Wachs: "Schon einigen Respekt erarbeitet"

Als einziger Klub unterhalb der 3. Liga qualifizierte sich der Traditionsverein Kickers Offenbach für die zweite Runde im DFB-Pokal. Dort trifft der Tabellenführer der Regionalliga Südwest auf den Karlsruher SC aus der 2. Bundesliga. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht OFC-Vizekapitän Marc Wachs (29) über Sensationen am Bieberer Berg, den nächsten Pokalgegner und seinen Trainer Christian Neidhart.

FUSSBALL.DE: Ende Oktober treffen die Kickers in der zweiten Runde des DFB-Pokals auf den Karlsruher SC. Wie groß ist schon jetzt die Vorfreude, Herr Wachs?

Marc Wachs: Große Teile der Mannschaft haben bei uns im VIP-Raum die Auslosung live verfolgt. Für uns ist es ein gutes Los. In der ersten Runde hatten wir mit dem 1. FC Magdeburg ebenfalls einen Zweitligisten zugelost bekommen und 2:1 bezwungen. Wir Spieler freuen uns darauf, vor eigenem Publikum wieder alles zu geben. Als Regionalligist wird uns eine große Bühne geboten, die deutschlandweit von Interesse ist.

Hatten Sie für die zweite Runde im DFB-Pokal keinen bestimmten Wunschgegner?

"Wenn man die Möglichkeit hat, für Kickers Offenbach zu spielen, dann ist es schwer, Nein zu sagen"

Wachs: Nicht wirklich. Wir wollten einen machbaren Gegner bekommen. Borussia Dortmund oder der FC Bayern München können gerne noch eine Runde warten. (lacht) Wobei wir natürlich wissen, dass wir auch gegen den KSC klarer Außenseiter sind.

Wie stolz macht es Sie, dass der OFC als einziger Viertligist die erste Runde überstanden hat?

Wachs: Wir können sehr stolz auf unsere Leistung sein, dass wir als einziger Regionalligist noch im Wettbewerb dabei sind. Viele unterklassige Vereine waren nah an der Sensation, aber wir haben es geschafft. Dass die Leute noch einige Zeit über unseren Sieg gegen den Zweitligisten 1. FC Magdeburg reden werden, macht uns glücklich.

Woran liegt es aus Ihrer Sicht, dass es gefühlt weniger Überraschungen gibt?

Wachs: Die Qualität in der Bundesliga und in der 2. Bundesliga ist einfach sehr hoch. Kleine Fehler werden sofort bestraft. Von daher ist es extrem schwierig, als unterklassiger Vereine für eine Sensation zu sorgen.

Der OFC gilt allerdings schon seit vielen Jahren als "Pokalschreck". Was sind die Gründe, dass sich der Klub diesen Ruf erarbeitet hat?

Wachs: Das liegt ganz klar an der einzigartigen Kulisse am Bieberer Berg. Die OFC-Fans entwickeln eine unglaubliche Energie, stehen bis zum Schluss hinter uns und feuern uns an. Ich glaube schon, dass der Bieberer Berg für manchen Gegner sehr unangenehm sein kann.

Auch für den Karlsruher SC?

Wachs: Warum nicht? Wir haben uns mit dem Sieg gegen den 1. FC Magdeburg auf jeden Fall schon einigen Respekt erarbeitet, wollen ein solches Erlebnis gerne wiederholen. Im DFB-Pokal ist grundsätzlich alles möglich. In der zurückliegenden Saison hat der 1. FC Kaiserslautern als Zweitligist sogar das Finale erreicht. Wir gehen gegen den KSC als Underdog in die Partie. Das ist im Ligaalltag sonst eigentlich nie der Fall und kommt uns entgegen.

Stichwort Ligaalltag: Welche Bedeutung hat der DFB-Pokal für den OFC im Vergleich zur Meisterschaft, in der die Kickers sehr gut gestartet sind?

Wachs: Die Regionalliga ist unser Kerngeschäft, und die Partien im DFB-Pokal sind für uns Bonusspiele. Dabei können wir uns den Fußballfans in ganz Deutschland zeigen.

Worauf wird es ankommen, um gegen den KSC in das Achtelfinale einzuziehen?

Wachs: Wir müssen kompakt verteidigen, Drangphasen des Gegners überstehen und die wenigen Chancen möglichst nutzen. Außerdem werden wir auch Matchglück benötigen, um für eine weitere Überraschung zu sorgen.

Sie spielen seit der Winterpause für Kickers Offenbach. Warum hatten Sie sich zu einem Wechsel entschieden?

Wachs: Wenn man die Möglichkeit hat, für Kickers Offenbach zu spielen, dann ist es schwer, Nein zu sagen. Ich komme aus der Region, habe einfach Bock auf das OFC-Projekt. Auch wenn ich gerade mal nur ein halbes Jahr dabei bin, hat sich doch schon einiges zum Positiven entwickelt.

Die abgelaufene Spielzeit verlief, abgesehen vom Erfolg im Hessenpokal, enttäuschend. Was zeichnet Ihre Mannschaft denn in dieser Saison aus?

Wachs: Wir haben schon einige Rückstände aufgeholt und einen unglaublichen Kampfgeist entwickelt. Wir wollen als Team möglichst jedes Spiel gewinnen, dafür ackern wir jede Minute. Wir haben einen sehr guten Teamspirit, was unsere Fans mitbekommen und auch entsprechend honorieren.

Welchen Anteil hat Trainer Christian Neidhart, der schon den SV Meppen und Rot-Weiss Essen zum Aufstieg in die 3. Liga geführt und mit RWE vor einigen Jahren auch im DFB-Pokal das Viertelfinale erreicht hat?

Wachs: Unser Trainer hat definitiv einen großen Anteil am guten Lauf. Er hat uns von seinen Siegen im DFB-Pokal erzählt und Mut gemacht. Als wir von ihm hörten, dass er mit unterklassigen Mannschaften im DFB-Pokal schon weit gekommen ist, hat uns das beflügelt. Er bringt mit seiner Erfahrung generell eine gewisse Gelassenheit rein und hat uns vermittelt, dass wir unsere Rolle als Außenseiter genießen sollen. Das gesamte Trainerteam hat uns unterstützt, perfekt auf den Gegner eingestellt und uns Mut zugesprochen.

Beim OFC werden Sie im zentralen Mittelfeld eingesetzt, waren vorher in der 3. Liga als Linksverteidiger unterwegs. Wie ist die Umschulung zu erklären?

Wachs: Im Mittelfeld kann ich meine technischen Fähigkeiten besser zur Geltung bringen. Außerdem wird mir eine gewisse Spielintelligenz nachgesagt. (lacht) Ich fühle mich auf dieser Position einfach sehr wohl, möchte offensive Akzente setzen. Genauso gerne verteidige ich aber auch, was mit erst vier Gegentoren bislang ganz gut funktioniert.