Hannovers U 23 kurz vor Meistertitel
Die U 23 von Hannover 96 steht nach dem 4:0 (1:0) gegen den SSV Jeddeloh kurz vor dem Titelgewinn in der Regionalliga Nord.
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[Foto: imago/Ed Gar]
Als Ingo Kahlisch das Traineramt beim FSV Optik Rathenow aus der Regionalliga Nordost übernahm, stand in Berlin die Mauer noch. Thomas Allofs und Roland Wohlfarth waren Torschützenkönige der Bundesliga, der Film „Zurück in die Zukunft II“ kam in die Kinos. Dies alles geschah im Jahr 1989. Seitdem scheint die Zeit in Rathenow angehalten zu sein. Auch fast 30 Jahre später sitzt der inzwischen 62 Jahre alte Kahlisch noch auf der Trainerbank des FSV Optik.
Am Samstag, 25. Mai, will Kahlisch zum dritten Mal mit „seinem“ Verein in die erste Hauptrunde des DFB-Pokals einziehen. Im Rahmen des vierten „Finaltags der Amateure“ trifft Optik Rathenow im Endspiel um den Brandenburger Landespokal auf den Drittligisten FC Energie Cottbus. Die ARD überträgt die Begegnung ab 14.15 Uhr im Rahmen einer Konferenzschaltung live.
Das Highlight-Spiel gegen den ehemaligen Bundesligisten wird im Stadion Vogelgesang in Rathenow stattfinden, so dass sich die Anhänger des FSV Optik auf ein Fußballfest freuen dürfen. „Es ist klasse, dass wir die Partie zuhause austragen dürfen“, sagt Kahlisch im Gespräch mit FUSSBALL.DE und fügt an: „Der gesamte Verein brennt darauf, den Finaltag zu einem einmaligen Erlebnis für unsere Spieler und die Fans zu machen.“
Große Chancen rechnet sich der Fußball-Lehrer gegen den FC Energie aber nicht aus. „Wenn alles normal läuft, verlieren wir die Partie 0:3“, meint Kahlisch in der ihm eigenen Direktheit. „Wir wollen den Tag genießen und vielleicht ja doch überraschen.“
"Es kann mich einfach keiner rausschmeißen."
Wie man mit dem FSV Optik in den DFB-Pokal einzieht, weiß Ingo Kahlisch bestens. Bereits 2013 und 2014 gewann der gebürtige Babelsberger mit Rathenow den Brandenburger Landespokal. Jetzt wollen ihm seine Spieler die dritte DFB-Pokal-Teilnahme zum Jubiläum „schenken“. Denn am 1. Juli ist Kahlisch exakt 30 Jahre Trainer in Rathenow.
Wie dies im heutzutage sonst so schnelllebigen Fußballgeschäft überhaupt noch möglich ist? „Es kann mich einfach keiner rausschmeißen“, sagt die Rathenower Trainer-Legende lachend. „Schließlich bin ich nicht nur Trainer, sondern auch Schatzmeister, Geschäftsführer und Teil des Vorstandes.“ Schon unmittelbar nach der Wende vergrößerte sich Kahlischs Aufgabengebiet beim FSV Optik nach und nach. Damals hieß der Klub noch BSG Motor Rathenow. „Ich war bereits Trainer, doch dann sind mir die Aufgaben in den Schoß gefallen. Wir haben den Verein mit einigen wenigen Leuten neu aufgezogen, ihn auf Vordermann gebracht“, so Kahlisch.
Seitdem ist er im Havelland „hängen geblieben“. Bereut hat dies Kahlisch trotz einiger Angebote anderer Vereine aber nie: „In den ersten zehn bis 15 Jahren war es schon so, dass ich einige Male die Möglichkeit hatte, den Verein zu wechseln - und ich mir darüber auch Gedanken gemacht habe. Allerdings bin ich jedes Mal zum Entschluss gekommen, dass ich doch lieber in Rathenow bleiben möchte. Der Klub ist mir früh ans Herz gewachsen. Auch nach fast 30 Jahren bin ich beim FSV Optik immer noch genauso gerne tätig wie an meinem ersten Tag.“
Zu den Vereinen, die ihm ein Angebot machten, zählt auch der Finalgegner Energie Cottbus. „Ich hätte Mitte der 2000er-Jahre den Cheftrainerposten im Nachwuchsbereich übernehmen können“, so Kahlisch, der aber stattdessen in Rathenow blieb und den Klub zu einem besonderen Klub formte.
Im Gegensatz zur Konkurrenz, die oft nur getreu dem olympischen Motto „Höher, schneller, weiter“ arbeitet, steht beim FSV Optik nicht der finanzielle Erfolg im Vordergrund. Die Rathenower sind auch in der Regionalliga Nordost dem Amateurfußball treu geblieben. „Wir definieren uns nicht über das Geld“, betont Kahlisch: „Uns ist es wichtig, dass unsere Spieler neben dem Fußball auch noch ihre Lehre, ihr Studium oder ihren Job schaffen. Bei vielen Jungs kommt das sehr gut an.“
Auch deshalb halten einige Spieler dem Klub schon seit vielen Jahren die Treue. Abwehrspieler Benjamin Wilcke ist seit 2010 im Verein, Kapitän Jerome Leroy sogar seit 2008. Zu seinem „verlängerten Arm“ auf dem Platz hat Kahlisch auch ein besonderes Verhältnis. „Er ist nicht nur mein Spieler, sondern auch mein Angestellter“, verrät Kahlisch, der neben seiner Tätigkeit für den FSV Optik noch eine Sportmarketing-Agentur und eine Sportsbar betreibt, damit auch seinen Spielern Arbeitsmöglichkeiten bietet.
Die Arbeit als Fußball-Trainer und in einer eigenen Agentur sowie die sonstige Vereinsarbeit lassen nicht viel Spielraum für Freizeit oder die Familie. „Ich habe eine überragende Frau und überragende Kinder. Noch nie hat sich jemand darüber beschwert, dass ich so viel Zeit mit dem Fußball verbringe“, sagt Kahlisch mit einem Grinsen im Gesicht.
Über ein Ende des Trainerdaseins hat sich der Familienvater noch keine Gedanken gemacht: „Solange es mir noch Spaß macht, werde ich diese Tätigkeit weiter ausüben. Ich durfte mein Hobby zum Beruf machen - das ist das Beste, was es gibt“, erklärt der langjährige Rathenow-Trainer: „Ob 1989 oder heute: Ich gehöre auf den Fußballplatz. Fußball ist mein Leben. Es ist auch nicht so, dass ich mich nicht mehr fit fühle.“
Wie viele Spiele Ingo Kahlisch auf der FSV-Bank in den fast 30 Jahren bereits erlebt hat? Das weiß die Vereinsikone selbst gar nicht so genau: „Ich bin kein Statistiker. Aber ich schaue ohnehin ungerne in die Vergangenheit, sondern lieber in die Zukunft.“ Einmal schweift Kahlisch dann aber doch kurz ab: „Die Höhepunkte waren sicher die Spiele gegen den jetzigen DFB-Pokal-Finalisten RB Leipzig. Wenn ich heutzutage im Leipziger Stadion bin und daran zurückdenke, dass wir dort vor wenigen Jahren knapp 1:2 verloren haben, dann bekomme ich Gänsehaut.“
Jetzt aber richtet sich der Blick von Kahlisch aber nur auf das aktuelle Geschehen. Und das heißt: Abstiegskampf in der Regionalliga Nordost, vor allem aber Landespokal-Endspiel gegen den FC Energie Cottbus! Mit rund 150.000 Euro, die dem DFB-Pokal-Teilnehmer winken, gibt es viel Geld zu verdienen.
„Das ist zwar ein netter Nebeneffekt, aber uns ist der Imagegewinn, den wir durch ein Spiel auf einer so großen Bühne hätten, wesentlich wichtiger“, gibt sich Kahlisch gewohnt bescheiden. Sollte Rathenow den dritten Pokalsieg auf Landesebene perfekt machen, wünscht er sich auch nicht etwa den FC Bayern München oder Borussia Dortmund als Gegner in der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde: „Dann müssten wir aus unserem Stadion heraus“, erklärt Kahlisch: „Mit 5000 Plätzen wäre unsere Spielstätte viel zu klein. Wir wollen unbedingt zuhause spielen, notfalls gegen einen nicht ganz so attraktiven Gegner.“
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