In Francisco Copado verpflichtete Regionalliga Südwest-Neuling SC Teutonia Watzenborn-Steinberg einen prominenten Nachfolger für den aus beruflichen Gründen zurückgetretenen Aufstiegstrainer Daniel Steuernagel. Ex-Bundesligastürmer Copado, der früher unter anderem für die SpVgg Unterhaching, Eintracht Frankfurt und die TSG 1899 Hoffenheim am Ball war, verließ für seinen neuen Job den Süd-Bayernligisten FC Gundelfingen, bei dem er erst im Juni angeheuert hatte.
Im aktuellen FUSSBALL.DE -Regionalliga-Interview spricht Copado über die Gründe für seinen plötzlichen Abschied aus Gundelfingen, sein Debüt in der Partie beim FC-Astoria Walldorf am Samstag (ab 14 Uhr), seine Ziele als Trainer und das Verhältnis zu seinem Schwager Hasan Salihamidzic, der als Profi Champions League-Sieger, sechsmal Deutscher Meister und viermal DFB-Pokal-Sieger mit dem FC Bayern München wurde.
"Die Regionalliga ist schon ein anderes Kaliber. Vor allem, weil ich unter Profibedingungen arbeiten kann"
FUSSBALL.DE: Wie schwer war es für Sie, den FC Gundelfingen mitten in der Saison zu verlassen, Herr Copado?
Francisco Copado: Die Entscheidung ist mir wirklich sehr schwer gefallen. Mit dem Angebot aus Watzenborn-Steinberg hatte ich nicht gerechnet, so dass ich mich auch nicht auf diese Situation vorbereiten konnte. Ich hatte die Mannschaft gerade erst richtig kennengelernt, wir sind als Einheit zusammengewachsen. Dennoch musste ich die Chance wahrnehmen und mich für den Wechsel in die 4. Liga entscheiden.
FUSSBALL.DE: Hat Ihr Ex-Verein Verständnis für Ihre Entscheidung gezeigt?
Copado: Es ist möglich, dass sich in Gundelfingen der eine oder andere verlassen fühlt. Wenn Sie 20 Leute fragen, wird vermutlich zehnmal Verständnis für meinen Wechsel gezeigt und zehn Leute schütteln mit dem Kopf. Das kann ich auch nachvollziehen. Ich stehe aber zu meinem Entschluss und freue mich über die neue Aufgabe. Für mich persönlich ist es ein Schritt weiter in Richtung meines Ziels, Trainer im Profibereich zu werden. Dafür will ich auch bald meine Ausbildung zum Fußball-Lehrer beginnen. Ich hatte bereits in diesem Jahr die Eignungsprüfung bestanden, konnte aber leider keinen der begehrten Plätze ergattern. Im nächsten Jahr werde ich es wieder versuchen. Doch jetzt liegt der Fokus darauf, mit dem SC Teutonia Watzenborn-Steinberg erfolgreich zu arbeiten.
FUSSBALL.DE: Es ist Ihr erster Posten als Cheftrainer in der Regionalliga. Wie groß ist der Schritt von der 5. in die 4. Liga?
Copado: Die Regionalliga ist schon ein anderes Kaliber. Vor allem, weil ich unter Profibedingungen arbeiten kann. Ein Großteil meiner Spieler ist hauptberuflich Fußballer und legt den Fokus daher komplett auf den Sport. Für mich als Trainer kann es nichts Schöneres geben. Ich kann sowohl vor - als auch nachmittags intensiv mit meiner Mannschaft arbeiten.
FUSSBALL.DE: Ihr Vorgänger Daniel Steuernagel führte den Verein durch zwei Aufstiege von der 6. Liga in die Regionalliga. Verspüren Sie als sein Nachfolger großen Druck?
Copado: Nein. Ich war 17 Jahre lang Profi, habe in der Bundesliga und im DFB-Pokal regelmäßig unter Leistungsdruck gestanden. Wenn ich mit dem Druck als Trainer einer Regionalligamannschaft nicht umgehen könnte, dann wäre ich hier fehl am Platz. Aber klar: Daniel Steuernagel hat hervorragende Arbeit geleistet. Dafür gebührt ihm mein Respekt.
FUSSBALL.DE: Der Saisonstart war nicht allzu schlecht, der neunte Platz steht zu Buche. Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrem neuen Klub?
Copado: Der Verein hat den Klassenverbleib als Ziel ausgegeben. Daran ändert sich nichts. Wir möchten uns aber nicht erst auf den letzten Drücker vor dem Abstieg retten, sondern die Saison bestenfalls auf einem Platz im gesicherten Mittelfeld abschließen.
FUSSBALL.DE: Ihr Debüt geben Sie am Samstag in der Partie beim FC-Astoria Walldorf. Wie schätzen Sie den Gegner ein?
Copado: Walldorf hat eine starke Mannschaft. Das hat man spätestens im DFB-Pokal gesehen, als der Walldorf den Zweitligisten VfL Bochum aus dem Wettbewerb geworfen hat. Ich kenne den Verein auch noch aus meiner Zeit, als ich bei der TSG 1899 Hoffenheim gespielt habe. Viele talentierte Spieler, die es in Hoffenheim nicht schaffen, entscheiden sich für einen Wechsel nach Walldorf. Hoffenheim und Walldorf liegen ja auch nur rund 25 Kilometer voneinander entfernt.
FUSSBALL.DE: Ihr Schwager ist der ehemalige Bayern-Profi Hasan Salihamidzic. Wie oft haben Sie Kontakt zu ihm?
Copado: Wir sprechen regelmäßig miteinander, auch wenn es wegen der räumlichen Distanz oft bei Telefonaten bleibt. Wir kennen uns seit unserer Jugend, kommen hervorragend miteinander zurecht.
FUSSBALL.DE: Ist er privat ein genauso positiv verrückter Typ, wie Fußballfans ihn damals als Spieler kennengelernt haben?
Copado: Auf jeden Fall. „Brazzo“ ist eine Bereicherung für jeden Freundeskreis, immer gut drauf.
FUSSBALL.DE: Wie würden Sie sich im Vergleich zu Salihamidzic beschreiben?
Copado: Ich bin ihm schon ähnlich, habe auch positiv verrückte Eigenschaften. Allerdings ist er Bosnier und ich bin Spanier. Wir haben ein unterschiedliches Temperament, sind aber eine Familie. (lacht) Eine Gemeinsamkeit ist, dass wir beide einen großen Ehrgeiz haben, immer gewinnen wollen - ganz egal, ob auf dem Fußballplatz oder bei einer freundschaftlichen Runde Golf.
FUSSBALL.DE: Wer ist der bessere Golfer?
Copado: Hasan hat mehr Zeit und ist einen Tick ehrgeiziger, daher spielt er derzeit wohl besser. (lacht) Wenn ich einen guten Tag erwische, habe ich aber definitiv die Chance, ihn zu besiegen.