In seiner Jugend spielte Christoph Zabkar für den CfR Links und Turu Düsseldorf. Heute glänzt der 25-Jährige in der "Jugendfeuerwehr Biebersfeld". Zwischen dem Title-Triple mit dem Hobbyteam verbrachte der Torhüter ein Auslandssemester in den USA – und erlebte seinen kleinen American Dream.
98, 99, 100 – geschafft. Durchatmen. Schweiß abwischen. Und schon geht es weiter. Direkt nach den hundert Liegestützen stehen Sprints über die gesamte Länge des Platzes auf dem Programm. Willkommen im Mannschaftstraining der Cortland Red Dragons, dem Uniteam der State University New York (SUNY). Mittendrin: der deutsche Stipendiat Christoph Zabkar. "Ich sah nach einem Training noch nie so gezeichnet aus", gesteht er.
Vor dieser Einheit mit den Red Dragons machte der 25-Jährige in einem Sichtungstraining auf sich aufmerksam. Direkt im Anschluss ging es mit dem Mannschaftstraining weiter. Fitness wird in den USA eben groß geschrieben. "Sie legen viel Wert auf die Physis. In Deutschland ist man dafür technisch und taktisch besser", so Zabkar über die fußballerischen Unterschiede.
Als Düsseldorfer in Köln
"Er hat uns oft in wichtigen Momenten den Arsch gerettet"
Nach den kräftezehrenden Stunden hatte "The German" jedenfalls überzeugt. Der Trainer war begeistert und wollte Zabkar in sein Team aufnehmen: "Sie haben einen deutschen Torwart mit Kusshand genommen." Doch Zabkar lehnte ab. Fünf Einheiten pro Woche und die Spiele am Wochenende - diese Vorstellung schreckte ihn ab. Schließlich wollte er während seines Aufenthalts die typischen US-Sportarten wie American Football, Baseball oder Basektball kennenlernen.
Worin liegt der Reiz dieser Volkssportarten? Wie werden sie in den USA vermittelt? Erkenntnisse, die Zabkar in seinem späteren Berufsleben nutzen wollte. In Deutschland studiert der Düsseldorfer nämlich Sport und Deutsch auf Lehramt – in Köln. Nicht immer einfach: "Da muss man sich einiges anhören, sogar die Dozenten machen Witze darüber", scherzt er.
Städtetrips und Niagara Falls
Als Zabkar 2012 das Grundstudium gemeistert hatte, nahm er seinen großen Traum in Angriff: eine Reise in die USA. Über die Sporthochschule Köln bewarb er sich für ein Stipendium. Und erhielt den Zuschlag. "Das war das Größte vom Größten." Nichtsahnend, dass die Zeit in Cortland einen ganz besonderen fußballerischen Moment für ihn bereithielt, bereitete sich Zabkar also auf fünf aufregende Monate im Land der unbegrenzten Möglichkeiten vor.
In den USA angekommen, ging es vielversprechend los. In der Einführungswoche lernte er viele internationale Studenten aus Brasilien, Australien, China und Nigeria kennen. Untergebracht war Zabkar mit drei US-Studenten in einer Wohngemeinschaft auf dem Campus, wodurch er schnell neue Freunde fand. Städtereisen nach New York und Toronto, ein Barbecue am See, ein Ausflug zu den Niagara Falls oder ein Basketballspiel live in der Halle – die Freizeit mit seinen neuen Kumpels kam in den USA nicht zu kurz.
"Unreal Madrid" statt Uniteam
Wie es der Zufall wollte, war einer der neuen Freunde, Matt Bailey, Kapitän des Fußballteams "Unreal Madrid". Die Hobbymannschaft nahm an der Uni-Liga teil, die von der SUNY ausgerichtet wurde. Und weil Zabkar nach seiner Absage an die Red Dragons nicht ganz auf den Fußball verzichten wollte, schloss er sich "Unreal Madrid" an, wo der Spaß eindeutig im Mittelpunkt stand.
Organisiert wurde der Wettbewerb allerdings sehr professionell. Auf eine Gruppenphase folgte die Endrunde im K.o.-Modus. Pro Woche eine Partie. Bitter für Zabkar: Im vorletzten Gruppenspiel knickte er um und verletzte sich an den Bändern. "In der Halle war ein Basketballboden verlegt mit extra Grip", so Zabkar. Die erste Diagnose des Arztes ließ nichts Gutes erhoffen. Bänderriss!
Last-Minute-Sieg im Viertelfinale
Central Park und Rockefeller Center – Big Apple musste "The German" daher auf Krücken besichtigen. Auch für die entscheidende Phase in der Uni-Liga drohte er auszufallen. Für das Viertelfinale packte er seine Fußballschuhe trotzdem ein. "Ich dachte, dass ich vielleicht aushelfen kann, wenn sich jemand verletzt", so Zabkar. In der Schlussphase schlug dann seine große Stunde.
4:4. Noch eine Minute auf der Uhr. Kapitän Matt Bailey gibt ein kurzes Zeichen und schon steht Zabkar auf dem Platz – als Feldspieler. Sekunden später wird er angespielt, legt sich den Ball zurecht und wuchtet die Kugel unhaltbar an den rechten Innenpfosten. 5:4. Schlusspfiff. "Das war mein kleiner American Dream."
Erfolge mit der "Jugendfeuerwehr Biebersfeld"
Im Finale musste sich "Unreal Madrid" später zwar geschlagen geben, doch Zabkar blickt dennoch mit schönen Erinnerungen an das Turnier und die gesamte Zeit in den USA zurück: "Ich habe in den fünf Monaten tolle und herzliche Menschen kennengelernt und einzigartige Erfahrungen gesammelt."
Erfahrungen, die sich zurück in Deutschland, auszahlten. Denn auch in Deutschland spielte Zabkar für ein Uni-Liga-Team. Bereits 2012 hatte er mit der "Jugendfeuerwehr Biebersfeld" in der Uni-Liga Köln triumphiert. Ohne ihren Schlussmann verteidigte die Mannschaft 2013 am Finaltag den Titel und setzte 2014 die unglaubliche Serie fort. Titel-Triple – mit dem sicheren Rückhalt: Christoph Zabkar. "Er hat uns oft in wichtigen Momenten den Arsch gerettet und immer wieder kreative Ideen eingebracht - zum Beispiel einen eigenen Kalender", schmunzelt Martin Ribbat, der Kapitän der "Jugendfeuerwehr Biebersfeld". Umgesetzt sei die Idee jedoch noch nicht.
Wie lange Zabkar bei dem Team noch zwischen den Pfosten stehen wird, hängt auch vom Ort seines Referendariats ab, das bald beginnen wird. Zumindest hobbymäßig möchte er dem Fußball allerdings treu bleiben. Ob er sich noch einmal einem Verein anschließen wird, lässt Zabkar hingegen offen: "Wer weiß."