Nach zwei Jahren ist er wieder zurück. Jetzt auch dauerhaft. Im Saisonendspurt der Regionalliga Bayern, die für den SV Viktoria Aschaffenburg am Samstag, 25. Februar (ab 14 Uhr), mit der Partie bei der U 23 der SpVgg Greuther Fürth beginnt, gehört Luca Dähn wieder fest zum Kader des ehemaligen Zweitligisten. Der 27 Jahre alte Innenverteidiger hatte im Frühjahr 2021 die heimischen Gefilde verlassen, um in den USA seinen Master-Abschluss im Fach Business Administration zu machen.
"Es ist eine schöne Sache, wieder zurück zu sein", freut sich der gebürtige Hanauer im Gespräch mit FUSSBALL.DE darüber, viele bekannte Gesichter wiederzusehen. "Ich verstehe mich super mit den Jungs und hatte schon während der Semesterferien die Möglichkeit genutzt, bei der Viktoria am Training teilzunehmen und zu Saisonbeginn jeweils einige Partien zu absolvieren. Der Kontakt war also immer da."
Nach seinem absolvierten Bachelor-Studium an der Fernuniversität Hagen im Bereich Wirtschaftswissenschaften war Dähn schnell klar, dass er auch noch seinen Master machen will. "Da hatte die USA einfach einen großen Reiz auf mich", begründet er den Schritt ins Ausland. "Zum einen aus akademischer Sicht. Ich fand den Gedanken spannend, mich auf Englisch weiterzubilden und dabei ein neues Land kennenzulernen. Und zum anderen fußballerisch, weil in den USA viel Geld in den College-Sport investiert wird. Die Möglichkeiten vor Ort waren super und sehr professionell. Allein, wenn man sich die Krafträume anschaut."
Wertvolle Tipps vom Mitspieler
"Die Möglichkeiten vor Ort waren super und sehr professionell"
Mit dem möglichen Schritt in die USA hatte sich Luca Dähn schon einige Monate im Voraus beschäftigt. "Da hatte ich den Vorteil, dass ich meinen Mitspieler und Kumpel Elias Niesigk fragen konnte, da er zuvor schon wegen seines Studiums in den USA war." Auch Dähn wandte sich anschließend an eine Agentur, die auf die Vermittlung von Sport-Stipendien in den USA spezialisiert ist. "Wir hatten ein Video mit Spielszenen von mir zusammengestellt und über die Verbindungen der Agentur Kontakt zu einigen Universitäten und deren Fußballtrainern aufgenommen."
Seine Wahl fiel schließlich auf die Seton Hall University im an der Ostküste gelegenen Bundesstaat New Jersey. "Da das US-Konsulat in Frankfurt damals wegen der Corona-Pandemie nicht wie gewohnt geöffnet hatte, war es gar nicht so einfach, an mein benötigtes Visum zu kommen. Ich hatte dann über einen 'Emergency Request' Glück. Auch meine Einschreibung am College und die Spielgenehmigung beim Verband NCAA hatte ein wenig Zeit in Anspruch genommen. Es hat aber alles rechtzeitig geklappt."
Familie und Freunde hat er während seiner Zeit in den USA am meisten vermisst. "Umso mehr hatte ich mich gefreut, als ich von ihnen Besuch bekommen hatte und vor Ort alles zeigen konnte", so der 1,93 Meter große Verteidiger. "New York war nur 20 Minuten entfernt. Eine solche Metropole aus der Nähe zu erleben, war beeindruckend. In einer solch lebendigen Stadt treffen viele Kulturen aufeinander. So ist zum Beispiel die Essensvielfalt groß." Mit einem Lachen ergänzt er: "Nur Brot wie in Deutschland gab es nicht."
Sofern es seine Zeit zuließ, besuchte der Linksfuß auch andere Sportarten - wie Basketball, Football oder Eishockey. Sein Tagesablauf war meistens umfangreich. "Oft haben wir schon um 9 Uhr im Kraftraum mit leichtem Training angefangen. Ab 10 Uhr ging es dann in der Regel auf den Fußballplatz, zusätzlich standen noch Analysen und Taktikansprachen auf dem Programm. Nachmittags fanden dann die Vorlesungen statt. Vor allem während der Saison mit Spielen mittwochs und samstags waren die Wochen intensiv."
Denn: "Aufgrund der Entfernung sind wir zu den Auswärtsspielen häufig geflogen. Chicago, Nebraska, Washington: Ich habe durch den College-Fußball viele Ecken des Landes kennenlernen dürfen." Und sportlich erfolgreich lief es auch noch. Erstmals seit 30 Jahren haben die Seton Hall Pirates die Big East Conference für sich entschieden. In der nationalen Endrunde erreichte das Dähn-Team die Runde der besten acht Mannschaften.
"Dort haben wir dann leider unglücklich verloren. Wir konnten uns aber danach wieder für die Playoffs qualifizieren. Es hat großen Spaß mit der Mannschaft gemacht." In den Spielen gab es dabei Rückendeckung von der Universität. "Wenn es zeitlich mit den Vorlesungen gepasst hat, haben wir Studenten die Heimspiele der verschiedenen Sportarten verfolgt und unsere Teams unterstützt. Wir waren am College wie eine große Familie. Zu den Basketball-Spielen kamen zum Beispiel häufig 10.000 bis 12.000 Zuschauer."
Zahlreiche Nationalitäten im Kader
In den USA muss sich der Fußball zwar noch hinter den populärsten Sportarten wie Football, Basketball, Baseball und Eishockey anstellen, "der Fußball befindet sich aber dort im Aufwind", hat Dähn eine wachsende Begeisterung wahrgenommen. "Man hat immer mehr fußballspielende Kinder gesehen. Die MLS verpflichtet hin und wieder bekannte Namen und wird damit populärer. Auch unterhalb der höchsten Spielklasse nimmt die Zahl der Vereine zu. Bis zur WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko wird das Interesse mit Sicherheit noch weiter zunehmen."
Nicht nur bei der kommenden Weltmeisterschaft geht es international zu. Auch bei den Seton Hall Pirates. "Gefühlt hatten wir jede Nation im Kader vertreten", so Luca Dähn. "Das hat es auch so spannend gemacht, Teil des Teams zu sein und verschiedene Kulturen kennenzulernen. Abseits des Platzes waren wir mit sechs Leuten in einer Wohnung untergebracht. Wir hatten unter anderem einen Brasilianer, einen Engländer und einen Italiener bei uns in der Gruppe."
Und sogar auf Deutsch konnte sich Luca Dähn in seiner Wohngruppe unterhalten. Zeitgleich mit ihm war nämlich auch Johannes Pex, Spieler beim damaligen Regionalliga-Konkurrenten SV Schalding-Heining , für das Studium ins Ausland gegangen. "Wir beide haben nicht schlecht gestaunt, als wir uns dann am College gesehen haben. Wir wussten nichts von den Plänen des jeweils anderen."
Die Regionalliga Bayern ist jetzt für Luca Dähn auch wieder mit dem SV Viktoria Aschaffenburg das Stichwort. "Ich bin sehr froh über die Erfahrungen, die ich in den USA sammeln konnte. Das Studium im Ausland hat mir sehr viel gebracht, ich konnte mich als Mensch weiterentwickeln", sagt er. "Jedem, der diesen Schritt gehen möchte, kann ich nur dazu raten. Bei der Auswahl des Standorts ist es wichtig, sich genau über die jeweilige Universität zu erkundigen und - wenn möglich - Erfahrungsberichte einzuholen. Auch beim Austausch mit dem Trainer muss es passen."
Mit dem im Master-Studium gewonnenen Wissen will der Verteidiger neben dem Fußball im Finanzwesen tätig sein. "Das bietet sich bei der Nähe zu Frankfurt natürlich auch an. Ich bin zuversichtlich, dass das zeitnah klappen wird." An die Zeit in den USA hat er ein ganz besonderes Erinnerungsstück mit nach Deutschland genommen. "Für den Sieg in der Big East Conference hat jeder Spieler einen Meisterschaftsring bekommen. Den werde ich mein Leben lang behalten."
Autor/-in: Dominik Dittmar/MSPW