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Mit 87 keineswegs fußballmüde: Corrado Cinelli (links)
[Foto: Philipp Grabowski/Collage FUSSBALL.DE]
Vor 60 Jahren wollte Corrado Cinelli eigentlich nur seinen Urlaub in Deutschland verbringen, doch diese dreiwöchige Reise veränderte sein Leben. Der Italiener wurde beim VfL Germania 1894 zunächst als Spieler heimisch und startete danach beim ältesten Fußballverein Frankfurts eine besondere Karriere. Das Ehrenmitglied ist heute mit 87 Jahren der älteste aktive Schiedsrichter Frankfurts und denkt auch nach fast 50 Jahren keinesfalls ans Aufhören. Corrado Cinelli ist unsere Kultfigur der Woche und erzählt aus seinem ereignisreichen Leben.
Ein verschneiter Tag im Februar. Auf dem Rasenplatz des VfL Germania 1894 findet eine D-Junioren-Partie statt und die Eltern der Kinder stehen tief verhüllt in ihren Jacken am Spielfeldrand. Etwas abseits der Menschentraube steht ein vitaler älterer Herr. Mit wachsamem Auge beobachtet er jede Aktion des Schiedsrichters auf dem Platz, kein einziges verstecktes Foulspiel entgeht ihm und zu jeder Situation hat er eine klare Meinung. Corrado Cinelli ist mit 87 Jahren der älteste Schiedsrichter Frankfurts und pfeift bis heute Spiele von Nachwuchsteams. „Ich fühle mich auch noch fit genug für ältere Mannschaften, aber wegen meines Alters darf ich nur noch in der D-und E-Jugend pfeifen“, erzählt Cinelli im Gespräch mit FUSSBALL.DE .
Angefangen hat der Weg des Italieners in der italienischen Stadt Vinci, dem Geburtsort des großen Universalgelehrten Leonardo da Vinci. Jedes Wochenende spielte er in der vierten Liga Fußball, eine Urlaubsreise sollte sein Leben jedoch auf den Kopf stellen. „Ich nahm mir im Sommer 1958 drei Wochen Urlaub und fuhr zunächst mit dem Zug nach Düsseldorf. Eine Urlaubsbekanntschaft empfahl mir dann einen Besuch in Frankfurt, wo ich zufällig den ersten Vorsitzenden des VfL Germania traf. Er fragte mich, ob ich mir nicht vorstellen könnte, bei ihnen zu spielen. Sie hätten eine schöne Anlage mit zwei Rasenplätzen gebaut“, sagt Cinelli.
Diese tollen Bedingungen hinterließen Eindruck beim Italiener, der kurze Zeit später beim Probetraining überzeugte. Sofort brach er seinen Urlaub ab, fuhr zurück in die Heimat nach Vinci und kündigte seinen Job. Das neue Abenteuer in Frankfurt startete drei Wochen später und sollte den Beginn einer über 60-jährigen Liebesgeschichte zum deutschen Amateurfußball und dem VfL Germania 1894 darstellen. „Ich war 1960 der erste Ausländer der Vereinsgeschichte und bin heute Ehrenmitglied und das älteste Mitglied des Vereins. Ich habe viel gesehen und erlebt mit diesem Verein. Ich wollte auch nie weg hier“, sagt Cinelli.
Zum Ende seiner Spielerkarriere schlug Cinelli neben der Betreuung diverser Jugendmannschaften, einen neuen Weg ein. „Damals wurden Schiedsrichter gesucht, also habe ich mich beim Frankfurter Schiedsrichterverein angemeldet und die Sitzungen absolviert. So habe ich dann als Spieler trainiert und gespielt, jedoch jede freie Minute dazu genutzt, um Spiele zu leiten“, sagt der Italiener.
Beim Spiel an diesem verschneiten Februar-Tag trifft gerade die D-Jugend vom VfL Germania 1894 zur Führung. Ein leichtes Lächeln zeichnet sich im Gesicht des 87-Jährigen ab. Große Freude kommt bei ihm aber erst später auf: Bei einer Tatsachenentscheidung des jungen Schiedsrichters, der schnell die Diskussionen der aufgebrachten Spieler entschärfen kann. „Der Fußball mag sich in den letzten Jahrzehnten verändert haben, aber ein guter Schiedsrichter wird immer die gleichen Eigenschaften haben“, sagt Cinelli mit entschlossener Stimme.
Sein eigenes Erfolgsrezept: Ausstrahlung, Loyalität und Respekt. „Unsportlichkeiten kommen immer mal wieder vor, aber gegenseitiger Respekt sollte immer die Grundvoraussetzung sein. Einmal kam ein Spieler nach einem Platzverweis nach der Partie zu meiner Kabine, klopfte an und entschuldigte sich für sein Verhalten. Natürlich vermerke ich so etwas positiv im Spielbericht und die Strafe verringerte sich dabei um drei Wochen. Mit einer guten Ausstrahlung lassen sich Unsportlichkeiten oftmals verhindern“, sagt Cinelli.
Negative Erfahrungen hat der 87-Jährige in mehr als 45 Jahren selten gemacht. Eine ist ihm aber im Gedächtnis geblieben. „Einmal pfiff ich eine Partie an einem regnerischen Tag auf einem verschlammten Hartplatz. Nach einem sehr brutalen Pressschlag pfiff ich zum Freistoß. Der Spieler, der das Foul begangen hatte, sprang vom Boden auf, rannte wütend auf mich zu und spuckte mich an. Ich zog direkt die Rote Karte, der Spieler wurde sechs Monate gesperrt. Ich war sehr geschockt und musste es erst verarbeiten, wie auch Kommentare 'Schiri, wir wissen wo dein Auto steht'. Da habe ich schon einmal Angst bekommen“.
Abfällige Kommentare von Fans und Betreuern haben Seltenheitswert bei den Spielen unter der Leitung des 87-Jährigen: „Ich habe meinen Stil und versuche immer loyal und fair zu bleiben. So verschafft man sich Respekt und über manche Sprüche musste ich einfach nur schmunzeln“, sagt Cinelli mit einem Augenzwinkern.
Nach dem Abpfiff beim Spiel der D-Jugend treten die Familien den Heimweg an. Der Rentner blickt angesprochen auf seine Zukunftspläne auf seinen vollen Terminplan. Pfeifen wolle er auch in Zukunft, will Familie und Freunde häufig sehen und betont mehrfach seine Dankbarkeit über seine Gesundheit. „Viele Weggefährten sind bereits gestorben, sodass ich einfach gesund bleiben möchte und viel Fußball sehen will“.
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