Berens zieht bei Eintracht Trier die Fäden

Die fetten Jahre des SV Eintracht Trier 05 sind schon eine Weile her – in der 2. Bundesliga war der Traditionsclub von der Mosel zuletzt von 2002 bis 2005 vertreten. Aktuell unternimmt die Eintracht mal wieder einen Anlauf, um aus der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar aufzusteigen. Auf dem Platz und hinter den Kulissen setzen sie in Trier dabei auf Talente: Geschäftsstellenleiter Björn Berens ist gerade mal 23 Jahre jung, zieht aber bereits die Fäden beim 800 Mitglieder starken Verein.

In der Sommerpause ging auf einmal alles ziemlich schnell: Nach seiner Initiativbewerbung hatte der aus einem Vorort von Trier stammende Berens den Zuschlag des Vorstandes erhalten. Eigentlich sollte er Geschäftsführer Torge Hollmann entlasten. Als dieser dann kurze Zeit später zu Bundesligist Fortuna Düsseldorf wechselte, um dort Leiter des Spielbetriebs zu werden, rückte Berens in den Mittelpunkt.

Ticketing, Sponsorenverträge, Verbandsstatuten, Mail- und Postverkehr, die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: In vieles musste er sich in Windeseile einarbeiten, galt es doch auf Anhieb, die Weichen für die neue Saison zu stellen. "In den ersten Wochen waren es Zehn- oder Elf-Stunden-Tage. Es hat aber immer Spaß gemacht, zumal die Unterstützung durch den Vorstand, Ehrenamtler und einige Teilzeitkräfte sehr hilfreich ist", sagt Berens, der sich nicht zu schade ist, das 'Mädchen für alles' zu sein. Er lebt seinen Traum, wie er es selbst ausdrückt: Seitdem er in jungen Jahren anfing, Fußballmanager auf der Konsole zu spielen, ist er interessiert daran, wie es in einem Verein läuft und was alles dazugehört, um ihn nach vorne zu bringen.

Erste Erfahrungen im Heimatverein

"Wir sind sehr beeindruckt, mit welcher Ruhe und Effektivität er bei uns zu Werke geht"

In der Jugendabteilung seines Heimatvereins SV Fortuna Fell sammelte er als Trainer erste Erfahrungen, bringt sich hier auch heute noch als Schriftführer ein. Sofern ist es mit dem Wochenend-Programm bei Eintracht Trier vereinbar ist, steht der 23-Jährige selbst auf dem Platz und führt die SG Fell II in der Kreisliga C Mosel/Hochwald an. Zudem will er demnächst den Trainer-B-Schein erwerben.

Zielstrebig hat Berens in den vergangenen Jahren auf ein Engagement im Fußball-Business hingearbeitet, belegte so nach seinem Bachelor-Studium in der Betriebswirtschaftslehre am Sportbusinesscampus in Düsseldorf eine Weiterbildung und darf sich zertifizierter Fußballmanager nennen. Wertvolle Eindrücke gewann er parallel bei einem dreimonatigen Praktikum beim Start-Up-Unternehmen Gokixx, das sich über speziell entwickelte Apps und Chats als Dienstleister für ambitionierte Nachwuchskicker mit Blickrichtung Profifußball sieht. In dieser Zeit machte Berens auch Bekanntschaft mit Matthias Sammer, der seit vergangenem Jahr strategischer Kopf des Kölner Unternehmens ist. In seiner Projektarbeit am Sportbusinesscampus verglich er die Trainerpersönlichkeiten Jürgen Klopp und Thomas Tuchel und deren Wirkung auf Borussia Dortmund ("Kloppo hat mit seinem Image zu 100 Prozent zum Verein gepasst.").

Vom großen Fußball sind sie bei Eintracht Trier ein gutes Stück weit entfernt. Dafür lernt Berens hier in kurzer Zeit sehr viel. "Wir sind sehr beeindruckt, mit welcher Ruhe und Effektivität er bei uns zu Werke geht", zieht Vorstandsmitglied Roman Gottschalk nach den ersten gut vier Monaten der Zusammenarbeit ein äußerst positives Zwischenfazit.

Feuertaufe bestanden

Seine Feuertaufe bestand Berens Mitte September, als rund 2500 Zuschauer zum Oberliga-Spitzenspiel gegen die TuS Koblenz ins Moselstadion pilgerten. Etwa zweieinhalb Mal mehr Besucher als sonst und erhöhte Sicherheitsanforderungen – Anpacken war da angesagt. Vor dem Spiel war sich der Geschäftsstellenleiter auch nicht zu schade, selbst die Absperrgitter übers Stadiongelände zu schleppen.

"Wenn du so eingespannt bist, die Mannschaft kurz vor Schluss 3:2 führt und dann der Abpfiff ertönt, ist das schon ein Riesengefühl", blickt er auf einen besonders emotionalen Moment zurück.

Aktuell fühlt sich Berens bei der Eintracht pudelwohl, sehnt aber genauso wie alle anderen im Verein die Rückkehr in die Regionalliga herbei. "Generell", das hat er auch er schon festgestellt, "kann man nie genau sagen, was in ein paar Jahren ist".

Wahrscheinlich ist aber, dass Björn Berens dem Fußball erhalten bleibt – und sich mit vollem Einsatz und Akribie in Trier oder anderswo engagiert.