Er ging zur Sportschule und Fußball spielen war sein Leben. Dann beendete eine schwere Knieverletzung seine Karriere. Mit 24 Jahren musste Benjamin Plötz seine große Leidenschaft aufgeben. Dem Fußball blieb er trotzdem erhalten. Erst als Teammanager, inzwischen als Sportlicher Leiter und Bereichsleiter der ersten Herren des Oberligisten SV Lichtenberg 47. Im Buch Benjamin Plötz – Vom Rasen auf die Bank ist seine persönliche Geschichte jetzt niedergeschrieben.
Im Juniorenbereich spielte Benjamin Plötz zwei Jahre für die Reinickendorfer Füchse (heute Füchse Berlin ) in der Regionalliga. Bei den Senioren schaffte er es bis in die Verbandsliga (heute Berlin-Liga). Dann kam der entscheidende Tag, der sein Leben veränderte: Als Spieler vom SV Lichtenberg 47 zog er sich bei einem Pressschlag mit einem Gegenspieler eine schwere Verletzung im Knie zu. „Ich wusste schon in dem Moment, als es passiert ist, dass da sehr viel kaputt gegangen ist“, erinnert sich Plötz im Gespräch mit FUSSBALL.DE.
"Ein sehr, sehr bescheidener Moment"
Wenig später dann die traurige Gewissheit: Der Arzt empfahl Benjamin Plötz, über das Ende seiner aktiven Laufbahn nachzudenken. „Ein sehr, sehr bescheidener Moment.“ Schon vor dem Pressschlag klagte Plötz über diverse Verletzungen in kurzen Abständen. Er hatte mit Knieproblemen zu kämpfen, kugelte sich zweimal die Schulter aus und wurde mehrfach operiert. „Da war es dann mehr oder weniger schon eine logische Schlussfolgerung, die Karriere zu beenden“, sagt der 30-Jährige rückblickend.
An den Gedanken, nie wieder seine Trainingstasche zu packen, um mit seinen Jungs Fußball zu spielen, musste er sich gewöhnen. Auch heute, sechs Jahre danach, juckt es noch in seinen Füßen. „Das ist, glaube ich, normal, wenn man etwas liebt. Dann will man natürlich auch mit von der Partie sein.“ Nach seinem Karriereende hatte Plötz schnell einen Mittelweg gefunden, um dem Fußball weiterhin erhalten zu bleiben. Dabei profitierte er vom Netzwerk aus seiner Spielerlaufbahn. Als Lichtenberg einen neuen Trainer brauchte, schlug Plötz einen geeigneten Mann vor, der dann schließlich auch verpflichtet wurde.
Als Teammanager übernahm Plötz im Verein Verantwortung und kümmerte sich um die Organisation und Koordination rund ums Team. Inzwischen trifft Plötz als Sportlicher Leiter eigenständig Entscheidungen und führt Verhandlungen. Seit vergangenem Jahr ist er zusätzlich Bereichsleiter und verantwortet unter anderem die Programmhefte und Fanartikel. Um sich herum hat er ein Team aus Ehrenämtern. Hauptberuflich arbeitet bei dem Oberligisten Lichtenberg 47 niemand.
Plötz war es damals schon wichtig, neben dem Fußball ein zweites Standbein zu haben. „Ich war nie so naiv und habe alles auf den Fußball gesetzt.“ Nach seinem Besuch auf der Werner-Seelenbinder-Sportschule entschied er sich deshalb mit 16 Jahren für eine Ausbildung. Heute ist Plötz Abteilungsassistent und betreut zwei hochrangige Führungskräfte in all ihren Themenfeldern. „Nach der Arbeit geht es für mich dann zur nächsten Arbeit, wenn man es denn so beschreiben darf.“
Über einen gemeinsamen Bekannten lernte Benjamin Plötz im Herbst 2013 Autor Winfried Weber kennen. Der zeigte sich von Benjamin Plötz und seiner Arbeit sofort beeindruckt. „Eines Tages stand er bei mir im Büro und hat mir erzählt, was er beim SV Lichtenberg 47 so alles vorhat“, erzählt Weber. „Bei Benny hatte ich sofort das Gefühl, dass er weiß, wovon er spricht.“ Schnell war die Idee geboren, die Arbeit von Benjamin Plötz zu verschriftlichen. „Wir wollten einen Einblick geben, was aus Sicht eines Funktionärs in den 365 Tagen im Amateurbereich so zu tun ist“, sagt Plötz. Sie riefen einen Fußball-Blog ins Leben, der täglich mit Beiträgen über die Tätigkeiten von Benjamin Plötz gefüllt wurde und am Ende zu einem Buch zusammengestellt werden sollte. So zumindest der Plan.
Mit der Zeit stießen Weber und Plötz jedoch an ihre Grenzen. Nicht alle Informationen, mit denen Plötz täglich zu tun hatte, waren für die Öffentlichkeit bestimmt. Der Blog lebte trotzdem bis zum 365. Tag weiter. Die Buchidee wollten beide aber noch einmal überdenken. Bis der SV Lichtenberg 47 durch sein sportliches Abschneiden beim Berliner Landespokal selbst eine ideale Geschichte lieferte. „Lichtenberg 47 stand im Pokalfinale. Das haben wir als Steilvorlage genommen, um ausführlicher darüber zu berichten“, erklärt Plötz.
Dass das Finale nicht mit dem Pokalsieg gekrönt wurde, sah Autor Winfried Weber nicht als Problem. Im Gegenteil: „Das war für uns dann noch viel interessanter. Denn es war ein Bruch da und es stellte sich die Frage, was der junge Mann jetzt macht.“ Benjamin Plötz machte natürlich weiter. Und mit einer verjüngten Mannschaft legte Lichtenberg 47 eine noch bessere Liga-Saison hin. Seit April kann Benjamin Plötz seine Geschichte jetzt als Buch in den Händen halten. „Die Geschichte fängt an, indem sie über das Dasein des Fußballgeschäfts erzählt. Dann geht ein kleiner Ausflug in Richtung Biografie und dann kommt das Thema Lichtenberg 47 mit seinen ganzen Themenspielfeldern“, fasst Protagonist Benjamin Plötz die Inhalte des Buches kurz zusammen.
Langfristig wünscht sich Plötz, dass der Verein den Sprung in die Regionalliga schafft, sofern er finanziell gut untermauert ist. Zunächst möchte er aber einen Schritt nach dem anderen gehen und keine Sachen machen, die nicht zur Entwicklung des Vereins passen. „Ansonsten hoffe ich, dass immer wieder Leute Spaß an unserer Arbeit haben und mit einem Lächeln auf unsere Anlage kommen.“
Mit einem Lächeln kommt auch Benjamin Plötz regelmäßig zum Platz. Nach dem tragischen Ende seiner aktiven Karriere sitzt er zwar nicht mehr mit der Sporttasche in der Kabine, aber nah an der Mannschaft ist er trotzdem. Im Buch ist seine Geschichte auf 146 Seiten beschränkt. In Lichtenberg geht sie täglich weiter.