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Mit einer eindrucksvollen ersten Halbzeit hat sich der FC Rot-Weiß Erfurt im 110. Thüringenderby gegen den Rivalen FC Carl Zeiss Jena für die bisherigen Niederlagen dieser Saison rehabilitiert und den Anspruch auf die Vorherrschaft im Freistaat untermauert.
Vor 15.040 enthusiastischen Zuschauern im ausverkauften Steigerwaldstadion entschieden drei präzise herausgespielte Treffer von Caciel (8.) und zweimal Ugondu (21./43.) bereits vor der Pause die einseitige Begegnung. Jenas zwischenzeitlicher Anschluss durch Kay Seidemann (49.) brachte zwar neue Hoffnung, blieb jedoch letztlich folgenlos.
Es war ein Derby unter Strom. Beide Mannschaften gingen personell angeschlagen in die Begegnung, doch Erfurt hatte die größere Wucht und vor allem: einen Plan. Bereits in der achten Minute setzte sich Kusi Caciel nach einem entschlossenen Dribbling im Strafraum gegen die indisponierten Verteidiger der Gäste durch und schlenzte den Ball unhaltbar in den Winkel – ein frühes Traumtor, das wie ein Weckruf auf das Erfurter Spiel wirkte. In der Folge setzte RWE den Gegner durch aggressives Gegenpressing und schnelles Umschaltspiel immer wieder unter Druck, während sich Jena kaum aus der eigenen Hälfte befreien konnte.
Der zweite Treffer war sinnbildlich für Erfurts Spielidee: Nach einem Ballgewinn im Mittelfeld wurde Ugondu mit einem präzisen Querpass von Aboagye bedient und musste nur noch einschieben (21.). Jenas Defensive wirkte in dieser Phase überfordert, auch weil die taktische Absicherung im Zentrum fehlte und die Laufwege der Erfurter Angreifer nicht kontrolliert wurden. Es war nicht nur das Resultat eines klaren Planes, sondern auch der sichtbaren Emotionalität, mit der Erfurt das Derby annahm – geprägt von der Erinnerung an die 1:5-Hinspielniederlage und dem Wunsch nach sportlicher Wiedergutmachung.
Während Erfurts Fans ihre Mannschaft mit ohrenbetäubendem Lärm nach vorne peitschten, zerfiel Jena zunehmend in Einzelteile. Die frühe Auswechslung von Richter (22.) nach einem rüden Foulspiel und die damit verbundenen Umstellungen verschärften die strukturellen Probleme im Spiel der Gäste. Erfurt hingegen ließ nicht locker: In der 43. Minute war es erneut Ugondu, der nach einem gewonnenen Kopfballduell von Aboagye den Ball im Lauf mitnahm, Torhüter Liesegang umkurvte und souverän zum 3:0-Halbzeitstand abschloss.
Zu diesem Zeitpunkt war die Partie bereits entschieden – auch wenn der Pausenpfiff vor allem für Jena wie eine Erlösung wirkte. Dass die Mannschaft von Henning Uluc in der ersten Halbzeit keine einzige klare Torchance erspielen konnte, war Ausdruck eines überforderten und taktisch unterlegenen Auftritts.
Nach dem Seitenwechsel zeigte sich Jena zunächst verbessert. Die Einwechslungen von Krämer und Zank brachten frisches Personal und als Seidemann einen abgefälschten Ball aufnahm, seinen Gegenspieler Moritz tunnelte und zum 1:3 einschob (49.), schien kurzzeitig so etwas wie Hoffnung auf eine Aufholjagd aufzuflammen. Doch sie blieb Episode.
Erfurt verlor zwar an Intensität, doch ließ in der Defensive kaum mehr gefährliche Abschlüsse zu. Einzig eine Szene in der 59. Minute, als Löder aus kurzer Distanz zum Schuss kam und in letzter Sekunde gestört wurde, hätte das Spiel noch einmal spannend machen können. Ansonsten war es vor allem Torhüter Otto, der Ruhe ausstrahlte und das Angriffsspiel Jenas durch souveränes Stellungsspiel wiederholt neutralisierte.
In der Schlussphase entwickelte sich die Partie zunehmend zu einem zerfahrenen Kräftemessen, in dem gelbe Karten die technische Linie ablösten. Insgesamt acht Verwarnungen, davon fünf gegen Erfurt, dokumentieren die ruppige Gangart – ein klassisches Derbyszenario, das im Verlauf an spielerischer Qualität, nicht aber an emotionaler Dichte einbüßte.
Trainer Gerber reagierte auf den abnehmenden Druck durch kluge Wechsel: Langner stabilisierte das Zentrum, während Felßberg und Trübenbach in der Offensive neue Impulse setzen sollten. Der Matchplan ging auf – das vierte Tor fiel nicht, wurde jedoch auch nicht mehr benötigt. Erfurt verwaltete den Vorsprung mit der Abgeklärtheit eines Spitzenklubs und durfte sich am Ende über eine in dieser Deutlichkeit überraschende, aber hochverdiente Revanche freuen.