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Am Ende fehlten Mut, Konzentration und ein wenig Glück: Der 1. FC Lokomotive Leipzig hat die große Chance auf den Aufstieg in die 3. Liga vergeben.
Nach torlosen 90 Minuten zerbrach die Mannschaft von Jochen Seitz in der Verlängerung an einem taktisch reifen und physisch überlegenen TSV Havelse, der durch Treffer von Düker (95.), Ilic (110.) und Paldino (114.) mit 3:0 triumphierte. In einer hitzigen Schlussphase verlor Lok nicht nur die Kontrolle über das Spiel, sondern auch drei Spieler durch Platzverweise – ein bitteres Ende einer aufopferungsvollen Saison.
Die Begegnung in der ausverkauften, aber mit nur 2.300 Zuschauern zugelassenen Heimstätte der Niedersachsen entwickelte sich von Beginn an zu einem nervenzehrenden Aufstiegskrimi. Während Havelse auf frühes Pressing und direkte Spielverlagerung setzte, versuchte Leipzig, mit kontrolliertem Ballbesitz Struktur zu finden. Doch bereits in der Anfangsphase wurden die Gäste wiederholt in der Defensive gefordert: Ilic, Jaeschke und insbesondere Aytun sorgten für gefährliche Abschlüsse, die Torhüter Naumann mehrfach zu Glanztaten zwangen.
Lok hielt kämpferisch dagegen, doch die präzise Durchschlagskraft im Offensivdrittel fehlte. Maderer, unter Schmerzen aufgeboten, blieb blass, Cevis’ Distanzversuche verpufften. Ziane, zur zweiten Halbzeit eingewechselt, brachte zwar Körperlichkeit ins Zentrum, verfehlte jedoch in der 66. Minute aus spitzem Winkel das Ziel. Währenddessen rückte Havelse zunehmend entschlossener auf: Kolgeci traf den Pfosten (30.), Paldino forderte kurz vor der Verlängerung Naumann zur Glanzparade (93.). Es roch nach Entscheidung – aber nicht nach Leipziger Glück.
Die Partie kippte endgültig in der 81. Minute. Dombrowa, bereits verwarnt, ließ sich nach einem Foul provozieren und kassierte eine zweite Gelbe Karte – in einer Phase, in der Lok zunehmend die Luft ausging. Die Unterzahl entfaltete in der Verlängerung fatale Wirkung.
Der psychologische Dammbruch folgte fünf Minuten nach Wiederanpfiff: Havelses Sechser Düker fasste sich aus über 25 Metern ein Herz – sein Schuss, wuchtig und doch zentral, rutschte dem sonst starken Naumann durch die Hände. Leipzig taumelte. Der tiefe Platz, die aufgezehrten Reserven, die numerische Unterlegenheit – alles sprach nun für die Norddeutschen.
Lok versuchte noch, mit weiten Bällen zum Ausgleich zu kommen, doch Havelse lauerte klug auf Umschaltmomente. Einer davon führte in der 110. Minute zur Vorentscheidung: Nach Ballverlust in der Leipziger Vorwärtsbewegung spielte sich Ilic an der Strafraumkante frei und traf trocken ins kurze Eck. Kurz darauf besiegelte Paldino das Schicksal der Leipziger, indem er gegen die aufgerückte Lok-Hintermannschaft einen weiteren Konter vollendete (114.).
Was folgte, war ein Zusammenbruch in Etappen: Elsner flog nach wiederholtem Foulspiel vom Platz (118.), zuvor hatte sich Verkamp mit einem groben Foulspiel die Rote Karte eingehandelt (116.). Selbst Torschütze Paldino wurde wegen Unsportlichkeit des Feldes verwiesen, als er beim Jubel das Trikot auszog – die Symbolik dieser Szene sprach Bände.
Der 1. FC Lokomotive Leipzig hatte eine Saison mit 79 Punkten, der besten Defensive der Regionalliga Nordost und einer stabilen Rückrunde mit nur drei Niederlagen gespielt – doch das Aufstiegstor blieb verschlossen. Havelse, der unterlegene Klub im Hinspiel, zeigte im entscheidenden Moment mehr Reife, Disziplin und Variabilität.
Für Leipzig bleibt die Erkenntnis, dass sich Aufstiegsspiele nicht mit Schönheit, sondern mit Effektivität entscheiden. Havelse war effizient, clever und leidenschaftlich. Lok dagegen konnte seine offensive Qualität nicht auf den Platz bringen, verlor die Nerven – und mit ihnen das Ticket zur Drittklassigkeit.