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In einem Spiel, das die Statik eines Gleichgewichts aufwies und dennoch durchbrochen wurde vom Auf und Ab taktischer Überforderung und psychischer Unruhe, trennten sich der FC Viktoria Berlin und der ZFC Meuselwitz 1:1-Unentschieden.
Die Berliner, ab der 31. Minute in Unterzahl, trotzten der vermeintlich komfortablen Überzahl der Gäste mit einer kämpferisch aufgeladenen Vorstellung, gingen durch einen von Küc verwandelten Elfmeter in Führung (71.), mussten aber nach einer Standardsituation noch den Ausgleich durch Wurr hinnehmen (82.). In der Schlussphase hatten beide Teams Möglichkeiten auf den Lucky Punch, doch Karika im Viktoria-Tor hielt das Remis fest. Ein Punkt, der für Berlin angesichts der Umstände ein moralischer Gewinn ist – für Meuselwitz dagegen ein Rückschlag im Kampf um das obere Tabellenmittelfeld.
Die Partie begann mit einem deutlichen Ballbesitzübergewicht der Gäste. Viktoria hingegen staffelte kompakt im Zentrum, agierte mit Berg und Oellers als Doppelsechs vor der Viererkette, während Kapitän Küc zwischen den Linien auf Verbindungen lauerte. Die erste nennenswerte Chance hatte Meuselwitz in der vierten Minute, als Wurr mit einem vertikalen Pass Schätzle freispielte, dessen Schuss jedoch über das Gehäuse ging – abgefälscht, doch die anschließende Ecke verpuffte wirkungslos.
Defensiv stabil, offensiv jedoch mit zu wenig Tiefe, verpasste es Viktoria, das eigene Umschaltspiel effizient aufzuziehen. Ein Küc-Distanzschuss (2.) und zwei Hereingaben über Elekwa blieben zunächst die wenigen Annäherungen. Meuselwitz kam mit zunehmender Spieldauer besser in die Zwischenräume und nach einem abgepfiffenen Kopfballtor von Hansch (9., Abseits) sowie zwei parierten Abschlüssen von Rotfuß (25.) und Pfeil (26.) schien ein Treffer für die Gäste nur eine Frage der Zeit.
Dann jedoch ein Bruch im Spiel – und zwar strukturell wie psychologisch. Viktoria-Verteidiger Yermachkov, bereits nach einem taktischen Foul verwarnt, trat in der 31. Minute erneut zu rustikal gegen Rotfuß zu und sah folgerichtig Gelb-Rot. Ein Einschnitt, der den Charakter der Partie veränderte. Der ZFC, nun in numerischer Überlegenheit, presste hoch, schnürte die Berliner phasenweise im eigenen Drittel ein und schickte eine Flanke nach der anderen in den Strafraum. Doch Berlin – plötzlich befreit vom Druck, selbst gestalten zu müssen – entwickelte eine fast paradoxe Stabilität.
Angeführt von einem überragend disponierten Keeper Karika, der sowohl gegen Hansch (19.) als auch gegen Rotfuß (28.) glänzend parierte, verteidigte das Team von Özer Hurmaci nicht nur mit Einsatz, sondern mit Plan. Küc rückte tiefer, Pohl und Lippegaus verteidigten konsequent gegen Meuselwitzer Überladungen. Der Pausenstand von 0:0 war unter diesen Voraussetzungen bereits ein Teilerfolg für die dezimierten Gastgeber.
Mit Wiederanpfiff war zu erwarten, dass der ZFC seine Überzahl in klare Dominanz ummünzen würde. Doch das Gegenteil war der Fall. Viktoria agierte mutiger, verschob intelligent, ließ in der Restverteidigung kaum Konter zu und wagte sich über Sylla und den eingewechselten Jones nun vermehrt in die gegnerische Hälfte. Meuselwitz hingegen wirkte lethargisch, ließ den Ball zwar zirkulieren, aber ohne Zielstrebigkeit.
Der emotionale Höhepunkt des Spiels folgte in Minute 70. Nach einem Distanzschuss von Jones kam es im Nachsetzen zu einem Kontakt zwischen Halasz und Sylla. Schiedsrichter Florian Markhoff zeigte ohne Zögern auf den Punkt – eine diskutable Entscheidung, aber nachvollziehbar. Küc verwandelte mit der gebotenen Ruhe und Routine ins rechte untere Eck (71.). Es war ein symbolischer Moment: Der dezimierte Außenseiter führte – gegen ein Meuselwitzer Kollektiv, das an sich selbst zu zweifeln schien.
Der ZFC reagierte, brachte mit Schmidt und später Hoxha frisches Personal, doch die strukturelle Starre blieb. Erst ein Standard brachte den ersehnten Ausgleich: Nach einer Ecke von Schätzle stieg Wurr am kurzen Pfosten hoch und köpfte unhaltbar zum 1:1 ein (82.). Nur zwei Minuten später hätte derselbe Akteur beinahe den Spielverlauf endgültig auf den Kopf gestellt, doch Karika parierte Wurrs Kopfball aus sieben Metern reaktionsschnell.
Die Schlussphase war zerfahren, geprägt von Nickligkeiten, Verwarnungen (u.a. gegen Küc und Hansch) und einem verletzungsbedingten Spielunterbruch bei Karika. Beide Seiten wechselten nochmals, aber nennenswerte Chancen blieben aus. Viktoria rettete das Remis mit Leidenschaft und Cleverness über die siebenminütige Nachspielzeit.
Für Viktoria Berlin ist das Remis in Unterzahl ein Signal der Widerstandsfähigkeit. Die Berliner präsentierten sich trotz tabellarischer Notlage geschlossen, taktisch diszipliniert und mental belastbar. Meuselwitz dagegen blieb den Nachweis schuldig, warum man in den Wochen zuvor zur stabilen Größe avancierte. Das Team verwaltete mehr, als es gestaltete – ein Punkt, der sich im Aufstiegsrennen als Hypothek entpuppen könnte.