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Wenn klein gegen noch kleiner antritt, dann ist hier weder San Marino gegen Gibraltar noch Frodo Beutlin gegen Samweis Gamdschie gemeint, sondern dann spielt Gornsdorf gegen Beutha - die beiden Vereine mit den wohl kleinsten Plätzen im Kreis.
Zwischen beiden TSVs gab es in der Vergangenheit bereits sieben Aufeinandertreffen, von denen die Gäste vom Schilderwerk fünf für sich entscheiden konnten. Darunter unvergessen das 11:3 in Beutha am 25. September 2016. Neben dieser historischen Niederlage mussten sich die Elektroniker auch in der Hinrunde mit einem 0:3 geschlagen geben. Damit war war der Tabellenfünfte gegen das Tabellenschlusslicht aus Gornsdorf am heutigen Tag zunächst als Favorit einzustufen.
Die Formation der Gastgeber wurde im Gegensatz zu den Vorwochen auf ein 3-5-2-System mit zwei Sechsern verändert. Personell rückten Willie Galonska auf dem rechten Flügel sowie André Groß im Angriff in die Mannschaft. Für Groß war dies ein ganz besonderes Spiel. Denn der Stürmer-Routinier schnürte sich zu diesem Heimspiel ein letztes Mal die Schlappen.
Nachdem die Partie durch Ben Mehlhorn freigegeben wurde, dauerte es keine 120 Sekunden, bis das erste mal ein Netz zappelte. Während die Gornsdorfer Hintermannschaft ihre Sicherheitssoftware noch nicht wirklich aktiviert hatte, erreichte ein von der Grundlinie aus nach innen gespielter Pass den völlig freistehenden Grießbach, der mühelos zum 0:1 einschob. Bei dem ein oder anderen machte sich nun schon ein fader Déjà-vu-Geschmack im Mund breit: Und der schmeckte nach einem drei Jahre alten 11:3.
Aber zunächst galt: Mund abputzen, weiter machen. Denn Fußballspielen konnten die Hausherren doch. Bestes Beispiel eine Ballannahme von Galonska nach einem Abstoß von Fehlau. Wahrscheinlich werden genauso die Piemont-Kirschen für Mon Chérie geerntet. Einfach nur himmlisch, wie der die Kugel aus der Luft herunterpflückt.
Bis Gornsdorf so richtig in Fahrt kam, dauerte es etwas. Zunächst versuchten es zwar Galonska (11. Minute) und Groß (15. Minute) das gegnerische Gehäuse unter Bedrängnis zu bringen, noch fehlte aber die Durchschlagskraft. Ganz im Gegenteil zum Angriff in der 21. Minute: Felber war es, der das Tempo durch einen schnellen Angriff hochhielt und so Galonska in Szene setzte. Der wirbelige Flügelspieler zog nach innen und vollendete flach zum Ausgleich im rechten, unteren Eck.
Auf der einen Seite schien Beutha zu diesem Zeitpunkt etwas beeindruckt zu sein, wie gut der Tabellenletzte hier mithielt. Auf der anderen Seite gaben sich die Gastgeber mit dem 1:1 noch lang nicht zufrieden. Bis zur 30. Minute dauerte es, bis der heimische TSV sogar in Führung gehen konnte. Nach der Vorlage von Korb kam der Ball zu Torgarant Groß, der im richtigen Moment der Abwehr enteilte und im Duell gegen Schlussmann Lützner die Nerven behielt. So bescherte sich Groß selbst das schönste Geschenk mit dem 2:1 und einem Torerfolg zum Abschiedsspiel.
Der TSV schaffte es auch durch vehemente Defensivarbeit diese Führung mit zum Halbzeittee zu nehmen. 15 Minuten Zeit um sich kurz zu regenerieren oder wie im Fall von Galonska, den linken Schuh mit ein paar frischen Lagen Panzertape zu ummanteln.
Mit Beginn des Wiederanpfiffs waren die Gäste das klar bessere Team. Die Elektroniker reagierten zu passiv, kamen nicht mehr richtig in die Zweikämpfe und gewährten Beutha einfach zu viel Freiraum. Zwar führten die Hausherren noch, jedoch galt auch hier: "Wer sich auf seinen Lorbeeren ausruht, der hat sie zu Unrecht." Chance für Chance stieg der Druck auf den Gornsdorfer Kasten. Der Ausgleichstreffer in der 54. Minute durch Motheshatte sich neun Minuten lang angekündigt.
Nach dem 2:2 waren die Beuthaner weiterhin am Drücker. Mit Ehrgeiz und tollem Kombinationsfußball feilten die Gäste an der erneuten Führung. In der 62. Spielminute war der dritte Gornsdorfer Gegentreffer dann auch servierfertig. Grießbach nahm sich aus 26 Metern einfach mal ein Herz und wummerte das Leder zwischen Torhüter und Querbalken - ein wunderbarer Treffer zum 2:3.
Statt aber jetzt einzubrechen, nahm sich die Elektronik ein Herz. Der Wille der Heimmannschaft orientierte sich am Biervorrat in Kabine 1 - er nahm nicht ab. Jetzt kam es auf die Anstrengung an. Denn Anstrengung bringt dir den Sieg, wenn das Talent schlafen geht. Nur eine Minute später folgte die prompte Antwort auf den Treffer Beuthas. In einem Konter kam der Ball zu Kunze, der das Spielgerät gut abschirmte und schnell auf den durchgestarteten Korb weiterleitete. Der linke Flügelspieler des TSV nahm jetzt Fahrt auf, schaute einmal kurz nach oben und platzierte die Kugel dann elegant im rechten, oberen Eck zum 3:3. Der nächste sehenswerte Treffer der Partie.
Kunze, der gerade den Ausgleichstreffer aufgelegt hatte, der kam nun so langsam in Fahrt. Denn sieben Minuten später schaffte es Kunze sich auf der linken Seite durchzusetzen. Statt mit dem linken Bein zu flanken, feuerte der Gornsdorfer Sturmtank mit dem rechten Außenrist in die Mitte. Mit Eckarts Oberschenkel fand diese unorthodoxe Hereingabe dann schlussendlich auch noch ihren Abnehmer zum 4:3 in der 69. Minute. Hier ging es echt hin und her wie beim Ping Pong.
Das nächste Kapitel dieses TSV-Krimis schrieb dann wieder Beutha, die sich ebenfalls bei noch 20 Minuten Restspielzeit noch längst nicht aufgegeben hatten. Da auch die Gäste einen "Thomas" hatten, der Tore schießen konnte, war die Partie in der 76. Minute zum mittlerweile vierten Mal ausgeglichen. Nachdem die Elektroniker Barth zu viel Platz ließen, schloss auch der von rechten Seite einfach mal ab, womit der Mittelfeldspieler der Gäste goldrichtig liegen sollte. Eine Viertelstunde vor Schluss stand es also nun 4:4.
Doch den Schlusspunkt der Partie setzten die Hausherren. Nachdem Strobel einen Ball aus dem eigenen Sechzehner unter Druck einfach mit voller Wucht in den Orbit exekutierte, entstand ein erneuter Konter. Bevor der Ball zum an der Mittellinie wartenden Kunze kam, versuchte ein Verteidiger Beuthas noch die Umschaltsituation mit der Hand zu verhindern. Da machte er es echt wie in der Schule - dort hat der Arm nun wirklich nichts zu suchen. Gefühlte 21 Akteure auf dem Platz warteten nun auf den Pfiff des Schiedsrichters. Alle bis auf einen. Denn Kunze war einfach durchgelaufen. Und als Beutha begriff, dass der Offizielle auf Vorteil entschieden hatte, da hatte Kunze schon den nötigen Vorsprung erlaufen, um anschließend den Ball mit der Pike ins kurze Eck zur 5:4-Führung zu nageln.
In den restlichen zehn Minuten versuchten die Gäste alles, um wiederum einen weiteren Ausgleich zu erzielen. Aber die Gornsdorfer, die verteidigten jetzt ihr Tor mit Mann, Maus, Kind und Kegel. Durch das erneute Einwechseln von Groß für das defensive Mittelfeld kam auf seiten der Gastgeber sogar noch einmal eine weitere Portion Beton für hinten ins Spiel. Alle Mittel waren der Heimmannschaft nun recht. Mit Zeitspiel, Fouls und der ein oder anderen sportlich nicht ganz fairen Aktion nahmen die Elektroniker nun Sekunde für Sekunde von der Uhr. Solang bis es dann endlich geschafft war und der erste Pflichtspielsieg der Saison zu Buche stand.
Der TSV Elektronik Gornsdorf II gewinnt am 13. Spieltag der 2. Kreisklasse Mitte mit 5:4 gegen den TSV 57 Beutha. Es war eine nervenaufreibende Partie zweier nahezu an diesem Tag ebenbürtiger Teams. Neun Tore mit insgesamt drei Führungswechseln - kein Spiel für die Trainer, aber ein Spiel für die Fans. Als Zuschauer hatte man bei diesem spannenden Kick mit Sicherheit seine Freude. Gornsdorf erzielte durch diesen Heimsieg den ersten Dreier der Saison im Ligaalltag. Durch eine vor allem kämpferische Leistung wurde dieser Erfolg hart erarbeitet und geht unter dem Strich auch in Ordnung.
Für den Posten des Man of the Match bewarben sich bei neun Toren natürlich zahlreiche Kandidaten. In einem harten Konkurrenzkampf mit Grießbach (2 Tore) und Korb (1 Tor / 1 Vorlage) setzte sich am Ende Philipp Kunze mit seinen zwei Vorlagen sowie dem schlussendlichen Siegtreffer knapp durch. Durch eine tolle Schlussphase des Gornsdorfer Stürmers war Kunze an allen drei Toren der zweiten Hälfte direkt beteiligt.
In der kommenden Woche liegt vor den Elektronikern ein erneutes, spielfreies Wochenende. Frisch und ausgeruht folgt dann das Auswärtsspiel am 12. Mai gegen die Spielgemeinschaft Scheibenberg/ Schlettau II/ Sehmatal II. Anstoß ist hier um 15 Uhr in Scheibenberg.
Stimmen zum Spiel:
"Wechselt den Kunze endlich aus!"
Forderung Maik Schaarschmidts (Ex-Co-Trainer des TSV) kurz vor dem Siegtreffer des Angreifers
"Nehmt es uns nicht übel, dass wir das Zicke-Zacke versaut haben und uns bei den Toren verzählt haben. Das ist schon bisschen her, seit wir das letzte mal feiern durften."
Markus Mey als Entschuldigung, nach dem verpatzten Siegesgeschrei nach der Partie in der Kabine.
Aufstellung:
Fehlau - Arnold, Strobel (C), Krebs - Höger, Ißler, Korb, Eckart, Galonska - Groß (Wegert 36'), Felber (Kunze 40')
Tore:
0:1 Grießbach (2')
1:1 Galonska (21')
2:1 Groß (30')
2:2 Mothes (54')
2:3 Grießbach (62')
3:3 Korb (63')
4:3 Eckart (69')
4:4 Barth (76')
5:4 Kunze (84')
Besondere Vorkommnisse:
Nach der Partie brachte die Bundespolizei Gornsdorf-Trainer Felber die am Vormittag entwendeten Markierungshütchen zurück. Dieser freute sich so enorm über die Tatsache, sein Eigentum zurück zu erhalten, dass dieser nur bedeckt von einem Handtuch und jeder Menge Seifenschaum den Beamten hastig aus der Dusche entgegen eilte.
Schiedsrichter: Ben Mehlhorn
Linienrichter: Marcel Peil und Markus Mey
Trainer: André Felber
Co-Trainer/Mannschaftsleiter: André Haase