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Im Schatten eines verspäteten Anpfiffs und unter dem Druck eines frühen Rückstands hat der Greifswalder FC Charakter gezeigt, taktische Flexibilität bewiesen und sich am Ende mit einem 2:1-Heimsieg gegen die VSG Altglienicke belohnt.
Matchwinner im Volksstadion war einmal mehr Kapitän Soufian Benyamina, der mit einem präzisen Kopfball und einem abgeklärten Abschluss in der Schlussphase einen Rückstand drehte, der anfangs wie ein Stimmungskiller gewirkt hatte. Die Begegnung, geprägt von Phasen taktischer Disziplin und individueller Durchschlagskraft, offenbarte nicht nur den Willen des GFC, sondern auch die Limitationen einer Berliner Mannschaft, der nach ordentlichem Beginn im zweiten Durchgang die strategischen Mittel ausgingen.
Die Partie begann mit einer Stunde Verspätung – Altglienickes verspätete Anreise führte zu einem späten Anstoß, was die Atmosphäre im Volksstadion zunächst merklich dämpfte. Doch auf dem Rasen waren die Berliner hellwach. Bereits in der 5. Spielminute schlugen sie Kapital aus ihrer ersten Offensivszene: Eren Öztürk wurde am Sechzehner nicht konsequent angegangen und vollstreckte mit einem trockenen Schuss ins rechte Eck zur frühen Führung – unhaltbar für GFC-Keeper Jakubov, der sich vergeblich streckte.
Es war eine Phase, in der Altglienicke durch schnelles Umschaltspiel und Präsenz im Zentrum dominierte. Öztürk blieb auffälligster Akteur: In der 14. Minute bediente er mustergültig den startenden Türpitz, dessen Abschluss jedoch zu zentral geriet. Greifswald benötigte rund eine Viertelstunde, um sich zu stabilisieren und Zugriff auf die Partie zu bekommen. Ein erster Abschluss durch Vogt (16.) zwang Gäste-Keeper Zwick zu einer Fußabwehr – ein erster Wachmacher für das Heimteam.
Ab der 20. Minute begann Greifswald, die Kontrolle schrittweise zu übernehmen. Das Zentrum um Schmedemann und Kocer entwickelte zunehmend Ballbesitzphasen, während Atilgan und Benyamina durch ihre ständigen Positionswechsel Unruhe in der VSG-Hintermannschaft stifteten. Doch der letzte Pass blieb zu unpräzise, die Berliner Viererkette um Hug und Kapp arbeitete im Kollektiv geschickt gegen den Ball. So war es symptomatisch, dass die Gastgeber bis zur Pause zwar feldüberlegen waren, jedoch kaum zwingende Torchancen kreierten.
Altglienicke zog sich derweil klug zurück, konzentrierte sich auf Stabilität in der Restverteidigung und ließ den GFC weitgehend ins Leere laufen. Erst kurz vor dem Halbzeitpfiff nahm Greifswald noch einmal Tempo auf, doch das Berliner Bollwerk stand.
Nach dem Seitenwechsel erhöhte Greifswald sukzessive den Druck. Ein Schuss von Benyamina (52.) wurde von Zwick entschärft, auch Engel kam von links gefährlich zum Abschluss. Der GFC hatte nun nicht nur mehr Ballbesitz, sondern gewann auch zunehmend die zweiten Bälle. Die Einwechslung von Ndualu für Kocer (64.) brachte zusätzliches Tempo über die rechte Außenbahn.
Der Ausgleich in der 66. Minute war folgerichtig und verdient: Eine scharf getretene Ecke von der rechten Seite wurde auf den langen Pfosten gezogen, wo Benyamina sich im Luftduell behauptete und das Spielgerät wuchtig in die Maschen köpfte. Der Treffer markierte eine Zäsur: Greifswald agierte fortan mit spürbarem Selbstvertrauen, Altglienicke wirkte verunsichert und verlor an Zugriff.
Nur sieben Minuten später vergab Benyamina eine fast identische Szene, diesmal landete sein Kopfball auf dem Tornetz – ein Warnschuss für die Gäste, die sich in der Rückwärtsbewegung zunehmend fahrig präsentierten. Auch die Umstellungen durch Trainer Karsten Heine, der unter anderem Sanogo und Tezel einwechselte, brachten keine Stabilität zurück.
In der 84. Minute folgte schließlich die Entscheidung: Nach einem Standard brachte ein zweiter Ball Benyamina erneut in Abschlussposition, und der Kapitän ließ sich nicht zweimal bitten. Mit technischer Präzision und der Ruhe eines erfahrenen Angreifers schob er zum 2:1 ein. Es war sein zwölfter Saisontreffer – und einer der wertvollsten.
Die letzten Minuten gehörten wieder dem GFC, der clever verteidigte und immer wieder Nadelstiche über Atilgan und Ndualu setzte. In der Nachspielzeit verhinderte Zwick mit einer Glanztat gegen Lämmels Freistoß noch das 3:1, doch das Spiel war längst entschieden. Altglienicke, zuletzt mit zwei Siegen im Rücken, wirkte in den letzten zehn Minuten ideenlos und ohne strategische Zielstrebigkeit.
Die Partie offenbarte damit nicht nur die Heimstärke der Greifswalder – die seit sechs Monaten im eigenen Stadion ungeschlagen sind – sondern auch die mentale Reife, Rückstände nicht nur auszuhalten, sondern in entscheidenden Momenten zu kontern.
Für den GFC war es nicht nur der erste Heimsieg gegen Altglienicke überhaupt, sondern auch die erste erfolgreich gedrehte Partie nach Rückstand in der laufenden Saison – ein symbolträchtiger Sieg im Kampf um die obere Tabellenhälfte.