Melden von Rechtsverstößen
In einem von Intensität, Härte und unnachgiebigem Willen geprägten Spitzenspiel des 32. Spieltags der Regionalliga Nordost hat der Hallesche FC im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark ein eminent wichtiges Ausrufezeichen im Titelrennen gesetzt.
Mit 2:1 siegten die Gäste aus Sachsen-Anhalt bei einem kampfstarken BFC Dynamo – ein Sieg, der weniger durch spielerischen Glanz als vielmehr durch Widerstandskraft, taktische Reife und Cleverness im entscheidenden Moment zustande kam. Während die Berliner ihre beste Leistung seit Wochen zeigten und zwischenzeitlich sogar führten, genügte dem HFC eine stabile Achse und ein eiskalt verwandelter Elfmeter von Kapitän Terrence Boyd-Vertreter Niklas Nietfeld, um drei eminent wertvolle Punkte zu entführen und Spitzenreiter Lok Leipzig unter Zugzwang zu setzen.
Die Anfangsphase der Partie offenbarte früh die Grundstruktur beider Mannschaften: Halle suchte mit hohem Pressing frühzeitig Zugriff und zwang den BFC zu vertikalen Befreiungsschlägen, während die Gastgeber um Struktur bemüht waren, jedoch unter dem Druck der Gäste kaum zur Ruhe kamen. Trotz widriger Witterungsbedingungen – Dauerregen und böiger Wind erschwerten kontrolliertes Aufbauspiel – entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit wechselnden Ballbesitzphasen.
Zunächst besaß der BFC durch Liebelt eine erste Großchance: Nach einem von Amadou per Kopf verlängerten Eckball stand der offensive Mittelfeldakteur am Fünfmeterraum vollkommen frei, traf jedoch nur den Innenpfosten (10.). Es war die erste von mehreren gefährlichen Standardsituationen der Berliner, die ihre Lufthoheit konsequent auszuspielen versuchten.
Nach einer halben Stunde belohnte sich der BFC für seine Bemühungen: Grözingers scharf getretene Ecke fand im Zentrum erneut Liebelt, der sich geschickt von Berger löste und unbedrängt zur 1:0-Führung einköpfte (31.). Die Kulisse von 2.911 Zuschauer:innen tobte – ein emotionaler Höhepunkt in einer ohnehin hoch aufgeladenen Begegnung.
Doch die Antwort des HFC ließ nicht lange auf sich warten – zwei Minuten später stellte Berger nach Vorlage von Hauptmann den Ausgleich her. Die Hallenser nutzten eine kurzzeitige Unordnung in der BFC-Rückwärtsbewegung, und Berger verwertete das flache Zuspiel mit einem wuchtigen Abschluss aus elf Metern zentral ins Tor (33.).
Nun entwickelte sich ein physisches, von zahlreichen Zweikämpfen und kleineren Fouls unterbrochenes Duell. Während Halle vor der Pause mehr Spielkontrolle übernahm, leistete sich die Berliner Defensive kurz vor dem Halbzeitpfiff einen folgenschweren Abstimmungsfehler: Inaler stieß mit Tempo in die Tiefe, Keeper Hainke kam zögerlich aus seinem Tor, erwischte jedoch den Gegenspieler statt den Ball – Schiedsrichter Philipp Jacob entschied ohne Zögern auf Strafstoß. Nietfeld übernahm die Verantwortung und verwandelte mit großer Sicherheit halbhoch zur 2:1-Führung (45.).
Nach dem Seitenwechsel intensivierte der BFC seine Bemühungen, suchte durch frühzeitige Ballgewinne und schnelles Umschalten zum Ausgleich zu kommen. Bereits in der 48. Minute folgte die große Möglichkeit: Nach dynamischem Solo von Crosthwaite landete dessen technisch anspruchsvoller Abschluss an der Latte – ein Moment, der das Momentum erneut hätte kippen können.
Doch Halle verteidigte mit zunehmender Reife, stellte die Räume zwischen den Linien geschickt zu und entzog dem Berliner Offensivspiel systematisch die Tiefe. Auch personelle Wechsel auf beiden Seiten – unter anderem brachte BFC-Coach Christian Benbennek mit Wüstenhagen und Lankford frische Impulse – konnten das strukturelle Gleichgewicht zugunsten der Hausherren nicht nachhaltig verändern. Zwar hatte Liebelt in der sechsten Minute der Nachspielzeit noch einmal eine Abschlusschance, traf den Ball jedoch nicht voll – es blieb bei der besten Möglichkeit des zweiten Durchgangs.
Die Schlussphase wurde von hitzigen Szenen und taktischen Fouls geprägt. Zwischen der 70. und 90. Minute verteilte der Unparteiische insgesamt sieben Gelbe Karten, darunter drei wegen Zeitspiels gegen Hallenser Akteure. Eine Rudelbildung nach einem Zusammenprall zwischen Müller und Haider, bei dem BFC-Akteur Lankford den Hallenser Schlussmann zu Boden stieß, heizte die ohnehin aufgeladene Atmosphäre zusätzlich an. Halle verteidigte jedoch kompromisslos, warf sich in jeden Ball, und rettete mit konsequenter Kompaktheit und körperlicher Präsenz die knappe Führung über die Zeit.
Während der Hallesche FC mit diesem hart erkämpften Erfolg vorübergehend auf zwei Punkte an Lok Leipzig heranrückt, bleibt die Ausgangslage im Meisterschaftsrennen offen. Der Druck liegt nun bei Lok, das am Samstag beim Chemnitzer FC bestehen muss. Für den BFC bleibt trotz der Niederlage die Erkenntnis, gegen ein Top-Team konkurrenzfähig agiert zu haben – doch das Restprogramm wird zeigen, ob aus engagierten Leistungen auch zählbare Ergebnisse generiert werden können.