Pickende Raben und Abstieg auf der Couch

Die Regionalligasaison 2018/2019 hatte nicht nur viele Rekorde und zahlreiche Tore zu bieten. Es gab auch einige kuriose Vorfälle, die sicher nicht zur Kategorie alltäglich gehören. FUSSBALL.DE blickt auf die kuriosesten Ereignisse der zurückliegenden Spielzeit in der höchsten deutschen Amateurspielklasse zurück.

Den Anfang macht eine kuriose Spielabsage in der Regionalliga West . Zum Abschluss des vergangenen Jahres sollte am 15. Dezember der Bonner SC eigentlich den abgeschlagenen Tabellenletzten TV Herkenrath 09 empfangen. Die Partie wurde wegen Unbespielbarkeit des Platzes im Sportpark Nord jedoch abgesagt. Klingt zunächst nicht ungewöhnlich, wenn man bedenkt, dass die Temperaturen im Winter teilweise eisig kalt waren. Der Grund für die Absage war allerdings nicht nur das Wetter.

Verantwortlich waren vielmehr Raben, die den Rasen zerpickt und Löcher hinterlassen hatten. Das städtische Sport- und Bäderamt sperrte den Platz nach einer Begehung daraufhin, weil der Platz wegen der niedrigen Temperaturen gefroren war und die Löcher deshalb nicht beseitigt werden konnten. Beim Nachholtermin am 21. Februar blieb der Rasen im Sportpark Nord dann von pickenden Raben verschont. Die Gastgeber setzten sich trotz eines 0:1-Rückstands am Ende noch 2:1 gegen Herkenrath durch.

Aufstieg, Abstieg und Neustart in der Kreisliga

Bleiben wir beim TV Herkenrath 09: Die erste (und vorerst auch einzige) Regionalligasaison der Vereinsgeschichte war für den Klub aus Bergisch Gladbach absolut chaotisch und endete damit, dass der Verein bei der Mitgliederversammlung Mitte Mai einen Neustart in der Kreisliga beschloss. Aber fangen wir mal von vorne an: Nach dem Aufstieg aus der Mittelrheinliga tat sich Herkenrath schwer, in der Regionalliga sportlich mitzuhalten. Vom 9. Spieltag an stand dauerhaft ein Abstiegsplatz zu Buche. Noch vor der Winterpause musste deshalb Aufstiegstrainer Chris Burhenne gehen. Sein Nachfolger wurde Anfang November Ex-Profi Thomas Zdebel. Aber der frühere polnische Nationalspieler, der unter anderem für den VfL Bochum, Bayer 04 Leverkusen und den 1. FC Köln am Ball war, sollte nicht allzu lange im Amt bleiben.

Zur Winterpause rangierte Herkenrath mit gerade einmal neun Zählern am Tabellenende, die Nichtabstiegsplätze waren bereits 13 Punkte entfernt. Hinzu kamen durch den Rückzug des Hauptsponsors finanzielle Probleme. Die Folge: Fast die komplette Mannschaft verließ den Verein - samt Trainer Zdebel. Im Januar übernahm Giuseppe Brunetto (zuvor Blau-Weiß Friesdorf) das Ruder und baute ein neues Team auf. Insgesamt zehn Zugänge und 19 Abgänge (!) gab es in der Winterpause. Von den Zugängen konnten aber nicht einmal alle sofort zum Einsatz kommen, weil die Spielberechtigungen fehlten. Die Saison wurde dennoch zu Ende gespielt. Nach dem 34. Spieltag standen 15 Punkte und der letzte Tabellenplatz zu Buche.

Normalerweise würde es nach dem Abstieg jetzt in der Mittelrheinliga weitergehen. Aber statt fünftklassig zu spielen, startet der TV Herkenrath 09 aus finanziellen Gründen einen Neuanfang in der Kreisliga. Das wurde bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung einstimmig entschieden. Die neue erste Mannschaft ist ab sofort die dritte Mannschaft, die den Aufstieg in die Kreisliga A knapp verpasst hatte. Alle bisherigen Regionalligaspieler und auch Coach Brunetto (inzwischen 1. FC Düren) verließen den Verein.

Kniescheibe raus - 45 Minuten Halbzeitpause

Von der Regionalliga West in die Regionalliga Bayern : Das Spiel zwischen dem späteren Absteiger FC Pipinsried und Vizemeister VfB Eichstätt (1:2) im November war - rein vom Ergebnis her - eher ein unspektakuläres Spiel. Die favorisierten Gäste gingen 2:0 in Führung, Pipinsried kam nur noch zum Anschlusstreffer.

Kurios war dagegen die Länge der Halbzeitpause - die dauerte nämlich 45 Minuten! Grund: Kurz zuvor hatte sich Eichstätts Mittelfeldspieler Julian Kügel schwer am Knie verletzt - die Kniescheibe war herausgesprungen. Sanitäter eilten auf den Platz und hielten es dann für besser, auf den Krankenwagen zu warten, ehe der Spieler und dessen Knie bewegt werden.

Hieß also: Julian Kügel lag fast eine Dreiviertelstunde auf dem Platz und die Begegnung konnte in der Zeit nicht weitergehen. Erst als der Krankenwagen eintraf und den Spieler abtransportierte, wurde die Partie fortgesetzt. Für Kügel war damit die Saison gelaufen. Er unterzog sich einer Operation. Abgenutzte Gelenkteile und ein Teil des Meniskus wurden entfernt. Außerdem wurde eine Sehne aus dem Oberschenkel als Stabilisator ans Knie transplantiert, um ähnliche Verletzungen künftig zu vermeiden.

Elfmeterfestival mit Brüderduell in Halberstadt

Um die Zahl "3" drehte es sich auch bei der Regionalliga Nordost -Partie zwischen dem VfB Germania Halberstadt und der VSG Altglienicke (1:1) im Februar. Diesmal gab es nicht drei "Halbzeiten", sondern drei Strafstöße für Altglienicke - bei allerdings nur einem Elfmeterpfiff.

Was war passiert? Die VSG bekam Ende der ersten Halbzeit beim Spielstand von 0:0 einen Foulelfmeter zugesprochen. Kapitän und Ex-Profi Björn Brunnemann verwandelte - wurde aber zurückgepfiffen, weil ein Teamkollege zu früh in den Strafraum gelaufen war. Auch bei seinem zweiten Treffer war einer seiner Mitspieler im "Sechzehner". Beim dritten Versuch war alles regulär. Doch diesmal schaffte es Brunnemann nicht, den Ball im Tor unterzubringen. Halberstadts Keeper Fabian Guderitz parierte.

Kurz vor Schluss erzielte Altglienicke dennoch die Führung. Danach gab es allerdings noch einen vierten Elfmeter - diesmal jedoch für Halberstadt. Dabei kam es zum Brüderduell zwischen Germania-Mittelfeldspieler Patrik Twardzik und Altglienicke-Torwart Dan Twardzik. Den Handelfmeter seines Bruders konnte Dan zwar abwehren, den Nachschuss verwandelte Patrik aber. Endstand beim Elfmeter-Festival: 1:1.

Ex-Nationalspieler Brdaric muss "auf die Tribüne"

Wir sind weiter in der Regionalliga Nordost: Den Unterschied zwischen Amateur- und Profifußball bekam Ex-Bundesligaprofi Thomas Brdaric, seit dem letzten Sommer Trainer des FC Rot-Weiß Erfurt , im Oktober bei der Achtelfinalpartie im Landespokal von Thüringen beim Ligakonkurrenten FSV Wacker Nordhausen (4:5 im Elfmeterschießen) zu spüren. Brdaric wurde von Schiedsrichter Steven Greif (Westhausen) wegen mehrfachen Reklamierens "auf die Tribüne" geschickt.

Im Albert-Kuntz-Sportpark des FSV Wacker hieß das: Brdaric kletterte lediglich über eine kleine Bande und befand sich nur rund einen Meter hinter der Coaching-Zone. Dort beobachtete der ehemalige deutsche Nationalspieler das restliche Spiel zwischen Security-Mitarbeitern und Fans der Gastgeber, die in einem Hexenkessel mit insgesamt 2960 Zuschauern für Stimmung sorgten. Amateurfußball-Feeling pur!

Abstieg und Klassenverbleib auf der Couch

Nach dem abschließenden Spieltag einer Saison wissen Vereine und Spieler in der Regel, woran sie sind. Gibt es den Klassenverbleib zu feiern, muss man in die Relegation oder direkt eine Liga runter? Für den 1. FC Germania Egestorf-Langreder aus der Regionalliga Nord und die U 23 der SpVgg Greuther Fürth aus der Regionalliga Bayern war das allerdings nach dem Saisonende noch nicht klar. Egestorf-Langreder hoffte noch auf die Relegationsteilnahme, für Fürth war der direkte Klassenverbleib möglich.

Der Nord-Regionalligist hätte bei einem Drittliga-Aufstieg von Meister VfL Wolfsburg U 23 in der Relegation eine weitere Möglichkeit gehabt, den Abstieg in die 5. Liga noch zu verhindern. Das Daumendrücken in den Drittliga-Playoffs brachte aber nichts. Wolfsburg zog gegen Regionalliga Bayern-Meister FC Bayern München II den Kürzeren (3:1/1:4). Egestorf-Langreder stieg acht Tage nach dem Saisonende ab und ist künftig in der 5. Liga am Ball.

Die U 23 von Greuther Fürth durfte dagegen auf der Couch jubeln. Der drohenden Abstiegsrelegation zur Bayernliga entgingen die Fürther nur, weil der FC Ingolstadt 04 in der Relegation zur 2. Bundesliga gegen den SV Wehen Wiesbaden verlor (2:1/2:3). Durch den Abstieg der FCI-Profis in die 3. Liga musste die Ingolstädter U 23 runter in die 5. Liga. Fürths Nachwuchsteam profitierte zehn Tage nach dem eigentlichen Saisonende mit dem direkten Klassenverbleib.

Ein weiterer Nutznießer war der SV Heimstetten. Eigentlich als Tabellenvorletzter schon direkt abgestiegen, durfte der SVH doch noch in der Relegation ran. Dank des Erfolgs gegen den Bayernligisten TSV Rain/Lech (1:1/2:1), der sich in der zweiten Relegationsrunde auch noch für die am 11. Juli startende Regionalliga Bayern-Saison 2019/2020 qualifizierte, brachte sich Heimstetten nachträglich in Sicherheit.