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Ein Derby wie ein Seismograph: Rot-Weiß Erfurt dominierte phasenweise mit Wucht und Tempo, Meuselwitz hielt mit Mut, klaren Laufwegen und Entschlossenheit im Strafraum dagegen – am Ende teilten beide die Punkte. Für Erfurt ist das 3:3 trotz furioser Aufholjagd zu wenig, weil der Gegner erneut als Angstgegner auftrat und eine Zwei-Tore-Antwort binnen vier Minuten nicht nachhaltig entwertet wurde.
Erfurt begann mit offenem Visier. Nach zwei frühen Abschlüssen durch Ikene (1.) und Caciel (2.) setzte der Gastgeber das erste dicke Ausrufezeichen: Mensah tankte sich an der Grundlinie durch, Sedlak parierte zunächst, lenkte wenig später einen Distanzschuss an den Pfosten – Ugondu staubte gedankenschnell zum 1:0 ab (16.). Statt Sicherheit folgte jedoch die bekannte Sollbruchstelle. Der ZFC suchte kompromisslos den ersten Ball in die Box und den zweiten Ball im Rückraum: Hansch köpfte am zweiten Pfosten, Ikene fälschte ins eigene Tor ab – 1:1 (21.). Meuselwitz blieb im Übergang schnörkellos, überlud die Flügel und drehte die Partie: Paulings präzise Flanke von links, am langen Eck hält Hansch den Fuß hin – 1:2 (29.). Erfurt konterte weiter gefährlich (40./42.), doch unmittelbar vor der Pause verpasste Pauling frei vor Otto das mögliche 1:3 (45.).
Gerber reagierte, brachte Adesida und Santana – und Erfurt zündete. Uzun legte im Strafraum ab, Marco Wolf traf flach ins rechte Eck (48.). Nur Sekunden später zwang Uzun Sedlak zu einer Glanztat (49.), ehe Wolf aus 18 Metern unbedrängt Maß nahm und das Spiel mit seinem Doppelpack endgültig kippte – 3:2 (52.). Es folgten Minuten des Dauerdrucks: RWE presste hoch, erzwang zweite Bälle, Meuselwitz bekam „keinen Zugriff“ (53.–56.). Doch der entscheidende Punch blieb aus – und der ZFC blieb im Spiel.
Eine starke Otto-Parade gegen Oke (71.) kündigte es an, kurz zuvor hatte Erfurt im kollektiven Vorwärtsgang die Absicherung vernachlässigt. Ausgerechnet in einer Phase ohne eigene Entlastung fing der ZFC den Ausgleich: Eckardt zog von rechts ab, Otto wehrte nach vorn – Pauling staubte aus kurzer Distanz zum 3:3 ab (69.). Der Treffer kam „aus dem Nichts“, war aber die logische Folge eines wieder mutiger werdenden Gäste-Auftritts. In der Schlussviertelstunde wogte die Partie – Schwarz (77.) und Felßberg (85.) zielten knapp vorbei, Meuselwitz blieb über Direktpassagen gefährlich, Oke sah seine fünfte Gelbe (73.). In der Nachspielzeit schleppte Erfurt noch eine Ecke in den Fünfer (90.+2), doch der ZFC verteidigte kompromisslos und brachte den Punkt über die Linie.
Unterm Strich bleibt ein Lehrstück über Spielkontrolle: Erfurt drehte das Momentum mustergültig, verpasste aber das vierte Tor und ließ Meuselwitz durch Standards, Flanken und zweite Bälle wieder andocken. Der ZFC zeigte, warum er Erfurt seit Jahren Probleme bereitet: hohe Leidensfähigkeit, klare Tiefe, eiskalte Strafraumarbeit – und das nötige Quäntchen Wachsamkeit in den Schlüsselmomenten.
RWE mit viel Offensivpower und Wolf als Dosenöffner, aber ohne Stabilität im Verteidigen der Box. Meuselwitz egalisiert mit purer Gradlinigkeit – das 3:3 ist leistungsgerecht, für die ambitionierten Erfurter jedoch zu wenig.