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Noch vor drei Wochen lag der Sendener Kunstrasen unter einer zentimeterhohen Schneedecke und an Fußballspielen war kaum zu denken. Bei fast sommerlichen Temperaturen empfing der VfL Senden die U19 von Westfalia Gemen. Im Hinspiel siegte die Mannschaft um Kapitän Tim Castelle 4:2 und wollte nach dem verkorksten Start (zwei Niederlagen in Folge) das Ruder wieder herumreißen.
Ein besonderes Spiel sollte es für Neuzugang Bruno Geister (U17 Preußen Münster) werden, der erstmalig in einem Pflichtspiel auflaufen durfte und sich nach zwei Minuten direkt in Szene setzen ließ: Christoph Heineke spielte einen passgenauen Ball aus der eigenen Hälfte auf Niklas Castelle, der diesen elegant direkt mit in den Strafraum nahm und kurz vor der Grundlinie auf Geister zurücklegte. Nur ein verteidigendes Bein trennte den Youngster von seinem ersten Treffer im VfL-Dress. Besser lief es in der fünften Spielminute. In der eigenen Hälfte eroberte T. Castelle einen gegnerischen Einwurf per Kopf. Dessen Zuspiel steckte Nick Bloser ebenfalls per Kopf auf N. Castelle durch, der Tempo aufnahm und drei Gegenspieler auf seinem Weg Richtung Mittelkreis wie Pylonen stehen ließ. Rund 45 Meter vor dem Tor erkannte er, dass Keeper Max Gahlmann zu weit vor seinem Tor stand und nahm sich ein Herz. Sein Schuss segelte gemächlich über Gahlmann ins Tor – 1:0. Geschockt von dem Gegentreffer klärte Gahlmann den Ball eine Minute später nicht konsequent, sodass dieser von einem Pressschlag mit Geister zu T. Castelle sprang. Der Spielmacher hatte keine Probleme und staubte aus sechs Metern lässig zum 2:0 ab. Wer nun glaubte, dass sich die Westfalia schon aus dem Spiel verabschiedet hatte, wurde von Joost Richter eines Besseren belehrt. Nach einer Flanke von der rechten Seite war der Angreifer seinem Gegenspieler einen Schritt voraus und nahm den Ball direkt und aus kurzer Distanz, unhaltbar für Torwart Nico Rieger (7.). Jedoch völlig unbeeindruckt ging das Sendener Offensiv-Festival weiter. Ein Befreiungsschlag von Heineke landete bei N. Castelle der mutterseelenallein auf Gahlens Gehäuse zulief. Im direkten Duell überlupfte er den Torwart, der jedoch noch entscheidend an den Ball kam, sodass dieser kurz vor der Linie durch einen Verteidiger noch geklärt werden konnte. Doch postwendend eroberte Heineke den Ball, schickte Bloser über links, der im Strafraum auf N. Castelle ablegte. Dessen strammen Linksschuss konnte Gahlen nicht festhalten, doch wurde der Ball anschließend geklärt (11.). Drei Minuten später versuchte sich N. Castelle aus 19 Metern mit einem Freistoß – knapp ging das Leder auf der linken Seite über die Latte. Doch eine Zeigerumdrehung später jubelten die zahlreichen Zuschauer im Sportpark erneut. T. Castelle gewann ein Kopfballduell im Mittelfeld und schickte damit Geister auf die Reise. Dieser konnte sich aus dem Griff seines Gegenspielers losreißen und entschied das direkte Duell mit Schlussmann Gahlen per Vollspannschuss in die linke Ecke für sich. Keine Gnade kannte N. Castelle nach weiteren 180 Sekunden, als Geister zunächst den Ball in der gegnerischen Hälfte erobert, direkte auf T. Castelle spielt und dieser seinen Bruder in den Strafraum schickt. Eine erste Grätsche lenkt den Ball noch Richtung Torhüter, prallt von dort jedoch unkontrolliert zurück, sodass N. Castelle keinerlei Probleme hat eiskalt zum 4:0 abzustauben. In der 24. Minute schickte Moritz Mallmann N Castelle mit einem schönen Diagonalpass auf die Reise. Mit einem schönen Trick spielte er Nils Ewering wahrlich einen Knoten in die Beine, sodass dieser nach der Aktion verletzt auf dem Boden liegen blieb und nur kurz darauf für Tim Sehrbrock das Feld verlassen musste. Den Abschluss setzte Castelle im Eins gegen Eins rechts am Tor vorbei. Ebenfalls knapp vorbei schoss T. Castelle den Ball nach einer abgefälschten Bloser-Flanke (26.). Lukas Auth versuchte sich mit einem Schuss aus 24 Metern, der jedoch geblockt wurde und bei N. Castelle landete. Jedoch verfehlte auch sein Abschluss das Ziel knapp (31.). Zu einer unschönen Szene kam es in der 36. Minute als Maximilian Schank rücksichtslos und ohne Chance auf den Ball T. Castelle vor dem Strafraum direkt unterhalb der Kniescheibe umgrätschte. Dass der Schiedsrichter an dieser Stelle nur die gelbe Karte zeigte wurde nur noch davon getoppt, dass Geister, da er den folgenden Freistoß vor dem Pfiff des Unparteiischen ausführte, ebenfalls die regeltechnisch korrekte gelbe Karte sah. Eine Verhältnismäßigkeit war hier leider nicht erkennbar – insbesondere für Castelle, der zuvor humpelnd und mit dickem Knie das Spielfeld verließ. Doch bevor die Spieler zum Pausentee durften, wollte T. Castelle noch einmal seine Nehmerqualitäten unter Beweis stellen und schickte Bruder Niklas mit einem diagonalen Flugball auf die Reise. Sehrbrock macht keine gute Figur und traf den Ball nicht, sodass der quirlige VfL-Stürmer wieder einmal alleine auf Gahlen zulief, diesen verlud und den Ball zwischen zwei Verteidigern über die Linie drosch (43.). Wer nun dachte, dass den Steverstädtern fünf Tore reichten, der hatte seine Rechnung ohne Auth gemacht. Nach Zuspiel von Mallmann auf N. Castelle, ließ dieser drei Gegenspieler aussteigen, legte schräg vor den Strafraum auf Auth zurück, der sich nicht zwei Mal bitten ließ und mit einem sehenswerten Schuss aus 21 Metern unter die Latte zum 6:1-Pausenstand erhöhte (45.+2). Vor dem Wiederanpfiff kam Marvin Suttrup für T. Castelle in die Partie. Gemen wechselte Jan-Bernd Heisterkamp für Richter ein.
Nach dem Seitenwechsel keimte noch einmal ein wenig Kampfgeist bei den Gästen auf: Julius Gerster setzte sich gegen den, ansonsten sehr souveränen, Jasper Kleuter durch, traf aus 13 Metern jedoch nur das rechte Außennetz (51.). In der 57. Minute scheiterte erneut Gerster mit einem Freistoß aus halblinker Position und 26 Metern Entfernung. Sein Schuss ging deutlich links am Tor vorbei. In der Unterbrechung kam Lennart Joost für Mallmann ins Spiel – kurz darauf Lukas Ollenborger für Auth. Die beiden „Neuen“ durften folgend eine lehrbuchmäßige Situation zum Thema „Passives Abseites“ bestaunen. Ein Ball durch die Abwehrreihe sollte auf Geister kommen, der sich deutlich in einer Abseitsposition befand. Castelle schaltete am schnellsten, kam aus dem Rückraum angerannt und wies Geister an den Ball nicht zu berühren. Castelle schnappte sich die Kugel und lief, zum Erstaunen der gesamten Abwehrreihe, alleine auf das Gemener Tor zu und netzte zum vierten Mal an diesem Tag – 7:1 (64.). Die nächste Großchance hatte Heisterkamp nun auf der anderen Seite in der 66. Minute, jedoch landete sein Schuss aus 14 Metern nur am linken Pfosten und sprang von da ungefährlich zurück ins Feld. Besser wollte es Joost machen, der per Kopf N. Castelle in den Strafraum schickte. Seinen Flachschuss blockte Gahlen, sodass Joost erneut an den Ball kam, jedoch aus 15 Metern über die Latte schoss (70.). Es sollte Castelles letzte Möglichkeit sein, ehe er den Platz für Jannik Otten verließ (71.). In der 80 Minute durften die Gäste noch einmal jubeln. Ein guter Tiefenpass gelangte zu Heisterkamp, der sich gegen Kleuter durchsetzen und den Ball am herauslaufenden Rieger vorbeischieben konnte. Geister stellte den alten Abstand wieder her: Ein langer Ball von Bloser über die Abwehr landete beim Stürmer. Der ließ diesen einmal aufticken und schoss ihn per Vollspannstoß ins linke Eck. Das Tor zum 8:2 sollte jedoch kurz darauf durch Ollenborger wieder egalisiert werden. Otten hatte sich auf der Außenbahn gegen zwei Gegenspieler durchgesetzt, Joost zentral im Strafraum bedient, wo dieser den Ball nach links auf Ollenborger weitergab, der keine Kompromisse einging und mit Kraft den Ball im Tor unterbrachte (82.). Den Schlusspunkt dieser torreichen Partie setzte Gerster, der noch einmal durch die VfL-Abwehr gehen und den Ball aus mittlerer Distanz zum finalen 9:3 einschieben konnte.
„Ein wenig ärgern mich die drei Gegentore sicherlich. Wir machen es an vielen Stellen so gut, treffen ganze neun Mal, haben aber immer wieder Momente, in denen wir nicht mit voller Überzeugung spielen – so fängt man sich eben in einem so deutlichen Spiel noch diese Gegentore“, war Trainer Christian Arends nicht vollumfänglich begeistert.
Kommende Woche gastiert Landesligist Westfalia Rhynern um 12:00 Uhr zum Testspiel beim VfL Senden. In der Woche drauf reist die Mannschaft zum Liga-Schlusslicht nach Ahaus.
Beste Spieler: N. Castelle, Heineke, Auth / Gerster