Der FC Wischhafen/Dornbusch präsentierte sich am vergangenen Wochenende in Topform, als er die dezimierten Gäste vom SV Bliedersdorf II mit 12:1 vom Platz fegte.
Obwohl der Sieg gegen Ende des Spiels schon längst in trockenen Tüchern war, hatte der Wischhafener Michel Rudolph keine Lust auf ein frühzeitiges Auslaufen. Im Gegenteil: In der Schlussphase drehte der Kapitän mächtig auf und knipste innerhalb von acht Minuten einen Viererpack - zum Mann des Spiels avancierte er aber schon vorher, als er großes Fairplay bewies und einen zweifelhaften Elfmeter absichtlich danebensetzte. Nach der Partie galt sein Respekt in erster Linie nicht seiner gut aufgelegten Truppe, sondern den tapfer agierenden Gästen.
Die Wischhafener gingen im Heimspiel gegen Bliedersdorf II, dem Tabellenvorletzten der 1. Kreisklasse Stade, als haushoher Favorit in die Partie. Dieser Rolle sollten sie gerecht werden, was durch die angespannte Personalsituation der Gäste nochmals verstärkt wurde. Zum Anpfiff brachten diese nur neun Spieler auf den Platz. Nach einer halben Stunde stand es bereits 6:0, ehe die Bliedersdorfer ihre Elf durch zwei Nachrücker komplettieren konnten.
Trotz der klaren Verhältnisse in der Anfangsphase war nicht eines der zahlreichen Tore, sondern ein Fehlschuss die stärkste Szene: In der 18. Minute zeigte der Schiedsrichter nach einem vermeintlichen Handspiel auf den Elfmeterpunkt der Gäste. Die Gastgeber und die Bliedersdorfer waren sich allerdings einig, dass es sich dabei um eine Fehlentscheidung handelte. FC-Kapitän Michel Rudolph trat folglich zum Strafstoß an und verzichtete auf das geschenkte 3:0, indem er den Ball nach Absprache mit dem Keeper absichtlich weit am Tor vorbeischob – eine starke Fairplay-Geste. „Ich hätte das auch beim Spielstand von 0:0 gemacht, weil es aus meiner Sicht einfach kein Elfer war“, sagt er.
"Nach einem Sonntagsschuss in den Winkel ist der Knoten geplatzt. Plötzlich war jeder Schuss drin."
Durch eine Verletzung in der 60. Minute gerieten die tapferen Bliedersdorfer beim Stand von 7:0 erneut in Unterzahl. Nach einem bloßen Ballgeschiebe war den Wischhafenern, die als Tabellenfünfter noch in Reichweite der Aufstiegsränge sind und somit auch auf das Torverhältnis achten müssen, aber nicht zumute. Rudolph spielte sich in der Schlussviertelstunde erneut in den Mittelpunkt, diesmal aber als eiskalter Vollstrecker. Innerhalb von acht Minuten, zwischen der 78. und 86. Spielminute, jagte er das Leder viermal ins Netz. „Bis dahin ist mir nicht wirklich viel gelungen“, berichtet er. „Nach einem Sonntagsschuss in den Winkel ist dann aber der Knoten geplatzt. Plötzlich war jeder Schuss drin.“
Den Gästen gelang kurz vor Abpfiff noch der Ehrentreffer als verdienter Lohn für ihre starke Einstellung trotz aussichtslosem Spielstand. FC-Kapitän Rudolph fand daher vor allem lobende Worte für die Leistung des Gegners: „Jedem einzelnen Spieler von Bliedersdorf, der heute auf dem Platz stand, gebührt großer Respekt“, sagte er nach Abpfiff. „Wenn man von einigen seiner Teamkameraden so im Stich gelassen wird, weil es zu kalt ist oder andere Dinge vorgeschoben werden, können einem die Spieler, die über 90 Minuten wirklich Größe gezeigt haben, einfach nur leidtun. Viele andere wären vermutlich gar nicht erst angetreten. Der Gegner hatte es definitiv nicht verdient, so abgeschossen zu werden.“
Mit nunmehr 15 Treffern hat sich Rudolph auf den vierten Rang der ligaweiten Torschützenliste katapultiert. Diese Statistik ist für ihn allerdings weniger entscheidend als die Tabellensituation, da der FC Wischhafen/Dornbusch mit vier Punkten Rückstand auf einen Aufstiegsrang auch hier noch voll im Rennen ist. Der Trend von elf Spielen in Folge ohne Niederlage gibt zusätzlichen Rückenwind im Kampf um die vorderen Plätze. Mit ihrem gut aufgelegten Knipser Rudolph werden sie also noch ein Wörtchen um den Aufstieg mitsprechen, wenngleich die zukünftigen Aufgaben sicher deutlich schwerer ausfallen werden als die am vergangenen Wochenende.