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Nach einem frühen Rückstand und einer über weite Strecken fahrigen ersten Halbzeit gelingt der BSG Chemie Leipzig am Mittwochabend im Nachholspiel gegen den ZFC Meuselwitz ein spätes Remis.
Vor 4.549 Zuschauern im Alfred-Kunze-Sportpark sorgte Wajer in der 78. Spielminute nach einer Ecke für den verdienten Ausgleich, nachdem Kießling bereits in der Anfangsphase mit einem Distanzschuss für die Führung der Gäste gesorgt hatte. In einer Partie, die von vielen Nickligkeiten, intensiven Zweikämpfen und mangelnder Zielstrebigkeit geprägt war, gelang es keiner Mannschaft, dauerhaft spielerische Linie zu entwickeln – umso mehr rückten Standardsituationen und individuelle Momente in den Fokus eines kämpferischen Abstiegskrimis.
Es waren keine zehn Minuten gespielt, als sich der erste Riss in der grün-weißen Fassade auftat: Nach einem unsauber verteidigten Ballgewinn im Halbraum ließ Kießling mit einem präzise platzierten Schuss aus 18 Metern die Chemie-Hintermannschaft wie Statisten wirken und markierte die frühe Führung für die Gäste aus Zipsendorf (8.). Es war ein Treffer, der nicht nur auf der Anzeigetafel Wirkung zeigte, sondern auch das Spielgefühl der Hausherren nachhaltig beeinflusste. In der Folge wirkte das Team von Adrian Alipour sichtlich verunsichert, agierte ohne klare Staffelung im Spielaufbau, verlor im Zentrum regelmäßig die Anschlussaktionen und produzierte eine Vielzahl technischer Unsauberkeiten im Übergangsspiel.
Zwar versuchte die BSG durch vermehrte Flankenläufe über Asare und Brügmann Druck aufzubauen, doch es fehlte sowohl an Tempo in der Ballzirkulation als auch an Präzision in den Hereingaben. Die aussichtsreichste Gelegenheit der ersten Hälfte vergab Oke, der einen Flachpass aus 14 Metern über das Tor jagte (45.+1). Auch Ratifo wirkte im Zentrum zwar bemüht, blieb aber gegen die kompakt stehende Viererkette um Rehder und Keßler weitgehend isoliert. Meuselwitz hingegen kontrollierte das Geschehen aus einer stabilen Grundordnung heraus und setzte über Hansch und Pauling immer wieder Nadelstiche in der Offensive – ohne jedoch zwingende Abschlüsse zu kreieren.
Zur zweiten Halbzeit brachte Alipour mit Mauer für Mast frische Impulse im offensiven Mittelfeld. Die Spielanlage der Gastgeber wurde nun zielgerichteter, das Pressing höher und strukturierter. In der 50. Minute stand Ratifo nach einer Flanke goldrichtig, konnte den Ball aber nicht entscheidend auf das Tor bringen, im Nachsetzen unterlief Oke ein fataler Luftschuss. Es waren Szenen, die die Seelenlage der Leutzscher treffend illustrierten: Viel Aufwand, wenig Ertrag. Auch die Einwechslung von Wajer in der 59. Minute sollte sich zunächst nicht unmittelbar im Spielverlauf niederschlagen, doch die Körpersprache der Gastgeber war nun eine andere – der unbedingte Wille, das Spiel zu drehen, war sichtbar.
Das Zentrum, in der ersten Hälfte Schwachstelle, wurde durch Mauer und Asare besser kontrolliert. Brügmann übernahm als Standard-Spezialist immer mehr Verantwortung und schlug mehrere gefährliche Ecken in den Strafraum. Zwickaus Schlussmann Sedlak rückte dabei mehrfach in den Mittelpunkt, unter anderem mit starken Paraden gegen Wajer (68.) und Kaymaz (81.). Der ZFC agierte nun tief stehend, verlagerte sich auf Konterabsicherung und brachte mit Schmidt und Rotfuß frische Kräfte für die Schlussphase.
Der ersehnte Ausgleich fiel in der 78. Minute – und wieder war es eine Standardsituation, die das Spiel veränderte. Nach einer Ecke von Brügmann legte Ratifo per Kopf quer, Wajer reagierte am schnellsten und stocherte den Ball aus kurzer Distanz über die Linie. Es war der gerechte Ausgleich in einer Partie, in der Chemie über den zweiten Abschnitt hinweg das Spiel dominierte, Meuselwitz aber durch disziplinierte Defensivarbeit stets gefährlich blieb.
Die Schlussphase war geprägt von hoher Intensität, vielen kleinen Fouls und einer spürbaren Erschöpfung beider Mannschaften. Zwickau verteidigte mit letzter Kraft, Chemie drängte auf den Siegtreffer. In der Nachspielzeit verpasste Mauer mit einem Kopfball die Entscheidung (90.+3), Sedlak sicherte mit einer souveränen Flugparade bei einer weiteren Hereingabe von Brügmann das Remis für den ZFC.
Für Chemie Leipzig ist das 1:1 mehr als nur ein Achtungserfolg. Nach dem enttäuschenden Derby gegen Lok zeigt das Team Moral, rehabilitiert sich in der zweiten Halbzeit und beweist, dass die Mannschaft intakt ist – auch wenn der tabellarische Druck weiterhin groß bleibt. Meuselwitz hingegen nähert sich mit diesem Auswärtspunkt der endgültigen Absicherung in der unteren Tabellenhälfte. Spielerisch blieb das Duell unter den Erwartungen, doch die emotionale Wucht, mit der beide Fanlager das Spiel begleiteten, verlieh der Begegnung eine Bedeutung über das reine Resultat hinaus.