SV Spellen: "Echte Mädchen spielen Fußball"
Der SV Spellen engagiert sich in besonderem Maße sozial – vor allem im Mädchen- und Frauenfußball. Dafür wurde der Klub beim DFB-Punktespiel mit dem Gold-Status ausgezeichnet.
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Immer im blauen Trainingsanzug, das Vereinslogo auf der Brust: Hans-Jürgen Bittau vom FC Germania Metternich aus Koblenz. [Foto: Smandzich]
Das Prozedere ist Woche für Woche das Gleiche – doch für Hans-Jürgen Bittau ist es immer wieder aufs Neue ein spezieller Moment: Wenn der Betreuer sonntags in den blauen Trainingsanzug des FC Germania Metternich schlüpft, beginnt es in ihm zu kribbeln. „Das Vereinslogo auf der Brust zu tragen, ist für mich jedes Mal etwas ganz Besonderes. Ich kann das nicht mit Worten beschreiben, das ist einfach ein Lebensgefühl“, sagt unsere FUSSBALL.DE-Kultfigur der Woche.
Seit mehr als 40 Jahren zählt Hans-Jürgen Bittau zu den zuverlässigen Stützen des derzeitigen Bezirksliga-Tabellenführers FC Germania Metternich. Ob als Betreuer, Platzwart, Linienrichter oder Bambini-Trainer: Der 66-Jährige ist immer mit Herzblut dabei. Erlebt hat Bittau in all den Jahren schon so einiges, doch an eine kuriose Geschichte erinnert er sich immer wieder besonders gerne zurück. „An einer Eckfahne fehlte einmal das Fähnchen. Der Schiedsrichter wollte das Spiel deshalb partout nicht anpfeifen. Also habe ich mir kurzerhand eine Tischdecke von Zuhause geschnappt, alles zurechtgeschnitten und fest getackert. Mit ein wenig Verspätung konnte die Partie dann doch noch beginnen“, erzählt Bittau.
"Hans-Jürgen heißen viele, doch den echten 'Quitschie' gibt's nur einmal"
Zum FC Germania Metternich, einem Stadtteilklub in Koblenz, fühlte er sich schon in jungen Jahren hingezogen. „Ich bin mit dem Verein groß geworden“, berichtet Hans-Jürgen Bittau. „Als Kind habe ich mich immer unter dem Zaun durchgeschmuggelt, um keinen Eintritt bezahlen zu müssen. Hauptsache, ich konnte irgendwie das Spiel verfolgen.“ Später arbeitete er in einer Tankstelle ganz in der Nähe des Sportplatzes. Spieler der ersten Mannschaft waren seine Stammkunden. „Wir sind immer schnell ins Gespräch gekommen, haben uns ausgetauscht und ein bisschen über das nächste Spiel geplaudert“, so Bittau.
Seine gesellige Art von damals hat er sich bis heute beibehalten. Bei den Spielern, die zum Teil seine Enkel sein könnten, gilt er als Kumpeltyp. Der enge Draht zu ihnen hält den Rentner jung. „Meine Frau sagt immer, dass ich im Kindesalter stecken geblieben bin. So ganz unrecht hat sie damit nicht“, schmunzelt Bittau. „Nach einem gewonnenen Spiel wird auch schon mal etwas länger gefeiert. Nur den Musikgeschmack der Jungs teile ich überhaupt nicht. Wenn die Boxen aufgedreht werden, verlasse ich immer fluchtartig die Kabine.“
Aus dem Vereinsleben des FC Germania Metternich ist der 66-Jährige längst nicht mehr wegzudenken. Im vergangenen Dezember wurde Hans-Jürgen Bittau, der früher selbst aktiv Fußball gespielt hat und auch heute noch für die Alten Herren kickt, sogar zum Ehrenmitglied ernannt. „Wir sind stolz, einen so tollen und hilfsbereiten Menschen in unseren Reihen zu haben. Er ist die gelebte Identifikation des Klubs“, sagt der Vereinsvorsitzende David Follmann.
Über mangelnde Arbeit kann sich Hans-Jürgen Bittau nicht beklagen. Neben seiner Tätigkeit als Betreuer der ersten Mannschaft trainiert er jeden Freitag zusätzlich auch noch die Bambini des Vereins. „Es ist nicht immer einfach, seine ganze Freizeit für den Klub zu opfern. Wichtig ist, dass man Spaß dabei hat und mit Freude dahinter steht. Nur dann macht man es auch wirklich gerne“, meint Bittau, der von allen nur „Quitschie“ gerufen wird. „Hans-Jürgen heißen viele, doch den echten Quitschie gibt es nur einmal“, sagt der glühende Fan des FC Bayern München und grinst.
Ernster wird Bittaus Miene, wenn er an den 27. Mai 2015 und das verlorene Entscheidungsspiel um den Aufstieg in die Rheinlandliga zurückdenkt. „Das war meine bislang bitterste Stunde“, sagt der Betreuer mit einem Kloß im Hals. „Wir standen so kurz vor dem Triumph, aber der letzte Schritt wollte uns einfach nicht gelingen. Der Aufstieg wäre die Krönung gewesen. Danach hätte ich als Betreuer ruhigen Gewissens abtreten können, denn etwas Höheres gibt es nicht.“
Die Tränen von damals (O-Ton Bittau: „Auch gestandene Männer dürfen mal Emotionen zeigen“) sind inzwischen getrocknet, der Blick ist längst wieder nach vorne gerichtet. „Es muss immer weitergehen. Nach hinten zu schauen, bringt doch nichts. Zurückdrehen kann man die Zeit ohnehin nicht. Im Leben wird es immer schöne und weniger schöne Momente geben. Man muss aus allem lernen und jeden Tag als eine neue Herausforderung ansehen“, sagt Hans-Jürgen Bittau. „Vielleicht schaffen wir ja in dieser Saison den Aufstieg. Keiner kann im Voraus sagen, was die Zukunft bringen wird.“
Sicher ist nur eines: Am Sonntag wird Hans-Jürgen Bittau wieder seinen blauen Trainingsanzug überstreifen. Sein FC Germania spielt dann im Topspiel beim Tabellenzweiten TuS Kirchberg. Das Kribbeln beginnt aufs Neue.
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