Mit inzwischen 38 Jahren sorgt der frühere Bundesligastürmer Mahir Saglik (unter anderem Borussia Dortmund und SC Paderborn 07) in der Regionalliga Südwest für Furore, erzielte für Aufsteiger KSV Hessen Kassel bereits zehn Saisontreffer. Wir haben mit dem Familienvater über die Torschützenkanone in der 2. Bundesliga, einen möglichen Wechsel zu den Alten Herren und Zlatan Ibrahimovic gesprochen.
FUSSBALL.DE: Auch im Alter von 38 Jahren scheinen Sie noch längst nicht müde vom Leistungssport zu sein, Herr Saglik?
Mahir Saglik: Das kann man so sagen! (lacht) Ich fühle mich topfit und habe weiterhin jeden Tag Spaß am Fußball.
Was tun Sie, um in Ihrem Alter fitnesstechnisch noch mithalten zu können?
"Meine Torquote und zahlreiche Angebote, die ich immer noch erhalte, bestätigen mir, dass ich noch nicht bei den Alten Herren mitspielen muss"
Saglik: Da wir viermal pro Woche trainieren und besonders in dieser Saison mit 22 Teams in der Liga viele Spiele bestreiten, muss ich nicht noch zusätzlich privat Fitnesseinheiten absolvieren. Allerdings versuche ich, mit viel Schlaf und gesunder Ernährung dazu beizutragen, dass mein Körper weiterhin zu Höchstleistungen fähig ist.
Mit Hessen Kassel stiegen Sie 2020 in die Regionalliga Südwest auf, dort schnürten Sie zuletzt beim 2:1-Heimerfolg gegen den Titelaspiranten TSV Steinbach Haiger einen Doppelpack. Wie lange haben Sie noch vor, aktiv am Ball zu sein?
Saglik: Mit dieser Frage beschäftige ich mich wenig. Solange ich nicht das Gefühl habe, dass ich hinterherlaufe, und ich gesund bleibe, möchte ich weiterspielen. Es ist auf jeden Fall nicht geplant, nach dieser Saison aufzuhören.
Haben Sie dennoch Pläne für die Zeit nach Ihrer Karriere?
Saglik: Ich habe vor dem Beginn der Corona-Pandemie damit begonnen, Trainerscheine zu machen. Sobald es wieder möglich ist, werde ich daran anknüpfen. Fußball ist mein Leben. Daher möchte ich dem Sport unbedingt langfristig treu bleiben.
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Sie haben in Ihrer Karriere viel erlebt, spielten in der 1. und 2. Bundesliga und waren im Ausland aktiv. Wo hatten Sie Ihre schönste Zeit?
Saglik: Ich hatte viele erfolgreiche Stationen, an die ich mich gerne zurückerinnere. Allerdings sticht die Zeit beim SC Paderborn 07 besonders heraus. Mit meinem Heimatverein erstmals in die Bundesliga aufzusteigen und als Torschützenkönig in der 2. Bundesliga einen Teil dazu beigetragen zu haben, erfüllt mich noch heute mit riesiger Freude und großem Stolz.
Gab es während Ihrer Karriere auch Entscheidungen, die Sie heute bereuen?
Saglik: Nicht wirklich. Der Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft, in dem man häufig schwierige Entscheidungen treffen muss. Aber ich bin mir immer treu geblieben. Mir war immer wichtig, viel zu spielen. Sobald ich gemerkt habe, dass ich in einem Team keine Perspektive habe, entschloss ich mich für einen Wechsel. Zwar gab es auch Stationen, auf die ich rückblickend gerne verzichtet hätte. Zum Beispiel kam 2005 der Schritt nach Österreich zu Admira Wacker zu früh für mich. Ich hätte lieber noch in Deutschland bleiben sollen. Aber manchmal muss man auch negative Erfahrungen machen. Oft sind genau das die Erfahrungen, aus denen man am meisten lernt und Schlüsse für richtige Entscheidungen in der Zukunft zieht.
2016 verließen Sie Deutschland in Richtung Ungarn, später ging es in Ihre zweite Heimat Türkei. Warum kehrten Sie im Januar 2019 mit dem Wechsel zu Hessen Kassel nach Deutschland zurück?
Saglik: Sowohl in Ungarn als auch in der Türkei habe ich vieles mitgenommen. Es waren schöne Möglichkeiten, noch einmal in anderen Ländern zu kicken. Aber für mich war klar, dass ich irgendwann nach Deutschland zurückkehren möchte. Dann nahm Tobias Damm, damals noch Co-Trainer und mittlerweile unser Chefcoach, Kontakt zu mir auf. Wir kennen uns bereits seit unserer gemeinsamen Zeit beim Wuppertaler SV. Ich war sogar bei seiner Hochzeit Trauzeuge. Er fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, nach Kassel zu kommen. Ich schaute mir anschließend vor Ort alles an und war schnell begeistert. Für einen Klub, der zu dieser Zeit noch in der 5. Liga spielte, war alles sehr professionell. Außerdem hat mich auch die Tradition des Vereins überzeugt.
Rund zwei Jahre spielen Sie jetzt für den KSV. Beenden Sie dort nun Ihre Laufbahn oder könnte es noch eine insgesamt 15. Karrierestation geben?
Saglik: Das weiß ich nicht. Ich fühle mich zwar extrem wohl in Kassel und wir waren bisher sehr erfolgreich. Aber wie gesagt: Ich fühle mich noch fit und kann mir vorstellen, einige weitere Jahre weiter auf dem Niveau zu spielen. Meine Torquote und zahlreiche Angebote, die ich immer noch erhalte, bestätigen mir, dass ich noch nicht bei den Alten Herren mitspielen muss. (lacht) Ich bin ohnehin der Meinung, dass es nur gute oder schlechte Spieler gibt. Dem Alter wird oft eine zu große Rolle beigemessen. Um auch mal zwei Beispiele aus dem Profifußball zu nennen: Zlatan Ibrahimovic gehört beim AC Milan mit 39 Jahren immer noch zu den besten Spielern. Makoto Hasebe ist 37 und bei Eintracht Frankfurt einer der absoluten Leistungsträger. Ich freue mich, dass es auch bei mir noch so gut läuft und ich der Mannschaft weiterhin mit vielen Toren helfen kann.
Autor/-in: Christian Knoth/mspw