Blau-Weiß: B-Ligist siegt in Schalke-Arena

Zwei Heimsiege in zwei Tagen: Das war das Wochenende auf Schalke. 24 Stunden nach dem 1:0 des Bundesligisten gegen Mainz 05 und damit dem ersten Dreier in der Saison siegte ein weiteres Team in Blau und Weiß in der Arena – und zwar der B-Ligist SC Borussia Kaster Königshoven. Beim Schalker Stadionsponsor, einer Brauerei aus dem Sauerland, hatte der Klub aus dem Rhein-Erft-Kreis das Heimspiel im Gelsenkirchener Fußballtempel gewonnen. 1204 Zuschauer bildeten eine prächtige Kulisse für den Amateurkick und der Gastgeber nahm das Geschenk, vor diesem Rahmen spielen zu dürfen, mit einem 5:1-Erfolg über den SV 26 Rheidt gerne an.

Königshoven, ein Ortsteil von Bedburg, bis Köln sind es 35 Kilometer. 1909 Einwohner leben laut Wikipedia hier, die Zahl taugt eher schlecht, um gerade auf Schalke groß heraus zu kommen. Der SC Kaster allerdings – auch noch mit Borussia im Vornamen! – hat genau das vor, als er sich mit einem gelungenen Video für den Kick im WM-Stadion von 2006 bewirbt – und sich beim Voting schließlich gegen starke Mitbewerber wie Schwarz-Weiß Meckinghoven , den SC Constantin Herne und die Gelsenkirchener Lokalmatadoren von Viktoria Resse durchsetzt. Die Vereinsfarben stimmen ja schon mal, die Königshovener spielen in Blau-Weiß.

„Mit dem Heimspiel auf Schalke ist für uns ein Traum in Erfüllung gegangen. Der ganze Ort war wie elektrisiert, als wir den Zuschlag erhalten haben“, berichtet Ben Brahim, Vorsitzender des Klubs. „Die vier Wochen Vorbereitung bis zum Spiel waren für unseren kleinen Dorfverein schon sehr anstrengend“, gibt Trainer Hanjo Wings zu, aber: „Dafür sind wir mehr als entschädigt worden. Es war ein unfassbares Erlebnis, das keiner, der dabei war, jemals wieder vergessen wird.“

Anreise im S04-Mannschaftsbus

"Es war ein unfassbares Erlebnis, das keiner, der dabei war, jemals wieder vergessen wird"

Jeweils fünf Fanbusse machen Borussia Kaster Königshoven und der SV Rheidt voll, außerdem fahren unzählige Anhänger mit Privatautos die etwa 100 Kilometer vom Rhein-Erft-Kreis in den Ruhrpott, um ihr jeweiliges Team in der Arena zu unterstützen. Auch Border-Collie Rocky ist vor Ort und verfolgt die Partie von der Rasenkante. Die Gastgeber aus Königshoven reisen sogar standesgemäß mit dem S04-Mannschaftsbus an, die Fahrt im königsblauen Luxusliner gehört ebenso zum Gewinn wie das Umkleiden in der Schalker Mannschaftskabine und später die Players-Party im VIP-Bereich der Arena. „Wir haben extra vor unserer Stammkneipe eine Ehrenrunde gedreht, bevor es in Richtung Gelsenkirchen ging“, berichtet Kaster-Coach Hanjo Wings grinsend.

Für einen seiner Spieler ist die Partie noch einmal spezieller als für alle anderen: Alex Schröder. Königshovens „Zehner“ ist S04-Fan, der einzige in der Mannschaft unter Kölnern, Gladbachern und – ja – auch Dortmundern. „Hier zu spielen war einfach nur geil“, sagt er nach dem Abpfiff mit strahlenden Augen.

Ein Treffer auf Schalke gelingt ihm allerdings nicht. Das 5:1 gegen den SV Rheidt machen Justin Sängersdorf (10.), Michael Schiffer (30.), Lars Jonokat (44.), Kevin Römer (67.) und Aaron Peters (90.+4) bei einem Gegentreffer zum zwischenzeitlichen 1:1 durch Sven Schulz (17.) klar. „Vor zwei Jahren bin ich noch mit 29 Buden Torschützenkönig geworden, aber in dieser Saison bin ich eher der Vorbereiter“, bemerkt Alex Schröder.

Sängersdorf mit dem „Tor des Monats“

Nicht wirklich ein Knipser ist auch Justin Sängersdorf. Der Linksverteidiger allerdings sorgt mit seinem Führungstreffer nicht nur dafür, dass Absteiger Königshoven seiner Favoritenrolle in diesem Duell gegen B-Liga-Neuling Rheidt gerecht wird, sondern könnte sehr bald auch eine kleine Amateurfußball-Berühmtheit werden. Seinen herrlichen Schlenzer mit dem Außenrist zum 1:0 hat nämlich der Videobeauftragte des Vereins festgehalten – er wird die Szene an die „Sportschau“ zur Wahl zum „Tor des Monats“ schicken und natürlich auch auf FUSSBALL.DE hochladen, damit Königshovens Flügelflitzer ins ZDF-Sportstudio  kommt. „Ich habe dem Trainer schon vorher gesagt, dass ich hier mein erstes Saisontor schießen werde. Dass es dann noch solch ein schönes geworden ist, ist umso schöner“, erklärt Sängersdorf.

Pate bei dem spektakulären Treffer stand übrigens ein Schalker „Eurofighter“. Mike Büskens, 1997 UEFA-Cup-Sieger mit den Königsblauen, fungierte bei diesem besonderen Spiel für Amateure einmal mehr als Co-Trainer des gastgebenden Teams. „Mike hat mir vorher gesagt, ich soll es ruhig mal mit dem Außenrist probieren. Das hat gut geklappt“, feixt Sängersdorf hinterher. „Die Jungs haben das sehr gut gemacht. Ich bin zufrieden“, bemerkt „Buyo“ lachend.

Büskens gewinnt gegen Fischer

Schon beim 2:0 des Bezirksligisten TSV Aufderhöh vor knapp einem Jahr gegen Bayer Dormagen war Büskens an dieser Stelle als Assistent ein guter Glücksbringer. Ein langes Gesicht zog hingegen am Sonntag Europameister Klaus Fischer. Der frühere Torjäger konnte als Co-Trainer des SV Rheidt die Klatsche gegen Kaster Königshoven nicht verhindern. „Solche Niederlagen muss man wegstecken und weiter machen“, rät Fischer seinem Kollegen Ayhan Karadeniz, dem Trainer der Grün-Weißen. „Auch wenn wir verloren haben: Für viele Spieler ist es ein Traum, in solch einem Stadion kicken zu dürfen“, fand der Rheidter Coach und betonte: „Unser Dank geht an Kaster Königshoven, dass sie an diesem Wettbewerb teilgenommen und das Voting dann auch gewonnen haben. Nur so kamen wir in den Genuss, hier auflaufen zu dürfen.“

Nächsten Sonntag wird der Rahmen für beide Teams wieder ein wenig kleiner sein. Dann geht für Borussia Kaster Königshoven mit einem Auswärtsmatch bei Grün-Weiß Etzweiler und für den SV Rheidt (bei Viktoria Manheim ) der Alltag in der Kreisliga B Rhein-Erft weiter – vor jeweils ein paar Dutzend Zuschauern.