Premiere im Württembergischen Fußballverband (wfv): Im Bereich Konfliktprävention findet am Samstag, 21. Januar, zum ersten Mal ein Deeskalationstraining für Schiedsrichter statt. Die Maßnahme soll helfen, die Gewalt auf dem Fußballplatz weiter zu minimieren.
Eines vorab: Gewalt und Aggression auf dem Fußballplatz sind selten. 99,52 Prozent aller Fußballspiele in Deutschland verliefen in der Saison 2015/2016 laut Spielberichten der Schiedsrichter störungsfrei. Doch auch die 0,48 Prozent, in denen Spieler, Zuschauer oder Funktionäre die Fassung verlieren und sich zu aggressivem Verhalten hinreißen lassen, sind noch zu viel. Oft richtet sich die Aggression gegen den Schiedsrichter und nicht jeder der Unparteiischen im Amateurbereich ist optimal auf solche Situationen eingestellt. Dieses Ergebnis ergab die 2013 von Thaya Vester verfasste Doktorarbeit "Zielscheibe Schiedsrichter: Zum Sicherheitsgefühl und Opferwerdung von Unparteiischen im Amateurfußball." Thomas Proksch, wfv-Abteilungsleiter Spielbetrieb / Schiedsrichterwesen, erklärt: "Viele der 4.000 befragten Schiedsrichter fühlen sich unwohl und haben sich Präventionsmaßnahmen gewünscht."
Der Württembergische Verband reagiert und schult am Wochenende in einem Pilotprojekt Schiedsrichter aus dem Raum Stuttgart zum Thema Deeskalation . Ziel ist es, die Unparteiischen speziell auf den Umgang mit Bedrohungssituationen vorzubereiten, sie "zu sensibilisieren und ihnen einen Ablaufplan an die Hand zu geben", sagt Bernhard Gutowski vom DFB-Schiedsrichter-Kompetenzteam. Durch die Schulung sollen die Schiedsrichter "Reaktionsmuster verankern".
Konflikte gewaltfrei lösen
"Viele Schiedsrichter fühlen sich unwohl und haben sich Präventionsmaßnahmen gewünscht"
Die erste Veranstaltung wird es am Samstag beim TB Untertürkheim geben. Drei Wochen später folgt die zweite Sonderschulung, welche am 11. Februar beim SV Bonlanden stattfindet. Jeweils etwa 30 Schiedsrichter nehmen teil und werden von je drei Referenten geschult. Hierbei ist sowohl ein theoretischer als auch ein praktischer Teil vorgesehen, in denen insbesondere das Erkennen und Einschätzen von Konfliktgefahren, Deeskalationsstrategien sowie Kommunikation und Körpersprache behandelt werden.
Mit dem Deeskalationstraining für Schiedsrichter verbindet Proksch einige Hoffnungen. "Ich wünsche mir, dass wir den einen oder anderen Spielabbruch weniger haben und dass die Konflikte unter Mitwirken der Schiedsrichter gewaltfrei gelöst werden." Wenn die Pilotveranstaltung erfolgreich ist, soll sie fest etabliert und eventuell als Baustein in den wfv-Masterplan integriert werden. Die ersten beiden Schulungen dienen als "Diskussionsgrundlage", so Gutowski, der "gespannt ist, wie es wird."
Die Schiedsrichterschulungen sind übrigens nicht die einzige Maßnahme des wfv im Bereich Gewaltprävention. Bewährt haben sich auch die Pflichtseminare zur Gewaltprävention für sportgerichtlich auffällig gewordene Vereine. Danach habe sich die Anzahl der Spielabbrüche merklich reduziert, berichtet Gutowski.