Pflege: "Man kann sich den Rasen erziehen"

Zu lang, zu trocken, zu viele Gänseblümchen – anspruchsvolle Amateurfußballer finden viele Kritikpunkte, wenn es um die Qualität des heimischen (oder gegnerischen) Rasenplatzes geht. Die Plätze in der Bundesliga sehen doch alle aus wie grüner Teppich. Kann doch nicht so schwer sein.

Doch, sagt Dr. Paul Baader, Naturrasenexperte der DFB-Kommission Fußballinfrastruktur. Baader ist geschäftsführender Gesellschafter der Baader Konzept GmbH und beantwortet anlässlich der DFB-Themenwoche Sportplätze grundlegende Fragen zur Pflege von Rasenplätzen. Wer tiefergehende Informationen sucht, wird in der neu erschienenen fünften Auflage des DFB-Kompendiums für Sportplatzbau und -erhaltung fündig.

Welchen Nährstoff sollte ein Rasendünger in erster Linie enthalten?

Der wichtigste Nährstoff überhaupt ist Stickstoff – und das gilt nicht nur für Rasengräser, sondern für alle Pflanzen. Gerade im Frühjahr ist es wichtig mit Stickstoff zu düngen, danach muss aber auf eine ausgewogene Nährstoffversorgung geachtet werden. Das heißt, dass auch die anderen Nährstoffe wie Phosphor, Kalium und Magnesium in ausreichender Menge gegeben werden sollten. Es empfiehlt sich, etwa alle zwei Jahre eine Bodenuntersuchung des Platzes zu machen, um zu erkennen, ob gegebenenfalls bestimmte Nährstoffe in einer zu geringen Menge vorhanden sind und danach die Düngung auszurichten.

"Lieber einmal zu viel als zu wenig mähen und den Rasen nicht zu lang werden lassen!"

Was ist schlimmer – zu viel oder zu wenig Wasser?

Zu viel. Vor allem zu häufig beregnen ist schlecht. Gerade im Sommer wird oft jeden Tag bewässert. Das ist ungünstig. Man sollte sich den Rasen etwas erziehen: Einmal intensiv bewässern und dann versuchen, ihn je nach Hitze mehrere Tage trocken zu lassen. Das fördert das Wurzelwachstum. Wenn man dem Rasen jedem Tag Wasser gibt, bleiben die Wurzeln nahe an der Oberfläche und das hat zur Folge, dass die Gräser schneller welk werden.

Was ist die optimale Rasenlänge?

Das hängt natürlich davon ab, in welcher Klasse der Verein spielt. In den Amateurvereinen ist eine Schnitthöhe von 3,5 bis 4 cm in Ordnung, die Bundesliga spielt auf 2 bis 2,5 cm. Das bedeutet aber einen erheblich höheren Pflegeaufwand, deshalb lieber nicht so tief mähen. Insbesondere im Sommer in der Spielpause sollte man versuchen, auch einmal die Schnitthöhe zu vergrößern und vielleicht erst bei 4,5 cm zu mähen. Je höher der Aufwuchs, desto tiefer die Wurzeln. Tiefe Wurzeln sind deshalb erstrebenswert, weil durch sie mehr Bodenraum erschlossen wird. Je mehr Raum von der Wurzel umschlossen wird, desto mehr Wasser und Nährstoffe kann das Rasengras sich holen.

Wie oft sollte ich einen Rasen mähen?

Man sollte einen Rasen immer dann mähen, wenn ein gewisser Zuwachs erfolgt ist. In der Hauptwachstumsphase im Mai kann es schon vorkommen, dass man zweimal in der Woche mähen muss. Am besten ist es, schon dann zu mähen, wenn 50 – 60 Prozent der Aufwuchshöhe dazugewachsen ist. Zu hoch sollte er auf keinen Fall werden, denn das starke Zurückschneiden ist für den Rasen ein Schock. Also lieber einmal zu viel als zu wenig.

Warum sollte man einen Rasenplatz besanden?

Das Besanden ist eine ganz wichtige Pflegemaßnahme, die häufig unterschätzt wird. Sie wirkt vor allem gegen Filzbildung und fördert, dass die Oberfläche offen bleibt und nicht verschmiert. Gerade bei feuchter, nasser Witterung ist eine kleine dünne Sandschicht sehr wichtig. Mit der Besandung und dem anschließenden Abschleppen kann man auch kleinere Unebenheiten ausgleichen.

Wie schädlich sind Klee, Löwenzahn und Gänseblümchen für einen Rasen?

Grundsätzlich sind diese Kräuter überhaupt nicht schädlich, solange sie ein bestimmtes Maß nicht überschreiten. Insbesondere im Randbereich der Sportanlagen kann das bis zu einem bestimmten Prozentsatz ruhig vertreten sein. Wenn natürlich der Rasen nur aus Klee besteht und nicht aus Gräsern, sollte man eingreifen. Gerade bei Klee ist die Ursache meistens eine falsche Nährstoffversorgung. Allein durch etwas mehr Düngen kann man schon die Rasengräser fördern, weil diese Stickstoff und andere Nährstoffe besser verarbeiten als die Kräuter.

Zum Kompendium Sportplatzbau & -erhaltung