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Der VfL Senden beim Einschwören vor der Partie.[Foto: Christian Arends]
Es sollte ein Spitzenspiel werden, doch nach 90 Minuten hatten die zahlreichen Zuschauer am Kunstrasenplatz der Warendorfer SU ein einseitiges Torefestival mit einigen unschönen Szenen der überforderten Gastgeber erlebt, die im ersten Spielabschnitt faktisch nicht stattfanden. Dass es eine echte Machtdemonstration des VfL Senden werden würde, hatte auch der eigene Trainer nicht erwartet.
Es waren keine zwei Minuten gespielt, da erahnte WSU-Coach Dominik Frasch bereits, was auf ihn und sein Team an diesem Tage zukommen würde. Keeper Patrick Lippermann spielte im Aufbau einen verheerenden Fehlpass genau in die Füße von Sendens Top-Stürmer Niklas Castelle. Dieser schaltet blitzschnell und bedient, den zentral vor dem Tor stehenden, Bruno Geister. Offensichtlich etwas überrascht über den plötzlichen Ballgewinn zeigte Geister Nerven und setzte den Ball im Duell mit Lippermann aus 14 Metern am rechten Pfosten vorbei. Die nächste Großchance erarbeitete sich Sendens Kapitän Tim Castelle, als er sich über die linke Seite in den Strafraum durchtankt und von der Grundlinie den Ball in den Rückraum spielt. Lippermann hatte jedoch aufgepasst und parierte den Querpass nach vorne weg. Max Leisgang bedankte sich und nahm aus 17 Metern Maß – leider nicht ganz genau, sodass sein guter Schuss vom Lattenkreuz ins Toraus prallte (7.). In der 12. Spielminute konnte nur das beherzte Eingreifen des großgewachsenen Lippermann den Rückstand für die Warendorfer verhindern: N. Castelle hatte von der linken Strafraumkante Maß genommen und einen strammen Flachschuss ins rechte Eck abgesetzt. Ohne die Hand des Schlussmanns wäre der Ball wohl im Netz, statt im Toraus gelandet. Doch die Steverstädter ließen sich nicht entmutigen und erarbeiteten sich im Zwei-Minutentakt weitere Chancen: N. Castelle aus 24 Metern (15.), Leisgang ebenfalls aus der Distanz (17.) und T. Castelle von der Strafraumkante (19.) verfehlten ihr Ziel. WSU-Kapitän Luca Mattews wäre in der 20. Minuten beinahe unfreiwillig Vorlagengeber für den ersten Treffer geworden, doch sein Kopfball zu Geister konnte dieser im direkten Duell mit Lippermann erneut nicht verwerten, sodass es beim 0:0 blieb. Auch N. Castelle konnte, nach gutem Doppelpass mit Leisgang, das runde Leder aus der Distanz nur über die Querlatte schießen (21.). Gedankenschnell reagierte T. Castelle nach einem Foul an der Mittellinie und bediente seinen Bruder, der wiederum mit dem zweiten Kontakt Geister in den Strafraum schickte – doch auch dieses Mal blieb Lippermann beim Schuss aus 14 Metern Sieger (22.). Nur wenige Sekunden später rollte bereits der nächste VfL-Angriff auf die hoffnungslos überforderte WSU-Defensive zu: N. Castelle setzte sich auf der linken Seite durch und konnte nur durch ein Foul von Erick Schleicher gestoppt werden - Verwarnung und Strafstoß waren die logische Konsequenz. Standesgemäß nahm sich der 31-Tore-Mann N. Castelle der Aufgabe an und versenkte den Ball platziert in der linken Ecke (23.). Der Torjubel war kaum verhallt, da musste Lippermann wieder hinter sich greifen: Christoph Heineke war an der Mittellinie hellwach und eroberte ein schwaches Zuspiel des Gegners, führte den Ball nur wenige Meter und schickte N. Castelle auf die Reise. Dieser ließ zwei Gegenspieler wie Hütchen stehen und traf dieses Mal flach in die rechte Ecke (25.). Nur vier Minuten nach dem 0:2 hatten die Gäste den Torschrei schon auf den Lippen, doch Geister konnte die Flanke von N. Castelle nur noch mit der Hüfte erreichen. Von dort sprang der Ball in Lippermanns Arme. Kurz darauf der erste Aufreger der Partie: Geister ging an Schleicher vorbei und wurde von diesem an der rechten Strafraumkante gestoppt. Schiedsrichter Michael Beitelhoff pfiff und gab Freistoß. Zur Verwunderung aller erhielt Schleicher jedoch keine weitere persönliche Strafe, obwohl das Regelbuch für eine Torverhinderung außerhalb des Strafraums den dauerhaften Feldverweis vorschreibt (27.). Den folgenden Freistoß konnte Geister nur in die Mauer schießen.
Der Druck blieb hoch und vor allem im Mittelfeld überzeugten die Sendener mit zielgerichtetem Pressing und eroberten sich in der 32. Minute in Persona von Leisgang erneut den Ball. Dessen Zuspiel auf T. Castelle leitete dieser auf Geister weiter, der im Strafraum quer auf N. Castelle legte. Mit wenig Mühe landete auch dieser Flachschuss in den Maschen und der Hattrick war nach neun Minuten perfekt (32.). Doch auch Geister wollte sich nun endlich in die Torschützenliste eintragen und bekam dazu nur drei Minuten später die Gelegenheit: Nach Foul an Leisgang führte T. Castelle wieder schnell auf N. Castelle aus, der ging links durch und legte von der Grundlinie auf Geister zurück. Mit der Wut der vergebenen Chancen nahm der Youngster den Ball direkt und hämmerte ihn aus sechs Metern über die Linie. Es sollte bis zur 36. Minuten dauern, ehe auch die Hausherren ihren ersten Angriff bis zum Torabschluss bringen konnten. Noel Gryczka bekam nach einem Freistoß den Ball auf der linken Strafraumseite und schoss diesen mit dem rechten Innenrist aus 13 Metern auf das Tor von Niklas Henke, der jedoch keine Mühe hatte und den Ball locker aufnahm. Zwei Minuten später spielten die Sendener nun im Aufbau einen Fehlpass, den Niklas Böckenkötter eroberte und sich Richtung Strafraum durchsetzte. Sein Schuss aus 19 Metern war jedoch zu zentral – kein Problem für Henke (38.). Auf der Seite vergaben N. Castelle (40) und Moritz Mallmann (44.) noch zwei Chancen. Mattews brachte ebenfalls noch einen Freistoß aus 28 Metern direkt auf das Tor. Den flachen Schuss aufs linke Eck entschärfte der Sendener Tormann.
Nach der Pause wechselte Frasch Nils Sechelmann aus - für ihn kam Paul Richter in die Partie. Senden ging unverändert in den zweiten Spielabschnitt. Genauso wie die ersten 45 Minuten endeten, so ging es in der 47. Minute weiter. N. Castelle führte einen Einwurf schnell auf Leisgang aus, der direkt klatschen ließ. Castelle setzte sich gegen drei Verteidiger durch und drang in den Strafraum ein. Aus drei Metern und spitzem Winkel setzte er einen strammen Schuss ab, den Lippermann parierte. Die enorme Handlungsschnelligkeit des VfL zeigte sich in der 53. Minute erneut. Nach einem Foul an Leisgang reagierte T. Castelle blitzschnell und nahm den Vorteil mit. Mit einem „tödlichen“ Pass in die Tiefe bediente er Mallmann. Dieser nahm den Ball am Strafraumrand mit, umspielte Lippermann und schoss locker ins linke Eck. Kurz darauf kam Leander Schöler für Kevin Miller in die Partie. Letztgenannter hatte als Einwechselspieler im Hinspiel noch den Ehrentreffer (1:3) für die Warendorfer erzielt. Die Partie nahm vor allem an Aggressivität zu, die sich insbesondere an den schnellen VfL-Angreifern Mallmann, Castelle und Geister entlud. Vier Verwarnungen innerhalb von sieben Minuten sprachen eine deutliche Sprache – insgesamt standen am Ende fünf Verwarnungen und eine Zeitstrafe einer Verwarnung (50. Leisgang) gegenüber.
In der 65. Spielminute gaben die Gastgeber jedoch wieder ein Lebenszeichen von sich und versuchten es zur Abwechslung wieder mit Fußball. Lippermann spielte einen langen Ball durchs Zentrum, der vom Mittelkreis aus auf Schöler weitergeleitet wurde. Durch die große Lücke zwischen den Innenverteidiger hatte er keine Probleme und ging alleine auf Henke zu. Dieser versuchte sich besonders groß zu machen, wurde aber mit einem Flachschuss düpiert und musste den Ehrentreffer zum 1:5 hinnehmen. Zwischenzeitlich (63.) waren Lukas Ollenborger und Nils Hörling für Lukas Zimmermann und Heineke in die Partie gekommen. Nun bemühten sich die Sendener wieder um Druck auf das WSU-Tor. N. Castelle wechselte gekonnt den Flügel und bediente Mallmann auf der rechten Seite, wo mit dem zweiten Kontakt abschloss. Dessen Schuss konnte der Torsteher parieren und wehrte in Richtung Geister auf der linken Seite ab. Dieser schob jedoch mit dem Innenrist über das linke Toreck (68.). Ebenso knapp war es bei N. Castelle zwei Minuten später. Mit einem starken Solo kurz hinter der Mittellinie setzte er sich durch und konnte auch durch das taktische Foul von Schleicher nicht aus dem Lauf gebracht werden. Sein Flachschuss aus kurzer Distanz und spitzem Winkel landete jedoch am Außennetz. In der 76. Minute musste Aldin Ramic (70. für Johannes Niehoff) mit ansehen, wie N. Castelle sich wieder einmal im Laufduell durchsetzte und mit einem Querpass den heraneilenden Mallmann bediente. Der schloss trocken flach ins linke Eck ab und markierte das 1:6. Noch vor dem Wiederanpfiff kam Marvin Suttrup für Leisgang in die Partie. Beinahe hätte N. Castelle noch einmal erhöht, aber nachdem er zwei Verteidiger und Lippermann bereits ausgespielt hatte, rettet ein Warendorfer Bein noch auf der Linie (80.). Das alles war zu viel für Finn Tünte, der im nächsten Zweikampf T. Castelle ohne Chance auf den Ball an der Mittellinie das Bein wegzog und dafür mit einer Zeitstrafe bedacht wurde. Trotz der Hinausstellung blieben die Gemüter erhitzt, sodass Mattews sich zu einem ähnlichen Foul hinreißen ließ und Glück hatte, dass er, trotz Vorbelastung, nicht ebenfalls das Feld verlassen musste (84.). Einen persönlichen Applaus bekam Rekonvaleszent und Geburtstagskind Henke, als Nico Rieger in der 85. Minute für ihn ins Spiel kam. Jordi Klemckow kam für Tünte ins Spiel, der nach seiner Zeitstrafe das Feld nicht mehr betrat. Den negativen Schlusspunkt setzte Max Schuler, als er N. Castelle an der Torauslinie, ohne Chance auf den Ball, noch einmal abgrätschte. Die folgerichtige Zeitstrafe und den Freistoß sparte sich Schiedsrichter Beitelhoff jedoch und pfiff die Partie pünktlich genau ab.
„Ein Kompliment an meine Mannschaft. Auf dem Platz haben sich heute alle voll reingehangen und eine der besten Saisonleistungen gezeigt. Es war sehr schön anzuschauen, was die Jungs da stellenweise gezaubert haben. Enttäuscht war ich nur von den Warendorfern, die nur selten versucht haben mitzuspielen und ab der 55. Minute konsequent auf die Knochen gingen. Ein solch unsportliches Verhalten bei so einem deutlichen Spielstand habe ich lange nicht erlebt!“, äußerte sich Trainer Christian Arends mit gemischten Gefühlen.
Beste Spieler: Lippermann / N. Castelle, Mallmann, Joost