Kreisliga-Wahnsinn am Förkelsgraben: In der Kreisliga A hat die SG Duisburg-Süd am vergangenen Sonntag den Mülheimer FC II auf Asche zu Gast. Um 15 Uhr beginnt die Show, wenige Sekunden später rappelt es zum ersten Mal im Kasten.
Die irre Partie hat zwei Hauptdarsteller: SGD-Kapitän Osman Deniz Sahin und MFC-Linksfuß Eray Karakus. Der 20-Jährige macht es dabei fast wie Nationalspieler Florian Wirtz am vorigen Samstag in Lyon gegen Frankreich. Leverkusens Zauberfuß hatte nach genialem Pass von Toni Kroos nach acht Sekunden getroffen und somit das schnellste Tor in der Geschichte der deutschen Länderspiel-Ära erzielt. Eray Karakus brauchte etwas länger. "Ich habe nicht genau gezählt, aber es müssen etwa 40 Sekunden gewesen sein", erinnert sich der 20-jährige Mülheimer. "Wir hatten Anstoß, ich bekomme den Ball, lasse einen Gegenspieler stehen und ziehe ab", schildert Eray Karakus die Szene, "dem Torwart durch die Beine."
Voss-Tecklenburg als Trainerin
Nur eine Minute später fällt schon das zweite Tor für die Gäste, diesmal trifft der spätere MFC-Dreifach-Torschütze Lorik Rama. "Wir sind sehr gut ins Spiel gekommen, aber nach einer halben Stunde stand es plötzlich 2:2, danach ging es die ganze Zeit hin und her", berichtet Eray Karakus. Bis zur Pause fallen zwei weitere Tore, eins auf jeder Seite, am Ende steht es 6:6 . "So ein Spiel habe ich lange nicht erlebt, an ein 6:6 kann ich mich gar nicht erinnern", sagt der Mülheimer Offensivkicker.
"Ich habe nicht genau gezählt, aber es müssen etwa 40 Sekunden gewesen sein"
Eray Karakus spielt eigentlich in der ersten Mannschaft der Styrumer, die im vorigen Jahr in die Oberliga aufgestiegen ist. Am Sonntag in Duisburg-Süd verstärken mehrere Jungs von oben die "Zwote", zum Sieg reicht es trotz viermaliger Führung nicht. "So ein Spiel musst du eigentlich gewinnen", sagt der 1,89-Mann Eray Karakus.
Etwas gegen einen Auswärtsdreier hat vor allem Osman Sahin einzuwenden – und die richtigen Argumente auf dem Platz. In der 43. Minute netzt der Stürmer der SG Duisburg-Süd zum ersten Mal ein, es ist das 3:3. Nach der Pause beginnt "die Ossi-Show", wie es der 36-Jährige nennt.
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Osman Sahin lässt im zweiten Durchgang drei weitere Treffer folgen, die Hütte zum 4:3 recht früh nach dem Seitenwechsel, nachdem zuvor ein Mülheimer Kicker vom Platz fliegt. Am Ende hat er ein Viererpack geschnürt – und ist trotzdem mit dem Endergebnis nicht zufrieden. "Die Jungs haben nach dem Abpfiff gesagt: 'Ossi, beim nächsten Mal musst du sechs Buden machen'", erzählt der Routinier lachend.
Tore schießen kann der bei ThyssenKrupp als Meister tätige Strafraumspieler. In der Jugend wird der SV Straelen auf den Duisburger aufmerksam, beim Klub von der deutsch-niederländischen Grenze hat er in den A-Junioren eine prominente Trainerin: Martina Voss-Tecklenburg. Die vierfache Europameisterin und spätere Trainerin der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft übernimmt den Straelener Nachwuchs interimsmäßig für einige Monate. "Das war eine sehr interessante Erfahrung", sagt Osman Sahin. "Sie war sehr nett, aber auch sehr streng und konsequent."
Auf dem Weg zum 250. Kreisliga-A-Tor
In den Senioren läuft er für den SV Sonsbeck und den DSV 1900 jeweils in der Landesliga sowie für den HSV Duisburg in der Bezirksliga auf, dann beginnt Osman Sahins außergewöhnliche Karriere in der Kreisliga. GSG Duisburg, SV Wanheim und DSV 1900 II lauten seine Stationen, ehe er 2022 beim Fusionsverein SG Duisburg-Süd landet. Insgesamt zehn Spielzeiten im Kreis-Oberhaus stehen bei ihm inzwischen zu Buche, außerdem drei Jahre in der Kreisliga B. Mit der SGD schafft er nicht nur im ersten Jahr den Aufstieg, sondern wird auch Torschützenkönig. "Und das erste Tor überhaupt für den neuen Klub habe ich auch geschossen", freut sich Osman Sahin.
Bemerkenswert: In der Kreisliga A ist der Kapitän der Blau-Gelben auf Rekordkurs. 242 Tore hat er in dieser Spielklasse aktuell auf dem Konto. "Zumindest bei uns am Niederrhein dürfte es keinen anderen Spieler geben, der so viele Buden in der Kreisliga A gemacht hat", meint Osman Sahin. Sein nächstes Ziel: die 250 vollmachen. "Ich hoffe, dass ich es noch in dieser Saison schaffe, bei noch acht ausstehenden Partien ist das zu schaffen."
Schnell ginge es natürlich mit Viererpacks wie am Sonntag beim irren 6:6 gegen den Mülheimer FC II.
Autor/-in: Heiko Buschmann