auch die früheren Bundesligaspieler Dirk Schuster und Maurizio Gaudino zu seinen Mannschaftskameraden – schlossen sich an. Bei Panionios Athen verkrachte er sich 2006/2007 mit Trainer Ewald Lienen und wechselte in die zweite griechische Liga zu Atromitos.
Begeistert davon, wie man Spieler auch durch Einflüsse anderer Sportarten fitmachen kann ("Elemente aus dem Hockey, Volleyball und Basketball mit schnellen Vor- und Rückwärtsbewegungen helfen auch den Fußballern"), fand er während seiner Spielerstation beim chinesischen Club Chengdu Gefallen am Trainermetier. Prompt hatte er als Performance Coach maßgeblichen Anteil am Aufstieg in die erste Liga.
Als besonders prägend empfand Görür seine Zeit bei Lok Tiflis in Georgien. Im fünfköpfigen Trainerteam übernahm er durch seine mitreißende Art direkt eine leitende Funktion. Disziplin einzuführen und die Spieler dazu zu animieren, auf die richtige Ernährung zu achten, war ihm zunächst besonders wichtig: "Pünktlich und ausgeschlafen zum Training zu kommen, war vorher bei Lok nicht unbedingt selbstverständlich..." Abenteuerliche Auswärtsfahrten auf maroden Straßen des Kaukasusstaates sind ihm aus dieser Zeit genauso in Erinnerung geblieben wie die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Georgier. Gerne wäre er länger geblieben. Nach ein paar Monaten war Ende Mai 2015 aber schon wieder Schluss: "Meine Erwartungen sind nicht erfüllt worden, Versprechungen wurden nicht immer eingehalten."
Durch seinen Hauptberuf als Personaltrainer kam Görür später in Kontakt mit Dennis Peters, dem Vorsitzenden des SV Alemannia Trier. In der Saison 2018/2019 eilte er mit den Spielern des sonst oft als disziplinlos verschrienen Klubs in der C-Liga Trier/Eifel im Fußballverband Rheinland von Erfolg zu Erfolg. "Auf die Dauer haben einige Jungs aber dann doch nicht so für den Fußball gelebt, wie ich es mir gewünscht hätte", sagt Görür im Rückblick.
Von dem Training, "wie wir es bislang gar nicht kannten" (O-Ton Romina Santo) versprechen sie sich nun bei Saarburg/Serrig einiges. "Wir machen alles mit Ball. Die Mädels merken so gar nicht, dass sie spielerisch auch was für ihre Kondition tun. Das erhöht den Spaß enorm", sagt der neue Coach.
Vom Tisch ist so auch der freiwillige Rückzug in die Bezirksliga. Bis zum coronabedingten Abbruch hatte die FSG als Neuling in einem Dutzend Partien gerade einmal sechs Punkte geholt und rangierte nur auf dem vorletzten Tabellenplatz.
Durch den von Coach Görür entfachten, neuen Schwung hoffen sie bei der FSG sogar, mehr als nur den reinen Klassenverbleib schaffen zu können. „Wir peilen einen Mittelfeldplatz an“, sagt Santo selbstbewusst.
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