Melden von Rechtsverstößen
Der klare Favorit aus Halle biss sich am Freitagabend die Zähne am Schlusslicht aus Leutzsch aus. Trotz drückender Überlegenheit, eines Pfostenschusses und bester Möglichkeiten kam der HFC nicht über ein 0:0 hinaus. Chemie Leipzig erkämpfte sich mit aufopferungsvollem Einsatz und einem starken Torhüter Horenburg den ersten Punkt der Saison – unter dem Strich ein moralischer Sieg für die Gäste.
Von Beginn an entwickelte sich im Leuna-Chemie-Stadion vor 12.166 Zuschauern ein kampfbetontes, aber fahriges Spiel. Halle übernahm erwartungsgemäß die Initiative, scheiterte jedoch immer wieder an der vielbeinigen Leipziger Defensive oder an der eigenen Ungenauigkeit. Bereits nach wenigen Minuten zeigten die ersten harten Zweikämpfe, dass es ein Abend voller Unterbrechungen werden würde. Insgesamt neun Gelbe Karten und eine Gelb-Rote für Stierlin in der Nachspielzeit dokumentieren das harte, teilweise überhitzte Duell.
Die erste Halbzeit war geprägt von Foulspielen und Verletzungsunterbrechungen. Halle kam lediglich zu Halbchancen durch Baro und Elezi, während Chemie nur einen harmlosen Distanzschuss von Aliji verzeichnete. Kurz vor der Pause musste Baro nach einem Sturz auf den Kopf ausgewechselt werden, auch Aliji auf Seiten der Gäste brach in Durchgang zwei aufgrund von Kreislaufproblemen zusammen. Spielfluss entstand so kaum, das 0:0 zur Pause war folgerichtig.
Nach Wiederanpfiff zog der HFC das Tempo an. In der 48. Minute lag die Führung in der Luft: Landgrafs Schuss prallte von der Unterkante der Latte ins Feld zurück, zuvor hatte Lisinski auf der Linie geklärt. Chemie überstand die Drangphase, auch weil Torwart Horenburg mehrfach hervorragend reagierte – so etwa in der 88. Minute, als er einen Kopfball von Ehrlich aus kürzester Distanz mit dem Gesicht abwehrte.
Die Leipziger beschränkten sich nahezu ausschließlich aufs Verteidigen, suchten Entlastung über lange Bälle auf Ratifo oder Friedrich. Klare Torchancen sprangen dabei nicht heraus, wohl aber wertvolle Sekunden im Ringen um den Punktgewinn. Mit cleverem Zeitspiel, konsequenter Zweikampfführung und taktischer Disziplin verteidigten sie das 0:0 bis in die siebte Minute der Nachspielzeit, auch als Stierlin nach einem taktischen Foul die Ampelkarte sah.
Am Ende stand für Halle der erste Punktverlust der Saison. Die Schröder-Elf blieb damit zwar ungeschlagen, verpasste es aber, die perfekte Bilanz von sechs Siegen in Serie auszubauen. Für Chemie hingegen könnte das torlose Remis einen Wendepunkt markieren: Nach sechs Niederlagen zum Auftakt holten die Leipziger endlich Zählbares.
Die Partie offenbarte zugleich unterschiedliche Baustellen: Halle mangelte es trotz spielerischer Dominanz an Durchschlagskraft im letzten Drittel, während Chemie sich zwar kämpferisch steigerte, offensiv jedoch weiterhin zu harmlos blieb.
Für den HFC geht es nun darum, die fehlende Kaltschnäuzigkeit schnell zu korrigieren, um den Platz an der Tabellenspitze zu festigen. Chemie wiederum kann auf der erkämpften Moral aufbauen – der erste Punkt beim Ligaprimus könnte sich im Abstiegskampf als psychologischer Befreiungsschlag erweisen.