Erst seit Sommer existiert die Futsal-Abteilung des SSV Jahn 1889 Regensburg, am Wochenende machte das Team bereits in der ersten Saison den Aufstieg in die Regionalliga perfekt. Erfolgsgarant ist Lucas Kruel. Der Spielertrainer ist zugleich Personal Trainer des brasilianischen Bayern-Stars Douglas Costa. Der tauchte im Herbst plötzlich in der Halle in Regensburg auf.
Zwölf Vorlagen, zwei Tore, und die Wahl zum Bundesliga-Spieler der Hinrunde . Douglas Costa verzaubert die Fußballfans in ganz Deutschland. Seit seinem Wechsel zum FC Bayern entwickelte sich der Flügelstürmer vom fast unbekannten Brasilianer zur festen Größe beim deutschen Rekordmeister.
"Welche Übungen Lucas auspackt, ist schon abgefahren"
Dribbelstark, pfeilschnell und eine geniale Ballbehandlung – Costas Fähigkeiten haben sich längst herumgesprochen. „Das habe ich im Futsal gelernt. Ich liebe die Schnelligkeit bei diesem Spiel“, sagte der 25-Jährige der Mittelbayerischen Zeitung . Im Oktober kehrte er zu seinen Wurzeln zurück: Futsal. Regensburg statt Porto Alegre.
Beim SSV Jahn stellte Oliver Vogel im Sommer eine eigene Futsal-Abteilung auf die Beine und traute seinen Augen kaum, als er den Star in seiner Halle entdeckte. Lässiger Hoody, das Gesicht tief in der Kapuze verhüllt, recht unscheinbar für einen 30-Millionen-Mann. „Totenstille und Unglaube.“ So beschreibt Vogel die kuriose Situation im Herbst des vergangenen Jahres. Doch warum taucht einer der gefragtesten Bundesligastars plötzlich in einer kleinen Halle in Regensburg auf?
Seleçao dank Personal Trainer
Die Antwort auf diese Frage verbirgt sich hinter dem Namen Lucas Kruel. Der Spielertrainer des Futsalteams stammt ebenfalls aus Porto Alegre. Seit 2002 kennen sich die beiden Fußballer und sind längst gute Freunde. Aber auch beruflich sind Douglas Costa und Lucas Kruel eng verbunden. Als Costa noch für Schachtjor Donezk auf dem Feld stand, rief er seinen Kumpel an und holte ihn in die Ukraine. Personal Trainer und ehrgeiziges Talent, diese Mischung sollte Costa in die Seleçao führen. Mit Erfolg!
Am 12. November 2014 feierte der Dribbelkünstler sein Länderspieldebüt für Brasilien, wenige Monate später heuerte er beim FC Bayern an. Gemeinsam mit seinem Athleten verschlug es auch Kruel nach Grünwald. Den 25-Jährigen auf seinen Job als Personal Trainer zu reduzieren, wäre jedoch ein Fehler. In Australien verpflichtete ihn einst nicht nur der beste Futsal-Klub des Landes, der Pascoe Vale FC. „Er war dort sogar der beste Spieler“, meint Oliver Vogel.
Beruflich weilte Vogel zur gleichen Zeit in Melbourne, spielte dort selbst mehr als vier Jahre lang Futsal. „Ich liebe diesen Sport und habe damals drei bis vier Mal pro Woche gespielt und einmal trainiert.“ Seine Leidenschaft brachte der Vertriebler mit nach Deutschland, als er im Oktober 2014 in seine Heimat zurückkehrte. Im Februar 2015 suchte er erstmals Gespräche mit der Vereinsführung des SSV Jahn und entwickelte sein Futsal-Projekt Schritt für Schritt weiter.
Ein Schlüsselerlebnis ereignete sich schließlich im Sommer: Vogel stieß zufällig auf ein Video, in dem er Kruel in München sah. Diese Chance musste er nutzen. Er kontaktierte den talentierten Futsal-Spieler, den er in Melbourne einige Male gesehen hatte, erklärte ihm sein Projekt in Regensburg und fragte, ob Kruel Lust habe, sich zu beteiligen. „Ja okay, das mache ich“, antwortete der 25-Jährige ohne langes Zögern.
In der Anfangsphase kämpfte Vogel noch um das Überleben seines Projekts. Spätestens seitdem Kruel an Bord ist, boomt der Futsal in Regensburg. Mehr als 15 Spieler aus dem 23-köpfigen Kader trainieren zweimal pro Woche, professionell und in englischer Sprache leitet der Spielertrainer sein Team an. „Welche Übungen Lucas auspackt, ist schon abgefahren“, so Vogel. Sogar eine zweite Mannschaft geht mittlerweile in der Futsal-Bezirksliga an den Start. Die erste Garde machte am 6. Februar den Aufstieg in die Regionalliga Süd perfekt. "Das war ein unglaublicher Samstag", kommentierte Vogel den Triumph, der - wie es der Zufall wollte - an diesem Tag auch seinen 46. Geburtstag feierte.
Dieser sportliche Erfolg lässt sich allerdings nicht nur auf Lucas Kruel zurückführen, dessen Futsal-Enthusiasmus auch nicht vor der eineinhalbstündigen Anfahrt von Grünwald nach Regensburg Halt macht. Der zweite Brasilianer, Halison Goncalves, schießt ebenfalls Tore wie am Fließband. Probleme mit den Meldefristen verhinderten, dass Goncalves in die belgische Profi-Liga wechselte. „Er ist der beste Futsalspieler, den ich je gesehen habe“, so Vogel. Wie lange Goncalves für den SSV Jahn aufläuft, hängt derzeit noch vom Visum ab. Ein brasilianisches Duo als Erfolgsgarant.
Und ein prominenter Fan am Seitenrand. „Costa hat gefragt, ob er mal mitkommen kann“, erzählte Kruel vor einigen Monaten. Erst erklärten Vogel und die Jahn-Spieler ihren Trainer für verrückt, wenige Wochen später stand Douglas Costa tatsächlich in der Halle. Er nahm sich Zeit für Selfies und begleitete das Team anschließend sogar noch in eine Sportsbar. Dass ein Quiz während der Fußballübertragung ausgerechnet fragte, für welchen Klub Costa vor seinem Wechsel spielte, setzte dem unvergesslichen Abend die Krone auf.
Aufstieg in die Regionalliga
Bei diesem Besuch blieb es jedoch nicht. Vier bis fünf Mal tauchte Costa bisher im Training oder bei Spielen auf. Sogar ein Futsal-Schnuppertraining für Kinder leitete der Shootingstar der Bundesliga. „Ich habe die ganze Stadt verrückt gemacht“, erinnert sich Vogel, der es kaum glauben konnte, dass Costa beim kleinen Abschlussturnier sogar selbst mitkickte: „Das war überragend.“
Als überragend lässt sich auch die Leistung der Regensburger Futsaler in ihrer Premierensaison beschreiben. Im Finale der Aufstiegs-Play-offs stellte das Team die Weichen bereits im Hinspiel auf Sieg. 10:4 hieß es am Ende gegen den USC Bayreuth. Ein 1:2 im Rückspiel reichte für den umjubelten Aufstieg. In der kommenden Saison besteht für den SSV Jahn in der Regionalliga die Möglichkeit, sich für die Deutsche Meisterschaft zu qualifizieren. Und wer weiß, vielleicht darf die Mannschaft dann auch wieder einen prominenten Gast unter den Zuschauern begrüßen. Douglas Costa versprach nämlich: „Ich werde so oft wie möglich kommen.“