Während der wenigen Monate, in denen sie im Spätsommer und Herbst 2020 zwischen den beiden Coronapausen kicken durften, haben die A-Junioren der Jugendspielgemeinschaft (JSG) Trier-Süd mächtig für Furore gesorgt. Mit 26:3 Toren und der Maximalausbeute von zwölf Punkten aus vier Spielen führen sie aktuell das Klassement der Kreisliga Trier an. Die Partie, von der sie auch gut vier Monate später in den Trierer Stadtteilen Feyen/Weismark und Heiligkreuz noch mit Abstand am meisten schwärmen, fand aber am 1. September im A-Junioren-IKK-Rheinlandpokal statt. Scheinbar aussichtlos lag die Kombination der beiden Vereine VfL Trier und DJK St. Matthias im benachbarten Konz bei der JSG Saar-Mosel schon mit 1:6 zurück, um am Ende beim 7:6 doch noch der strahlende Sieger zu sein.
Binnen gut einer Viertelstunde gelang der JSG Trier-Süd seinerzeit sage und schreibe ein halbes Dutzend Treffer. "Ich pfeife jetzt 32 Jahre Fußballspiele, so etwas habe ich aber noch nicht erlebt", sagte Markus Hendle damals. Der erfahrene Schiedsrichter hatte zwischendurch mit den Hitzköpfen auf beiden Seiten einiges zu tun. Nach gut einer Stunde entwickelte sich ein Gerangel auf dem Platz. Insgesamt handelten sich dabei zwei Konzer Spieler die im Jugendbereich möglichen Fünf-Minuten-Zeitstrafen ein. Auf beiden Seiten gab es zudem eine Rote Karte. "Und ich sage noch: Jungs, was soll das bei diesem Spielstand, es ist doch alles entschieden", so Hendle im Nachhinein.
"Das waren ja fast Handballverhältnisse"
Die Partie der beiden Kontrahenten aus der A-Junioren-Kreisliga Trier war geprägt von starken Offensivleistungen und schwachen Defensivreihen. Mit vier Treffern überragte bei den von Ralph Güth trainierten Konzern Louis Berens, für die noch Niklas Wacht und Max Dickmann trafen. Bei den Gästen erzielte Leon Schwickerath sogar fünf Treffer. Zudem waren Elias Blasius und Luke Lazzaro erfolgreich. "Leon war unser einziger Spieler in Normalform", berichtete Karl Kronenburg, der die Trierer gemeinsam mit Dieter Meseke coacht und von Norbert Kohn als Betreuer unterstützt wird.
"Und ich sage noch: Jungs, was soll das bei diesem Spielstand, es ist doch alles entschieden"
Nach vielen Jahrzehnten als Trainer, unter anderem beim VfL Trier, FSV Trier-Tarforst , SV Krettnach und in Luxemburg, hat auch Kronenburg eine Begegnung mit einem solchen Verlauf noch nicht mitgemacht: "Das waren ja fast Handballverhältnisse." Sogar verdient habe das Saar-Mosel-Team derart hoch geführt, unterstreicht sein Kollege Meseke.
Nach den abgesessenen Zeitstrafen war an jenem 1. September auf beiden Seiten bei Beginn der Aufholjagd mit zehn Spielern wieder personeller Gleichstand hergestellt. Konz-Trainer Güth vermisste aber schmerzlich den des Feldes verwiesenen Abwehrrecken Michael Melchior. Zudem hätte sich die mangelnde Trainingsbeteiligung in der Vorbereitung negativ bemerkbar gemacht, so Güth: "Wenn im Schnitt nur 50 Prozent des Kaders da sind, reicht die Fitness halt nicht."
Dank ihrer physischen Vorteile und der taktischen Alles-oder-Nichts-Ausrichtung konnten die Schützlinge des Gespanns Kronenburg/Meseke in der Schlussviertelstunde enorm zulegen. "Wenn dann das 6:2 und kurz danach das 6:3 fällt, gewinnt das Geschehen auf einmal eine gewisse Eigendynamik", sagte Güth, der die "tolle Moral" des Gegners ausdrücklich lobte. Auch sein Pendant Meseke hob den "wahnsinnigen Charakter unserer Mannschaft" hervor.
Im Nachhinein sei der Spielverlauf für sein Team "ein Schuss vor den Bug gewesen", berichtet Meseke mit ein paar Monaten Distanz. "Die Jungs haben einerseits gesehen, wohin es gehen kann, wenn man nicht konzentriert ist, andererseits wurde ihnen auch deutlich, dass es sich immer noch lohnt, zu kämpfen - selbst in vermeintlich ausweglosen Situationen."
Wann auch immer es wieder auf dem Platz nach der aktuellen Coronapause weitergeht: Die A-Junioren aus dem Trierer Süden wollen nicht nur den Aufstieg in die Bezirksliga schaffen, sondern haben auch noch im Rheinlandpokal einiges vor. In der nächsten Runde wartet der Rheinlandligist FSV Trier-Tarforst. "Ein hochinteressantes Spiel, nicht nur wegen des Lokalcharakters, sondern auch, weil unsere Jungs unbedingt zeigen wollen, dass sie selbst mit einem solch starken Gegner mithalten wollen", so Meseke. Egal, wie dieses Zweitrundenspiel ausgeht: In die Geschichte des A-Junioren-Rheinlandpokals sind die Trierer schon jetzt eingegangen.