Bonner D-Ligist fiebert bei der WM mit Peru

Die Begeisterung über die erste Teilnahme an einer Fußball-Weltmeisterschaft seit 1982 war und ist in Peru grenzenlos. Auf das erste Spiel der Rot-Weißen aus dem Inka-Staat in Russland am Samstag (ab 18 Uhr, live im ZDF) in Saransk gegen Dänemark fiebern sie nicht nur im westlichen Südamerika entgegen, sondern auch bei einem D-Kreisligisten vom Mittelrhein, dem FV Arriba Peru Bonn.

Zwei Jahrzehnte sind es jetzt ziemlich genau her, als Edwin Palomino seine peruanische Heimat verließ, um in Deutschland zunächst die Sprache zu erlernen und dann zu studieren. „Es kam dann ein wenig anders als geplant“, berichtet der heute 42-Jährige mit einem Augenzwinkern. Palomino entdeckte seine Leidenschaft fürs Kochen, absolvierte eine Ausbildung, arbeitete in mehreren namhaften Sterne-Hotels im Köln/Bonner Raum, ehe er sich Ende 2011 mit einem peruanischen Restaurant in der Bonner Innenstadt selbständig machte.

Die Verbindung zu seiner Heimat lebt Edwin Palomino aber nicht nur kulinarisch, sonder auch im Fußball: Vor 16 Jahren war er eines der Gründungsmitglieder des FV Arriba Peru Bonn, zählte als Verteidiger lange Jahre zu den Stützen im Team und ist heute noch vor allem als Geschäftsführer im Verein engagiert, während sein Bruder Raul Vorsitzender ist.

„Früher trafen sich Peruaner, die in Bonn studiert oder gearbeitet haben, immer montags im Hofgarten zum Kicken. Irgendwann kam dann die Idee, einen eigenen Verein zu gründen“, erinnert sich Edwin Palomino. Anfangs spielten ausschließlich Akteure aus dem Anden-Staat im Team des FV Arriba, die Euphorie war riesig. Dreimal stieg man zunächst auf. „Jedes Heimspiel haben wir auf der Sportanlage in Dransdorf zelebriert – mit südamerikanischer Musik und landestypischem Essen. Der FV Arriba war und ist ein Stück Heimat für uns“, betont Palomino.

"Wir haben die stärkste Nationalmannschaft seit 1970."

Mit den Jahren wurde es schwieriger, ein Team ausschließlich aus Peruanern auf die Beine stellen zu können, auch Spieler aus anderen südamerikanischen Staaten etwa und sogar Deutsche zähl (t) en zum Kader.  „In Südamerika würden wir uns wohl nicht so leicht verstehen, weil die Mentalitäten und politischen Ansichten doch manchmal zu unterschiedlich sind. Hier klappt aber alles reibungslos. Der Fußball hat also auch etwas Verbindendes“, berichtet Palomino nicht ohne Stolz.

Viele bunte Geschichten hat der FV Arriba bereits geschrieben, manchmal auch mit eher traurigem Ausgang: Ronald, wie sie ihn im Verein nur nannten, hatte nach Ansicht von Palomino sogar das Zeug zum Profi. Er wäre deshalb, aber auch wegen seiner Freundin gerne in Deutschland geblieben, musste dann aber weg, weil seine Aufenthaltsgenehmigung abgelaufen war.  

Pizarro und Farfan zu Besuch

Zumindest die Peruaner im aktuellen Team des D-Ligisten blicken ganz gespannt und mit großer Vorfreude auf die WM in Russland. In Palominos Restaurant schaut man sich die Partien gemeinsam an: „Bereits bei den Entscheidungsspielen im November gegen Neuseeland war der Laden proppenvoll und die Stimmung großartig.“ Der aktuelle WM-Teilnehmer Jefferson Farfan schaute zu seiner Schalker Zeit ebenso schon mal bei Palomino vorbei wie mit Claudio Pizarro der beste ausländische Torschütze der Bundesligageschichte.

Bei der WM in Russland ist Palomino vor Ort, besucht das Auftaktspiel der Inkas gegen Dänemark und am 26. Juni das Duell in Sotschi gegen Australien. „Wir haben die stärkste Mannschaft seit 1970“, hält der Exil-Peruaner große Stücke auf das vom Argentinier Ricardo Gareca trainierte Team. Vor 48 Jahren war erst im Viertelfinale Endstation. Geht es diesmal wieder so weit, stehen auch den D-Liga-Fußballern des FV Arriba noch einige stimmungsvolle Fußballfeste beim Zuschauen in Bonn bevor.