Was für ein Andrang am Tag der Zivilcourage: Damit hatten selbst die kühnsten Optimisten nicht gerechnet. Die Schätzungen beliefen sich auf 150 bis maximal 200 Menschen, die sich in der Inter-Arena gegen Rassismus stellen würden. Doch an einem gewöhnlichen Mittwoch um 18.30 Uhr kamen fast 400 Leute zum Sportplatz des FC Internationale, um ein großes NO RACISM darzustellen. Das war dann plötzlich ob der Massen gar nicht mehr so einfach zu erkennen, denn die Leute drängten sich Buchstaben an Buchstaben.
Nebenbei gab es einen unglaublichen Run auf den Merchandising-Stand, der an diesem Tag NO-RACISM-Ware zum Selbstkostenpreis verkaufte. Niemand sollte sich wundern, wenn er in Berlin in den nächsten Tagen und Wochen mehrfach auf Leute mit NO-RACISM-Shirts trifft. Und so soll es auch sein: Der FC Internationale will seine Botschaft in die Stadt tragen.
Denn nach den Vorfällen in Chemnitz, Dortmund oder Köthen hat der Sport fast durchgängig geschwiegen. "Wir wollen das ändern und dafür sorgen, dass auch der Sport seine Stimme erhebt. Ich bin begeistert über das Engagement unserer Mitglieder. Das zeigt uns, dass unser seit Jahren währendes Engagement für Geflüchtete und Integration angenommen und unterstützt wird", sagte der Ehrenvorsitzende Wolfgang Abitz. Der Verein setzt sich schon seit dem Jugoslawienkrieg für Geflüchtete ein und hat große Integrationserfolge erzielt. Zurzeit unterstützt man das integrative Flüchtlings-Sport-Projekt HOPE des sozialen Trägers "RheinFlanke" gGmbH und hat gemeinsam Ferienprogramme aufgelegt und hat mit dem Inter-Kultur-Cup ein großes Turnier ausgespielt.
"Wir wollen dagegenhalten"
"Beim FC Internationale sind Menschen jeglicher Herkunft und Wurzeln willkommen, so lange sie sich sportlich fair verhalten und Diskriminierungen eine Absage erteilen."
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Der 1. Vorsitzende Gerd Thomas fügte hinzu: "Das Umfeld von Fußballvereinen spielt bei vielen rassistischen und rechtsradikalen Vorkommnisse der letzten Monate und Jahre leider eine unappetitliche Rolle, denn nicht zuletzt dort haben sich menschenverachtende Aktionen ereignet. Wir wollen dagegenhalten und ein sportliches Zeichen für Solidarität und Weltoffenheit setzen, so wie es der allergrößte Teil des Fußballs Woche für Woche tut. Wir haben aber auch gemerkt, dass der Fall Özil für einige Irritationen gesorgt hat, auch bei Mitgliedern unseres Vereins. Daher zur Klarstellung: Beim FC Internationale sind Menschen jeglicher Herkunft und Wurzeln willkommen, so lange sie sich sportlich fair verhalten und Diskriminierungen eine Absage erteilen."
Der FC Internationale hält die Kraft des Fußballs für groß und geeignet, um der Demokratie und dem friedlichen Zusammenleben wertvolle Impulse zu geben. Gerade nach dem Zuschlag für die EM 2024 sind Vereine und Verbände in der Pflicht, klare Statements gegen Rassismus abzugeben und mit Leben zu füllen. Die gesellschaftliche Verantwortung des Fußballs ist jetzt noch größer geworden. TV-Spots gegen Rassismus allein werden nicht genügen. Fairplay hört nach dem Abpfiff und dem Verlassen des Platzes nicht auf. Zu Fairplay gehört auch, die Unterschiede einzelner Teammitglieder zu akzeptieren und sogar als Stärke anzusehen. Denn wie wir jedes Wochenende beim FC Internationale sehen: Diversität und Vielfalt schießen Tore und holen Punkte! Und die Mitglieder des Vereins und deren Fans und Angehörige haben eindrucksvoll gezeigt, dass sie bereit sind, gegen rechtsradikale und rassistische Tendenzen aufzustehen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass weitere Aktionen folgen werden.