EM 2024: Die Heimatklubs der Nationalspieler
Das DFB-Team steht bei der Heim-EM nach zwei Spielen schon im Achtelfinale. Doch wo genau haben die Nationalspieler ihre ersten Schritte am Ball gemacht?
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[Foto: Michael Kämpf]
Die Wimpel der gegnerischen Mannschaften hat niemand gesammelt, geschweige denn feinsäuberlich aufgehängt. Dabei liest sich die Liste der Gästeteams wie das Who-is-Who des deutschen Spitzenfußballs: Bayer 04 Leverkusen, Eintracht Frankfurt, Hannover 96 und Werder Bremen sind nur einige der Profiklubs, die schon auf Norderney Station gemacht haben - und eben auch gegen die Fußballer des örtlichen Amateurvereins angetreten sind. "Klar, das ist auf jeden Fall eine gute Sache", sagt Deniz Cömertpay. Von übertriebener Ehrfurcht zeugen die Worte des Spielertrainers des TuS Norderney aber nicht. Das liegt wohl auch daran, dass es für die Inselfußballer seit vielen Jahren beinahe selbstverständlich dazugehört, in der Sommerpause den Größen des deutschen Fußballs statt den Kontrahenten der Ostfriesland-Klasse C gegenüberzustehen.
Dennoch haben sich einige Erlebnisse in die Erinnerung eingebrannt. "Ich kann mich an einen Pressschlag mit Simon Rolfes erinnern. Das war schon etwas anderes. Da war ordentlich Zug drin und ich habe angesichts der Athletik gemerkt, dass die Profis ganz anders trainieren", sagt Cömertpay. Auch die Antrittsschnelligkeit von Karim Bellarabi habe ihn beeindruckt, betont der 28-Jährige, der seit 2011 gemeinsam mit dem drei Jahre älteren Jens Harms den TuS coacht. Zumeist sei der Umgang mit den Bundesligaspielern vor und nach den Partien völlig entspannt. Und wenn die Profis nach den Trainingseinheiten auf den drei Rasenplätzen des Eilands und den langen Strandläufen ausnahmsweise abends um die Häuser zögen, laufe man sich eben auch schon mal über den Weg. "So viele Läden zum Ausgehen gibt es hier ja nicht", sagt Cömertpay, der wie sein Kompagnon auf Norderney groß geworden ist. "Mit Bernd Leno haben wir zum Beispiel noch in einem Club gefeiert", so der dunkelhaarige Lockenkopf. Für andere Kreisliga-Spieler wäre das zweifellos eine richtig große Sache. Doch Harms und Cömertpay erzählen mit friesischer Gelassenheit von ihren Erlebnissen. Leuchtende Augen bekommen die beiden erst beim Gedanken an einen Wunschgegner. "Vor einiger Zeit hieß es, Chrystal Palace aus der Premier League denke über ein Trainingslager auf Norderney nach. Das wäre natürlich noch einmal eine ganz andere Erfahrung", sagt Harms.
In diesem Sommer mussten sich Harms, Cömertpay und ihre Teamgefährten mit Duellen gegen die großen Namen der Vergangenheit begnügen. Frank Mill, Olaf Thon und Martin Max waren da, weil Schalke 04 und Borussia Dortmund ihre Traditionsteams in den Norden geschickt hatten. Auch das lockte großes Publikum auf die zwischen Hafen und Kurpark gelegene Sportanlage. Mehr als 600 Zuschauer verfolgten die Matches der Alt-Stars gegen den TuS Norderney. Vergleichbar große Resonanz erzeugen die Meisterschaftsspiele nur selten. Zum Derby gegen Juist begleiteten das Team schon einmal mehrere Hundert Unterstützer. Die Stimmung während der Schiffstour auf die Nachbarinsel sei einzigartig gewesen, erzählt Cömertpay. Doch das 4:1 wird vorerst der letzte Erfolg gegen den Nachbarn bleiben. "Juist musste aufgrund von Personalmangel seine Mannschaft abmelden", erklärt Harms.
"Neulich haben wir drei Boote von Privatleuten organisiert, um von einem Auswärtsspiel überhaupt zurückzukommen"
Ganz unbekannt sind auch ihm diese Sorgen nicht. Obwohl Norderney mit 6000 Einwohnern über ein vergleichsweise großes Spielerpotenzial verfüge, mache die große Fluktuation im Kader ihm und Cömertpay doch zeitweise arg zu schaffen. Zum Studium verließen viele Vereinsmitglieder die Insel. Manche könne man immerhin dafür begeistern, zumindest ab und an auszuhelfen. Für die Mannschaftsmitglieder, die auf Norderney lebten, seien vor allem die zeitraubenden Auswärtstouren ein Problem. "Wir müssen alle zwei Wochen auf dem Festland antreten. Inklusive der Fährfahrten geht dafür fast der ganze Tag drauf", sagt Harms, der an der örtlichen Gesamtschule mit Gymnasialzweig Mathe und Geschichte unterrichtet. Er stellt mit seinem Job die Ausnahme dar. Die meisten Insulaner verdienen ihr Geld mit dem Tourismus. Cömertpay führt beispielsweise einen Fahrradverleih. Da wird jede Hand gebraucht. Vor allem im Sommer, wenn Tausende Gäste das ostfriesische Eiland bevölkern.
Weil die Fähren nicht rund um die Uhr verkehren, muss für die rechtzeitige Rückkehr auch schon mal improvisiert werden. "Neulich haben wir drei Boote von Privatleuten organisiert, um von einem Auswärtsspiel überhaupt zurückzukommen", sagt Harms. Die Tücken dieses Alltags schweißen aber auch zusammen. "Wir haben hier sicherlich einen besonderen Teamgeist", meint er und Cömertpay stimmt zu. Ohnehin könnten sich die beiden ein Leben auf dem Festland nicht vorstellen. Der Zusammenhalt der Insulaner, der Blick auf das Meer und das trotz des Rummels während der Hochsaison überschaubare Leben seien einfach etwas Besonderes. Und für großen Fußball müssen die beiden ihre Insel sowieso nicht verlassen. Denn der macht regelmäßig Station auf dem heimischen Rasen.
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