Lienhard: "Götze war der Beste"

Mit der U 19 des SC Freiburg wurde Patrick Lienhard 2011 unter Christian Streich DFB-Pokalsieger, spielte dort auch mit Weltmeister Matthias Ginter zusammen. Heute ist Lienhard Kapitän beim FC 08 Homburg in der Regionalliga Südwest und wartet in der Corona-Quarantäne auf die Saisonfortsetzung. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Lienhard über die Zeit in Freiburg, Mario Götze und einen Traum.

FUSSBALL.DE: Eigentlich wäre die Saison für den FC 08 Homburg an diesem Wochenende fortgesetzt worden. Wegen eines Corona-Falls im Team verschiebt sich der Re-Start aber zumindest um einige Tage nach hinten. Wie geht es dem betroffenen Spieler, Herr Lienhard?

Patrick Lienhard: Dem geht es schon wieder ganz gut. Er hatte nur leichte Fiebersymptome und ist auf dem Weg der Besserung. Von uns anderen Spielern scheint sich zum Glück niemand angesteckt zu haben.

Ist es schwer für Sie, nach der langen Pause weiter auf die Saisonfortsetzung warten zu müssen?

"Christian Streich ist authentisch und verstellt sich nicht - das macht ihn so sympathisch"

Lienhard: Das ist schon nicht einfach. Die Vorfreude war riesig, und jetzt müssen wir uns doch wieder gedulden. Wir haben ja auch den Spielplan im Kopf und wissen, dass es zeitlich immer schwieriger wird, die restlichen Begegnungen auszutragen.

Wie hoch ist die psychologische Belastung?

Lienhard: Das ist schwer zu sagen. Es herrscht natürlich eine große Ungewissheit, wir sehnen uns alle nach Normalität und Routine. Fakt ist aber, dass es viele Menschen gibt, die stärker mit der Krise zu kämpfen haben. Deshalb wollen wir gar nicht zu viel jammern, sondern versuchen, so positiv wie möglich nach vorne zu schauen.

Sind Sie als Kapitän in dieser Situation besonders gefordert?

Lienhard: Wir haben viele Führungsspieler, die Verantwortung übernehmen. Allerdings hat unser komplettes Team ohnehin einen guten Charakter. Gemeinsam mit unserem kompletten Staff sind wir ein eingeschworener Haufen, der sich immer gegenseitig motiviert. Gerade in Situationen wie jetzt sind wir alle für den jeweils anderen da und unterstützen uns.

Trainieren dürfen Sie derzeit nicht, alle Spieler befinden sich noch in Quarantäne. Wie halten Sie sich fit?

Lienhard: Uns bleibt nichts anderes übrig, als Homeworkouts zu absolvieren. Selbst joggen zu gehen, ist nicht erlaubt. Mithilfe von YouTube Workouts und den Übungen, die ich bereits während des ersten Lockdowns gemacht habe, bleibe ich fit. Aber klar: Das ist kein Vergleich zum Mannschaftstraining, und wir hoffen alle, dass wir bald wieder auf den Platz dürfen.

Gegner wäre am Samstag die U 23 des SC Freiburg gewesen. Beim Sport-Club wurden Sie ausgebildet und unter der Regie von Kulttrainer Christian Streich U 19-Pokalsieger. Haben Sie auch jetzt noch eine besondere Beziehung zum Klub?

Lienhard: Absolut. Die Zeit beim SC Freiburg hat mich geprägt. Ich habe im Internat gewohnt und von einigen fantastischen Trainern - dazu zählt auch Christian Streich - viel gelernt und mitgenommen. Freiburg ist auch nicht weit von meiner Heimat Berghaupten entfernt, so dass ich mich immer heimisch gefühlt habe.

Christian Streich ist ein Bundesligatrainer mit einer erfrischenden und ehrlichen Art. Wie haben Sie ihn als Nachwuchscoach kennengelernt?

Lienhard: Genauso, wie er heute ist. Christian Streich ist authentisch und verstellt sich nicht - das macht ihn so sympathisch. Vor allem aber sehe ich in ihm einen brutalen Fußballfachmann, der jedem Spieler viel beibringen kann. Alles, was er sagt, hat Hand und Fuß. Das Besondere an seiner Arbeit ist, dass er das Menschliche immer mit einbezieht und sich in jeden Spieler hineinfühlen kann. Außerdem lebt er die Freiburger Fußballphilosophie - das hat man damals schon täglich gespürt.

Einige Ihrer damaligen Mitspieler kicken mittlerweile in der Bundesliga. Dazu zählen Nationalspieler und Weltmeister Matthias Ginter von Borussia Mönchengladbach sowie Torhüter Alexander Schwolow von Hertha BSC und Freiburg-Profi Christian Günter. Besteht noch Kontakt zu ihnen?

Lienhard: Nur lose. Zu besonderen Anlässen schreiben wir uns mal, aber sonst tauschen wir uns eher selten aus. Das ist aber nicht ungewöhnlich. Schließlich liegt die gemeinsame Zeit im Nachwuchsbereich fast zehn Jahre zurück.

Wer war der beste Spieler, mit dem Sie zusammengespielt haben?

Lienhard: Definitiv Mario Götze. Mit ihm war ich bei den Lehrgängen der deutschen Junioren-Nationalmannschaften gemeinsam am Ball. Bei Götze dachte ich mir nur: "Wow, was für ein Spieler!" Wir haben ihn alle nur "Super Mario" genannt, weil er gefühlt mit jedem Gegenspieler gemacht hat, was er wollte. Er hat im Nachwuchsbereich und auch zu Beginn seiner Profizeit eine bilderbuchreife Karriere hingelegt. Es war aber auch bei Matthias Ginter und Alexander Schwolow früh abzusehen, dass sie eine steile Karriere vor sich haben.

Sie spielen mit dem FC 08 Homburg in der Regionalliga Südwest oben mit. Wie sieht die Zielsetzung für die Restsaison aus?

Lienhard: Wir sollten erst einmal bescheiden bleiben und uns kurzfristige Ziele setzen. Konkret heißt das, dass wir als Team nach der längeren Pause und dem Corona-Zwischenfall einen ordentlichen Start hinlegen wollen. Ich persönlich hatte zuletzt einen Innenbandanriss und werde noch etwas benötigen, bis ich wieder bei 100 Prozent bin. Dass wir aber das Zeug dazu haben, im Titelrennen ein Wörtchen mitzureden, wissen wir. Mittelfristig ist es auf jeden Fall der Anspruch des Vereins, in die 3. Liga aufzusteigen.

In der 3. Liga spielten Sie zuletzt in der Saison 2014/2015 für den SSV Jahn Regensburg. Dorthin wollen Sie unbedingt noch einmal zurück, oder?

Lienhard: Das ist auf jeden Fall ein großer Traum von mir, den ich mir gerne noch erfüllen würde. Ich habe in diesem Jahr mein Studium der Wirtschaftswissenschaften beendet und setze jetzt noch einmal meinen kompletten Fokus auf den Fußball, bevor ich irgendwann in das Berufsleben einsteigen werde.