Melden von Rechtsverstößen
Elf Tore, davon ein Vierer- und ein Dreierpack, drei Strafstöße und unzählbar viele Torschüsse mit einem Lucky Punch in der 92 Minute waren die Zutaten für ein Bezirksligaspiel, welchem es nie an Würze fehlte. Die Suppe auslöffeln musste am Ende der TuS Altenberge: Trotz enormen Einsatzes und großer Laufbereitschaft blieb der Favorit aus Senden siegreich und die Hausherren ohne Punkte.
Ein gute Figur machte der erst 16 Jahre alt Nachwuchs-Schiedsrichter Jonas Grütter, der eine enorme Souveränität ausstrahlte und nur selten daneben lag.
Verheißungsvoll startete die Partie mit de ersten Treffer. Einen ungenauen Rückpass konnte Torhüter Joel Diekamp nicht richtig verarbeiten und legte ihn sich am linken Pfosten in bester Slapstick-Manier mit dem Fuß nach hinten ins eigene Tor (7.) Niklas Castelle eröffnete das Torschuss-Festival in der elften Minute, als er, nach Balleroberung durch Marc Wehmeyer, einen guten Steilpass von ebendiesem bekam. Sein Rechtsschuss aus 25 Metern aus halblinker Position verfehlte das Tor jedoch deutlich. Etwas besser machte es sein Gegenpart, Simon Gerdes (vor der Partie 3 Treffer weniger als N. Castelle), auf der anderen Seite. Ebenfalls aus halblinker Position und gut 20 Metern setze er einen strammen Schuss auf das Tor von Niklas Henke, der den Ball im Nachfassen entschärfte (12.). Nun drehten die Altenberger richtig auf. Volkan Haziri versuchte sich gleich zwei Mal aus der Distanz, verfehlte zunächst das VfL-Gehäuse, den zweiten Schuss hielt Henke sicher (12./13.). Nur zwei Minuten später setzte sich N. Castelle im Duell gegen drei Gegenspieler durch und zog aus 22 Metern zentral ab – ebenfalls in die Arme des Torhüters. Dabei bekam der Flügelflitzer einen Ellenbogen ins Gesicht und musste minutenlang eine Blutung neben dem Spielfeld stillen lassen. In der Zwischenzeit setzt Marvin Suttrup einen Schuss aus 16 Metern, genau in die Arme von Diekamp, ab. Vier Minuten später konnte Castelle wieder mitwirken und prüfte Diekamp aus 25 Metern. Dieser konnte das Leder noch mit den Fingerspitzen zur Ecke klären, die Castelle selbst trat und Suttrup auf den Kopf platzierte. Sein Stoß ging nur knapp am rechten Winkel vorbei. In der 23. Spielminute gab es den ersten Aufreger des Spiels. Der sonst sehr gute und souveräne Jung-Schiedsrichter verwehrte Karim Al-Azki den Strafstoß nach einem einfachen Fußvergehen. Den folgenden Konter schlossen die Gastgeber über Haziri erfolgreich zum 1:1-Ausgleich ab. Doch die Freude wehrte nur kurz. Nach Foul an N. Castelle nahm sich dieser selbst ein Herz und schoss den fälligen Freistoß aus 25 Metern selbst. Der gute Schuss wurde von der Mauer abgefälscht und schlug im rechten Eck, unhaltbar für Diekamp, ein (26.). Ein Déjà-vu hatten die rund 90 Zuschauer 180 Sekunden später. Wieder Foul, wieder N. Castelle, dieses Mal aus 27 Metern und ohne abgelenkt zu werden, zirkelte er den Ball oben links in den Giebel – 1:3.
Ein kleines Lebenszeichen gab nun Gerdes ab. Aus gut und gerne 30 Metern nahm der Stürmer Maß und drosch das die Kugel Richtung VfL-Tor. Henke konnte den Schuss über den Querbalken lenken. Doch N. Castelle hatte auf der anderen Seite noch nicht genug und setzte ebenfalls einen Distanzschuss ab, den Diekamp zur Ecke klärte. Der Eckstoß fand Tim Castelle, der aufs kurze Eck abschloss und dabei nur knapp verfehlte (32.). Keine zwei Minuten vergingen, da eroberte Christoph Heinecke den Ball in der generischen Vorwärtsbewegung. Blitzschnell schaltete er um, spielte N. Castelle steil in die Spitze, der seinen freistehenden Bruder mit einem Querpass bediente. Im Strafraum dieser sich dem Duell mit dem herauslaufenden Diekamp gegenüber, welches der Keeper dieses Mal für sich entschied (34.), jedoch hielt die Freude darüber nicht lange. Zwar brachte der folgende Eckstoß nicht viel ein, aber Linksverteidiger Nick Bloser konnte den Ball noch erlaufen und wechselte mit einem Flugball die Seite. Dort brachte Rechtsverteidiger Fabian Ermann den Ball unter Kontrolle, spielte T. Castelle steil zur Grundlinie, von der er den Ball scharf vor das TuS-Gehäuse brachte. Der hereineilende Innenverteidiger Heineke schaltete am schnellsten und drückte den Ball aus neun Metern, in bester Stürmer-Manier, mit dem Kopf unhaltbar über die Linie zum 1:4 (35.). Altenberge steckte nicht auf und machte weiter Druck über Haziri, Gerdes und Kapitän Lennart Brinkhaus. Gerdes spielte Haziri frei, der von der rechten Seite auf den kurzen Pfosten stark abschoss. Henke war auf dem Posten und verhinderte den Gegentreffer (40.). 60 Sekunden später verlor T. Castelle den Ball im Mittelfeld an Brinkhaus, der rechts auf Haziri durchsteckte. Sein Abschluss im Strafraum traf nur den rechten Innenpfosten, sprang zurück ins Feld und konnte geklärt werden. Wie Zeigerumdrehungen weiter waren wieder die Castelle-Brüder m Fokus. Tim überlupfte die Abwehr, Nicki versprang der Ball und Diekamp hielt diesen fest. Sein Abwurf landete wiederum bei Max Leisgang, der Suttrup auf links bediente. Dessen Flanke verpassten gleich drei Verteidiger, sodass Al-Azki am zweiten Pfosten an den Ball kam. Mit einer plumpen Aktion stieß ihn ein Verteidiger um und Grütter zeigte folgerichtig auf den Elfmeter-Punkt. Die Verantwortung übernahm N. Castelle. Doch dieses Mal war Diekamp Sieger in dem Duell und parierte den halbhohen Schuss ins linke Eck (43.). Besser machte es Gerdes auf der anderen Seite: Nach Foulspiel von Heinecke am Strafraum-Eck, möglicherweise knapp vor der Linie, gab es dieses Mal Strafstoß für die Altenberger. Gerdes selbst trat an und platzierte den Schuss unten links – knapp an Henkes Fingern vorbei zum 2:4-Halbzeitstand.
Nach dem Seitenwechsel brachte TuS-Coach Karl-Heinz Heithaus Joshua Olden (für Thilo Wessels) und VfL-Trainer Christian Arends, Exoce Ndosa (für Suttrup) ins Spiel. Letztgenannter fügte sich sofort nahtlos in das Spiel der Steverstädter ein und lief nach 120 Sekunden einem langen Abschlag bis in den gegnerischen Strafraum nach. Im Rückraum spielte er N. Castelle an, der auf Bruder Tim legte. Dessen Schuss aus 14 Metern konnte noch geblockt werden. Drei Minuten vergingen und wieder Ndosa, der den Ball zunächst in der TuS-Hälfte fest machte, anschließend Ermann auf rechts bediente und sah, wie Brüder (52, 54. [&] 55.) fanden Ihren Weg nicht ins Tor. Auch Ndosa probierte nun mal einen Fernschuss, der zunächst geblockt und im zweiten Versuch rechts neben dem Tor endete (56.). Einen weiteren Abpraller nahm Bloser aus 25 Metern direkt, drosch den Ball aber nur in die Arme vom Keeper (57.). Nach dieser intensiven Sturm und Drang-Phase erholten sich die Grün-Weißen und nutzten nun konsequent die Fehler der Sendener. Nach einem eigenen Einwurf verlor Max Leisgang den Ball im Mittelkreis. Sein Gegenspieler spielte einen steilen Pass auf Gerdes, der im Strafraum kein Pardon kannte und den Ball links oben an Henke vorbeischob (65.). Es ging nun Schlag auf Schlag: Bloser reagierte bei einem Einwurf blitzschnell und wart auf T. Castelle, welcher auf Ndosa durchsteckte. Kurz vor Diekamp legte er den Ball rechts vorbei, doch zu weit – der Ball verfehlte den Pfosten und ging ins Toraus (66.). Auf der anderen Seite konnte die Abwehrreihe noch gut um den eigenen Sechszehner zustellen, doch packte bei Brinkhaus nicht früh genug zu, sodass dieser aus 26 Metern Maß nahm und einen Vollspannschuss in den linken Torwinkel knallte (67.). Fünf Minuten später zeigten sich Schwächen in der Defensive der Blau-Weißen, sodass Henke im Duell mit Haziri nur das Foul übrig blieb. Grütter pfiff und ließ Gnade vor Recht ergehen, als er nur den gelben Karton in die Luft streckte. Gerdes trat erneut an und wieder platzierte er den Ball an den linken Pfosten, wieder knapp an Henkes Fingern vorbei – 5:4. Vom Rückstand unbeeindruckt nahm nun der Tabellenführer das Heft wieder in die Hand. Nach Foul an N. Castelle gut 10 Meter hinter der Mittellinie, brachte Leisgang eine Freistoß-Flanke mustergültig auf den Kopf von T. Castelle, der den Ball nur knapp neben den rechten Pfosten drückte (73.). Der Wahnsinn nahm seinen Lauf und plötzlich war der Spielstand es in der 77. Minute wieder ausgeglichen. Wehmeyer spielte einen flachen Pass auf T. Castelle, der einen 30-Meter-Sprint hinlegte und im Strafraum auf N. Castelle querlegte. Dieser schloss aus 12 Metern zum 5:5 ab. Nachdem Jannik Otten (80. für Leisgang) in die Partie kam, wurde es auf dem künstlichen Grün noch einmal hektisch und es kam zu unschönen Szenen. Als T. Castelle einen hohen Ball im eigenen Strafraum klären wollte, hielt Gerdes [nbsp]mit dem Fuß auf den Oberschenkel des Kapitäns. Schreiend vor Schmerzen ging er zu Boden, Referee Grütter pfiff und Henke brannten die Sicherungen durch, als er lautstark auf Gerdes zuging und diesen mit beiden flachen Händen zu Boden stieß. Gerdes musste mit einer Zeitstrafe vom Feld, Sendens Torwart sah den roten Karton (89.). Al-Azki verließ das Feld für Ersatz-Keeper Nico Rieger. Wer nun glaubte, die Teams hätten sich auf eine Punkteteilung geeinigt, wurde von N. Castelle eines Besseren belehrt. Der 16-Jährige wurde seinem Ruf als erbarmungsloser Torjäger noch einmal gerecht und ließ den VfL-Anhang in der 92. Spielminute jubeln, als er zum 5:6 einschob. Zuvor hatte T. Castelle den Ball am eigenen Strafraum erobert, Heineke angespielt von wo aus dieser zu Bloser gelangte. Der Schlug einen passgenauen, diagonalen Flugball auf N. Castelle, der diesen perfekt verarbeitete und alleine auf Diekamp zulief. Im direkten Duell schlug er einen Haken und schob das Spielgerät lässig über die Linie.
„Puh, ein unglaubliches Spiel mit so vielen Wendungen – Wahnsinn! Uns war klar, dass es gegen die offensiv starken Altenberger nicht einfach werden würde. Respekt, dass sich die Truppe nach 1:4-Rückstand zurückkämpfte und sogar noch in Front brachte. Noch mehr Respekt an mein Team, welches nie aufgegeben hatte und uns ein glückliches Ende bereitete. So ein Spiel brauche ich definitiv so schnell nicht wieder!“ rang Arends nach dem Schlusspfiff nach Fassung.
Besondere Vorkommnisse: N. Castelle verschießt Strafstoß (45.). Zeitstrafe für Gerdes, Feldverweis für Henke (beide 89.).
Beste Spieler: Gerdes, Haziri, Brinkhaus / N. Castelle, T. Castelle, Ermann /