Torjägerin Wenzig: "Manchmal steht mir mein Ehrgeiz im Weg"

Mit 37 Treffern in gerade mal 16 Spielen hat Chantalle Wenzig exakt die Hälfte aller Tore für den 1. FFC Chemnitz in der Landesklasse Sachsen erzielt. In der Wertung zur Torjägerkanone für alle in der 5. Liga liegt sie nur drei Treffer hinter Tamina Gähler von Rot-Weiß Oberhausen auf Rang zwei. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht die 23 Jahre alte Wenzig über ihren Torriecher und Marco Reus.

FUSSBALL.DE: Beim 5:0-Auswärtserfolg beim SV 1861 Kirchberg haben Sie bereits Ihre Saisontreffer 36 und 37 erzielt. Warum läuft es in dieser Saison so gut?

Chantalle Wenzig: Seitdem unser Trainer Sadegh Ghanavati vor zweieinhalb Jahren zu uns gekommen ist, haben wir als Team große Fortschritte gemacht. Unser Spielaufbau ist besser, wir kombinieren uns in den gegnerischen Strafraum und sind extrem torgefährlich. Davon profitiere auch ich.

Waren Sie immer schon so torgefährlich?

Wenzig: In der vorherigen Saison waren mir 26 Treffer gelungen. Ich musste mir den Titel als beste Torschützin in unserer Liga allerdings mit Jessica Kunz vom 1. FC Rodewisch teilen. In dieser Spielzeit möchte ich gerne ganz oben auf dem Treppchen stehen. (lacht)

Wie ist bei Ihnen die Begeisterung für den Fußball entstanden?

Wenzig: Meine Eltern und meine beiden Geschwister interessieren sich überhaupt nicht für Fußball. Dennoch ist mein Papa Enrico bei jedem Heimspiel dabei und unterstützt mich. Meine komplette Kindheit habe ich auf dem Bolzplatz verbracht und mit den Jungs gezockt. Seit 2016 spiele ich für den 1. FFC Chemnitz, habe bei den C-Juniorinnen angefangen.

Wie würden Sie Ihre eigenen sportlichen Qualitäten beschreiben, und in welchen Bereichen sehen Sie noch Luft nach oben?

Wenzig: Ich bin schnell, suche immer sofort den Torabschluss und kann mich in Eins-gegen-Eins-Situationen ganz gut durchsetzen. Wenn es um die Verwertung von Flanken geht, tue ich mich aber schwer. In diesem Bereich will ich mich auf jeden Fall verbessern. Ich bin bereits seit vielen Jahren Kapitänin, übernehme auf und neben dem Platz Verantwortung. Manchmal steht mir mein großer Ehrgeiz ein wenig im Weg.

Gab es in Ihrer Kindheit Vorbilder, die Sie inspiriert hatten?

Wenzig: Ich bin großer Fan des Chemnitzer FC, schaue mir die Spiele der Männer in der Regionalliga Nordost ganz gerne im Stadion an. In der Bundesliga ist Borussia Dortmund mein Lieblingsverein. Ich habe mir viel von BVB-Angreifer Marco Reus abgeschaut. Schade, dass er nicht mehr dabei ist.

"Meine komplette Kindheit habe ich auf dem Bolzplatz verbracht und mit den Jungs gezockt"

Haben Sie das Ranking der Torjägerkanone für alle fest im Blick?

Wenzig: Ganz ehrlich: Erst vor wenigen Tagen habe ich durch eine Freundin davon erfahren. Jetzt bin ich aufgeregt, motiviert und ehrgeizig, habe gegenüber meiner Konkurrentin aber leider einen kleinen Nachteil.

Welchen?

Wenzig: In unserer Liga hat sich der FFV Phoenix Zwickau vom Spielbetrieb zurückgezogen. Gegenüber der führenden Tamina Gähler von Rot-Weiß Oberhausen habe ich jetzt zwei Spiele weniger, um sie noch abzufangen. Sollten mir die zwei Tore aus dem Hinspiel gegen Zwickau abgezogen werden, muss ich mich sogar noch mehr sputen, um noch ganz vorne zu landen.

Was würde Ihnen der Gewinn der Trophäe bedeuten?

Wenzig: Es wäre nicht nur für mich, sondern auch für meine Mannschaft eine große Ehre. Tatsächlich wäre ich traurig, wenn ich im Ranking abfallen würde. Der mannschaftliche Erfolg ist mir jedoch wichtiger.

Mit welchen persönlichen Zielen gehen Sie in den Saisonendspurt?

Wenzig: Sportlich will ich immer den maximalen Erfolg, möchte aufsteigen und in der Wertung zur Torjägerkanone für alle möglichst ganz oben stehen. Privat arbeite ich aktuell als Postzustellerin, strebe demnächst eine Ausbildung als Tischlerin an.