"Er ist nicht mein Bruder, auch nicht mein Cousin oder sonst etwas, wir tragen einfach nur den gleichen Nachnamen" - Dawid Ginczek vom SC Hassel, Tabellenführer der sechstklassigen Westfalenliga, betont es immer und immer wieder: Er ist nicht verwandt oder verschwägert mit VfB-Stuttgart-Profi Daniel Ginczek. Einige Ähnlichkeiten gibt es aber trotzdem.
In letzter Zeit musste Dawid Ginczek wieder einmal den Aufklärer spielen. Der Torjäger des Westfalenligisten SC Hassel wurde nämlich mehrfach darauf angesprochen, wie es denn seinem Bruder gehe, der sei ja wirklich vom Schicksal ganz schön gebeutelt. Dann muss Dawid Ginczek kurz lachen, ehe er den Unwissenden mitteilt: „Ja, das mit dem Daniel ist schon schade, aber ich bin doch gar nicht mit ihm verwandt und habe eigentlich nicht mehr mit ihm zu tun als jeder andere auch, der nicht so heißt.“
"Das mit dem Daniel ist schon schade, aber ich bin doch gar nicht mit ihm verwandt und habe eigentlich nicht mehr mit ihm zu tun als jeder andere auch, der nicht so heißt"
Es geht um den Stuttgarter Bundesligaprofi Daniel Ginczek , der sich gerade erneut einen Kreuzbandriss zugezogen hat. Und immer, wenn der frühere Dortmunder ein großes Thema in den Medien ist, muss eben sein Namensvetter erzählen: „Nein, er ist nicht mein Bruder, auch nicht mein Cousin oder sonst etwas, wir tragen einfach nur den gleichen Nachnamen. Ich kenne auch sonst keine Ginczeks außer in meiner eigenen Familie.“
Dawid Ginczek hat kein Problem mit der kuriosen Geschichte, die so ähnlich anmutet wie vor fast 25 Jahren die der Reinhardts. Da hatte ein Dortmunder Zeitungsmann die schöne Familienstory über die „Brüder“ Alois und Knut Reinhardt fabriziert, nachdem beide von Bayer Leverkusen zu einem neuen Verein gewechselt waren, Alois nach München und Knut zum BVB. Vor dem Wiedersehen in Dortmund schrieb der Lokaljournalist vom „Bruderkampf“ im Westfalenstadion und zitierte sogar die angebliche Mutter der beiden Reinhardt-Geschwister. Eine Lachnummer, die den Ginczeks allerdings bisher noch nicht untergejubelt wurde.
Der Name Ginczek ist in Deutschland auch nicht wirklich geläufig und hat seine Wurzeln im slawischen Sprachraum. Dawid Ginczek selbst ist in Prudnik in Polen geboren, als er ein kleines Kind war, zog die Familie nach Bochum in den Ruhrpott. Sein Namensvetter Daniel Ginczek hingegen ist in Arnsberg im Sauerland geboren, doch auch seine Vorfahren stammen aus Oberschlesien, weshalb sich der polnische Fußballverband vor ein paar Jahren für den talentierten Angreifer interessierte. „Ich habe in letzter zwei Anrufe vom polnischen U-18-Nationaltrainer bekommen. Aber ich habe keinen polnischen Pass, spreche auch kein Polnisch. Insofern wird das nichts“, erklärte Daniel Ginczek damals gegenüber RevierSport .
Mit 16 wagte er den Sprung von seinem Heimatverein SC Neheim zu Borussia Dortmund. Beim BVB schaffte Daniel Ginczek allerdings nicht den Sprung in die Bundesliga, sondern erst über die Umwege VfL Bochum und FC St. Pauli beim 1. FC Nürnberg. Heute hat der sechsfache deutsche U 21-Nationalspieler mit 24 Jahren immerhin 42 Einsätze in der ersten und weitere 60 in der zweiten Liga auf dem Konto.
Für seinen Namensvettern Dawid Ginczek ist der Zug nach ganz oben hingegen wohl abgefahren. Obwohl es für den Torjäger beim SC Hassel derzeit gut läuft und der Aufstieg des Westfalenliga-1-Spitzenreiters trotz der jüngsten Niederlagen im Derby gegen YEG Hassel (1:2) und gegen den SV Spexard (2:3, trotz Ginczek-Tor) ausgemachte Sache ist, steht eine späte Karriere im Profifußball nicht mehr auf seiner Agenda. „Dafür hätte ich früher höher spielen müssen, in der Jugend am besten schon in der Bundesliga und in den Senioren nicht in der sechsten Spielklasse“, weiß Dawid Ginczek.
Zwei Jahre älter als sein Namensvetter Daniel, kickte er in der Jugend zunächst beim kleinen TuS Kaltehardt und danach bei der DJK TuS Hordel sowie der TSG Sprockhövel , ehe es ihn vor dieser Saison zum SC Hassel zog. Neben dem Fußball arbeitet er in Hattingen als Fachkraft für Lagerlogistik. „In Hassel habe ich mit der Mannschaft und auch persönlich bisher schon mehr erreicht, als ich es vorher erwarten konnte“, weiß Dawid Ginczek und gibt zu: „Wenn ich hier noch ein paar Jahre in der Oberliga spielen kann, wäre das optimal.“
Und wenn er beim nächsten Mal auf seinen „Bruder“ Daniel angesprochen wird, dann winkt er entspannt ab und sagt: „Ja, ja, die Ginczeks, das ist schon eine kuriose Geschichte“ - wie die der Reinhardts...
Autor/-in: Heiko Buschmann