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Trotz Pass-online: Die Mitarbeiter der Passstelle in Edenkoben haben alle Hände voll zu tun. [Foto: Charlotte Schneider]
Er ist klein und eckig und jeder Spieler hat ihn. Er ist die Eintrittskarte ins Fußballgeschehen, auf den Platz, in die Punktrunde. Obwohl kein Sportartikel ist er eines der wichtigsten Utensilien eines jeden Aktiven und zeigt oft ein verunglücktes Foto. Doch kaum einer weiß, welche Weg er geht, bis man ihn in Händen hält – der Spielerpass. FUSSBALL.DE hat die Passstelle des Südwestdeutschen Fußballverbandes in Edenkoben besucht und genauer nachgefragt.
Der Sitz des südwestdeutschen Fußballverbandes ist – von außen betrachtet - ein paradiesischer Ort. Am Rande des Pfälzer Waldes liegt die Geschäftsstelle umgeben von Weinreben und Mandelbäumen in der milden Mittagssonne. Außer einem weit entfernten Rasenmäher und leisem Vogelgezwitscher ist kein Laut zu hören. Doch die Idylle trügt: Im Inneren der Passstelle „brennt die Bude. Wir arbeiten hier Akkord, für uns ist nix paradiesisch“, seufzt Beate Meyer. Die heiße Phase der Wechselperiode I läuft. Stress pur für Beate Meyer und ihren Kollegen Andreas Hack. Ohne die beiden Passstellenmitarbeiter ginge im Gebiet des SWFV kein einziger Wechsel über die Bühne. Ob Erstantrag oder internationaler Transfer - ohne den Stempel von Hack und Meyer läuft nichts.
„Wir bearbeiten hier bis zu 25.000 Anträge. Unsere Mitarbeiter haben allein 400 bis 500 Vorgänge am Tag“, benennt Franz-Josef Kolb das gewaltige Arbeitspensum. Und dabei ist der SWFV mit ungefähr 1000 Vereinen noch einer der kleineren Verbände. Kolb ist der Leiter des Sport- und Spielbetriebs und seit 1985 im Verband. Angefangen hat auch er in der Passstelle. „Damals mussten wir die Pässe noch von Hand schreiben. Jeder Pass wurde einzeln eingespannt. Jeder Spieler hatte seine eigene Karteikarte, die wir morgens mühsam aussortieren mussten. Heute läuft das alles elektronisch, aber es ist weiterhin viel Arbeit“, erzählt Franz-Josef Kolb.
"Erst heute, nach 28 Jahren, wage ich zu behaupten, alles über das Passrecht zu wissen"
Dabei muss im Gegensatz zu früher, als die Mitarbeiter am letzten Tag der Wechselperioden I und II bis nachts um zwölf in der Passstelle saßen und auf die allerletzten Anträge gewartet haben, heute niemand mehr bis ultimo ausharren. Die E-Post-Fächer machen es seit drei Jahren nicht mehr nötig.
Die elektronischen Programme, allen voran Pass-online, haben vieles einfacher gemacht. „Vieles aber auch nicht“, ergänzt Beate Meyer. „Die Vereine rufen trotzdem noch jeden Tag zu hunderten an.“ Die Passstelle bleibt eine große Service-Einheit für die vielen Antwortsuchenden.
Vereinswechsel sind ein komplexes Feld. Oftmals geschehen Fehler nicht aus Absicht, sondern aus Unwissen. „Erst heute, nach 28 Jahren wage ich zu behaupten, dass ich alles über das Passrecht weiß oder zumindest, wo es steht“, räumt Franz-Josef Kolb ein, „aber das hat gedauert. Zumal die Spielordnung lebt, weil die Vereine immer neue Schlupflöcher finden, die wir schließen müssen.“
Über Betrugsversuche, Schlupflöcher und Finten beim Passantrag und Spielerwechsel kann Kolb ohnehin ein Lied singen: „Ich hab alles erlebt.“ Erst kürzlich hat Franz-Josef Kolb wieder eines dieser Schlupflöcher geschlossen. Paragraph 8 besagt, dass ein Spieler, der nachweislich ein halbes Jahr kein Spiel für Verein A absolviert hat, ohne Aufwandsentschädigung zum Verein B wechseln kann. „Hat aber dieser Spieler während eines Spiels den Schiedsrichter ganz brutal umgehauen und war ein halbes Jahr gesperrt, fiele dies zwar unter Paragraph 8, wir empfänden es aber als ungerecht“, meint Franz-Josef Kolb. Hatte sich der Spieler durch die Sperre schließlich einen unlauteren Vorteil verschafft. Ein weiteres Mal wird ein solcher Fall nicht möglich sein, dafür hat Franz-Josef Kolb gesorgt. Dennoch ist er sich sicher, dass die nächste List schon auf ihn wartet: „Wir haben 250.000 Mitglieder im SWFV und einer ist immer schlauer und schneller als wir.“
Wenig schief laufen kann hingegen beim Erstantrag eines Passes. „Der ist relativ einfach“, sagt Beate Meyer. In diesem Fall beantragt der Klub das Spielrecht und der Spieler erhält einen Pass auf dem Name, Vereinszugehörigkeit, Geburtsdatum und Unterschrift vermerkt sind. Der Ausweis ist dann Eigentum des jeweiligen Verbandes.
Im Falle eines Vereinswechsels wird die Sache etwas komplizierter. Grundsätzlich kann der Verein nur innerhalb der beiden Transferperioden, zwischen dem 1. Juli und dem 31. August oder vom 1. bis zu 31. Januar gewechselt werden. „Eigentlich kennen alle die Fristen und trotzdem sind es genug, die uns die Unterlagen auf den letzten Drücker schicken. Wir nennen das den B-Klassenpoker“, sagt Franz-Josef Kolb.
Bitter wird es allerdings erst, wenn die Unterlagen zu spät eintreffen. „Alle wissen, der Stichtag ist der 31. August. Trotzdem habe ich jedes Jahr am ersten September zehn Leute vor der Tür stehen, die zu spät dran sind. Da kommen dann die schönsten Ausreden. ‚Ich war krank, ich war im Urlaub, ich konnte nicht, weil…’ Und ich muss denen dann streng ‚auf Wiedersehen’ sagen. Das macht mir auch keinen Spaß. Dann bin ich wieder der böse Herr Kolb.“
Richtig kompliziert wird die Sache beim Grenzwechsel: Hat ein deutscher Klub im Elsass einen Spieler entdeckt und will ihn verpflichten, muss er sich auf eine lange Reise machen. Selbst dann, wenn der Weg eigentlich ganz kurz ist. Franz-Josef Kolb berichtet von einem Ort in der Südpfalz, Scheibenhardt, der liegt zur einen Hälfte in Deutschland und zur anderen in Frankreich. Will ein Spieler vom französischen in den deutschen Ortsteil wechseln, muss er einen Antrag für einen internationalen Vereinswechsel beantragen. „Der muss unheimlich viel Papier bringen, das schicken wir dann zum DFB, der DFB schickt es nach Paris, und von dort dann ins Elsass zum Verein – und den gleichen Weg geht das alles wieder zurück. Das dauert, dabei sind die beiden Vereine keine drei Minuten voneinander entfernt“, berichtet Franz-Josef Kolb.
Am kompliziertesten, weil bürokratisch am aufwendigsten, sind internationale Wechsel Minderjähriger. Um die Ausbeutung junger Spieler zu verhindern, hat die FIFA das Transfer Matching System entwickelt, das vorschreibt, dass ein Jugendlicher nicht ohne weiteres staatenübergreifend den Verein wechseln kann. „Das ist eine heiße Kiste. Man will ja keine Kinderschieberei. Aber es gibt Fälle, da lebt ein Elternteil nicht mehr und der andere ist nicht auffindbar. Dann rennt der kleine Junge in Ludwigshafen herum und darf nicht spielen, weil es ihm das TMS nicht erlaubt. Das ist bitter, das tut mir schon weh. Wie soll der Kontakt kriegen wenn er draußen steht? Der soziale Aspekt fällt da komplett hinten runter. Dabei ist doch der Fußball das beste Auffangbecken“, sagt Franz-Josef Kolb. „Das sind Kinder, die es wirklich nötig hätten, Anschluss zu finden. Und dann kommt wieder der böse Herr Kolb und gibt ihnen keine Spielerlaubnis. Da könnte ich wirklich verzweifeln.“
Verzweifelt ist momentan allerdings weniger Herr Kolb, sondern die Mitarbeiter der Passstelle. Beate Meyer und Andreas Hack sitzen noch immer tief gebeugt über ihren Schreibtischen, stempeln Spielerpässe und telefonieren mit aufgeregten Vereinsmitarbeitern, als die Sonne hinter den paradiesischen Weinbergen längst untergegangen ist.
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