Nach mehr als 20 Jahren ist Björn Mehnert zurück bei Rot Weiss Ahlen. Der Ex-Profi von Borussia Dortmund war in der Saison 1998/1999 in zwölf Pflichtspielen für den ehemaligen Zweitligisten am Ball. Nun hat der 43-Jährige den Aufsteiger in die Regionalliga West als Trainer übernommen. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Mehnert über seine Erwartungen an die höhere Spielklasse.
FUSSBALL.DE: Hat sich für Sie mit der Rückkehr nach Ahlen ein Kreis geschlossen, Herr Mehnert?
Björn Mehnert: Als Spieler hatte es damals aus verschiedenen Gründen sportlich für mich nicht gepasst, weshalb ich Ahlen schon nach einem halben Jahr wieder verlassen hatte. Das familiäre Miteinander von damals hat sich Rot Weiss jedoch bewahrt, auch wenn einige Positionen mittlerweile anders besetzt sind. Ich habe die Entwicklung des Vereins bis in die 2. Bundesliga weiterhin verfolgt. Bei der Infrastruktur hat der Verein stark zugelegt.
Sie übernehmen die Mannschaft als Aufsteiger in die Regionalliga West. Das ist eine neue Erfahrung für Sie, oder?
"Die Vereine sollen sagen: Wir spielen nicht gerne gegen Rot Weiss Ahlen"
Mehnert: Eine solche Situation ist tatsächlich nicht alltäglich, hatte sich aber durch den Wechsel von Aufstiegstrainer Christian Britscho zur SG Wattenscheid 09 ergeben. Auf uns wartet mit der Regionalliga West eine anspruchsvolle Aufgabe. Durch den späten Saisonstart Anfang September und die Aufstockung auf 21 Mannschaften wird die Spielzeit sehr ereignisreich. Das haben sich die Spieler aber mit harter und ehrlicher Arbeit auch verdient.
Wie gut kannten Sie denn schon vorher das Team?
Mehnert: Da ich in der Hinserie der abgelaufenen Oberligasaison noch beim SC Wiedenbrück tätig war, kam es auch zu einem direkten Aufeinandertreffen mit Rot Weiss Ahlen, das 1:1 endete. Außerdem habe ich auch einige weitere Partien von Ahlen als Konkurrent um den Aufstieg beobachtet, zuletzt noch zwei Spiele vor der Corona-Unterbrechung. Aber auch so kannte ich schon fast jeden Spieler, weil man sich irgendwann einmal über den Weg gelaufen ist. Meine Eindrücke haben sich während der bisherigen Vorbereitung bestätigt: Die Mannschaft verfügt über einen tollen Charakter. Man merkt beim Zusammenhalt, dass viele Spieler schon in der Jugend für Rot Weiss am Ball waren. Die Identifikation mit dem Verein ist hoch.
Wie wichtig ist es, dass Sie mit Salvatore Gambino einen alten Weggefährten vom BVB als Co-Trainer an der Seite haben?
Mehnert: Salvatore ist ein eher ruhiger Typ, auf den ich mich blind verlassen kann. Wir haben schon bei der zweiten Mannschaft und bei den Profis von Borussia Dortmund gemeinsam gespielt. Als ich Trainer bei Westfalia Rhynern war, habe ich ihn nach sechs Jahren in Norwegen und Italien als Spieler nach Deutschland zurückgeholt. Als Co-Trainer ist er für mich aber nicht nur deshalb weit mehr als nur ein Hütchenaufsteller. Salvatore verfügt über einen sehr guten analytischen Blick und kann aus seiner aktiven Zeit vor allem den Offensivspielern wertvolle Tipps geben.
Worauf freuen Sie sich in der Regionalliga West am meisten?
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Mehnert: Auf hoffentlich viele schöne Momente mit unseren Fans, sobald diese wieder ins Stadion dürfen. Klar, als Aufsteiger können wir nicht davon ausgehen, dass es ausschließlich rund laufen wird. Mit der bedingungslosen Unterstützung unserer Anhänger werden wir dennoch in der Lage sein, einige Highlights zu setzen. Wir wollen für Aufbruchstimmung rund um den Verein sorgen.
Ist der 6. Spieltag schon in Ihrem Kalender markiert?
Mehnert: Sie spielen sicherlich auf das Duell mit meinem Ex-Verein SC Wiedenbrück an. Ich habe weiterhin ein gutes Verhältnis zum dortigen Trainerteam. Auch mit einigen Spielern besteht noch vereinzelt Kontakt. Rückblickend überwiegen die positiven Erlebnisse meiner Zeit in Wiedenbrück. Als ich beurlaubt wurde, waren wir Tabellenführer.
Auch wenn das Kapitel Wiedenbrück für Sie im Januar endete: Fühlen Sie sich ein wenig als Aufstiegstrainer?
Mehnert: Die Bewertung, wie groß mein Anteil am Aufstieg von Wiedenbrück ist, überlasse ich anderen. Zumindest gab es anschließend bis zum Saisonabbruch wegen der Corona-Pandemie nur noch drei weitere Ligaspiele. Ich habe mich jedenfalls für das Trainerteam und meine ehemaligen Spieler gefreut, dass Wiedenbrück ebenfalls in die Regionalliga zurückgelehrt ist. Die Jungs hatten es sich verdient, den Aufstieg zu schaffen.
Bis zum Insolvenzverfahren 2011 war Rot Weiss Ahlen regelmäßig im deutschen Profifußball vertreten. Ist die Rückkehr auch langfristig das Ziel?
Mehnert: Die erfolgreiche Vergangenheit sorgt nicht dafür, dass wir ins Träumen geraten. Den Klassenverbleib zu erreichen, wird durch die Corona-Pandemie noch herausfordernder als ohnehin schon. Ein wichtiger Punkt wird der Zusammenhalt im Umfeld sein. Zwischen Spieler, Mitarbeiter und Fans darf kein Blatt Papier passen. Sportlich müssen wir uns auf ein neues Level in den Bereichen Physis und Athletik einstellen. Es ist eine höhere Handlungsschnelligkeit gefragt. Da ist die Regionalliga West eine andere Hausnummer.
Was soll die Spielweise Ihrer Mannschaft in der Regionalliga auszeichnen?
Mehnert: Es wird nicht ohne eine stabile Defensive funktionieren. Dass heißt allerdings nicht, dass wir keine Akzente nach vorne setzen werden. Wir können den Gegnern mit unserem Umschaltspiel wehtun. Dafür müssen wir den Fußball arbeiten. Die Vereine sollen sagen: Wir spielen nicht gerne gegen Rot Weiss Ahlen.
Autor/-in: Dominik Dittmar/MSPW