Vereinswechsel: Das musst du wissen!
Sommerzeit ist Transferzeit: Das ist im Amateurfußball nicht anders als in der Bundesliga. Hier gibt's die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vereinswechsel.
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Dennis France (2. von rechts) in der sudanesischen Hauptstadt Khartum. [Foto: privat]
Man könnte Dennis France für unbelehrbar halten. Oder für einen Idealisten. Vielleicht auch für einen unbelehrbaren Idealisten. Er würde wahrscheinlich nicht einmal selbst widersprechen. Der 21 Jahre alte Berliner träumt noch immer vom Leben eines Profifußballers – allerdings im Sudan. In einem der ärmsten Länder Afrikas, gezeichnet von Jahren des Bürgerkriegs, will France sein Glück finden.
In der Hauptstadt Khartum hält er sich beim Erstligaklub Merrikh-Kosti fit und arbeitet nebenbei an der Eröffnung seiner eigenen Fitness-Akademie, im November will er beim bekanntesten Verein des Landes, Al-Merrikh Sport Club, der Anfang des Jahres in einem Testspiel in Katar dem FC Schalke ein Unentschieden abtrotzte und dem FC Bayern 0:2 unterlag, anheuern. Der ehemalige Oberliga-Kicker aus Berlin hat noch lange nicht genug von seinem afrikanischen Abenteuer – obwohl ihn das nicht nur Nerven und Geld kostete, sondern beinahe auch das Leben. „Ich möchte Straßenkinder fördern und Afrika unterstützen“, sagt France.
Gleich zweimal ließ der Deutschfranzose Berlin zurück – und damit möglicherweise eine Karriere als Fußballer in Deutschland. Im Dezember 2012 zog es France, der zu dem Zeitpunkt für den Frohnauer SC in der Verbandsliga der A-Junioren spielte, das erste Mal in den Sudan. Ein Freund aus Berlin, dessen sudanesischer Vater als Fußballtrainer in Khartum lebt, hatte den Kontakt nach Nordost-Afrika hergestellt. Über die beiden Berliner, die im Sudan Fußball spielen wollen, berichtete prompt die örtliche Zeitung. Kurioses geht schließlich immer. Nach dem Zeitungsbericht lud der gerade in die erste Liga aufgestiegene Klub Merrikh El-Fasher den Deutschen zum Probetraining ein. France überzeugte. Er durfte bleiben. Allerdings ohne Vertrag. „Das Schlimmste, was einem Fußballer in Afrika passieren kann“, sagt France heute.
"Nun war ich drin im Teufelskreis aus Lügen, Betrug und Korruption"
Nach eigenen Angaben bekam er von den Vereinsverantwortlichen zwar mehrere tausend Dollar im Monat zugesteckt. Allerdings blieb er als Spieler ohne Vertrag ein Kicker ohne Perspektive. So kam es, dass France beim konkurrierenden Klub aus dem Stadtteil Mourada mittrainierte. „Ich wollte nach oben zu den besten Vereinen und verlor die Orientierung“, blickt France zurück. Denn sein Gastspiel beim Rivalen kam bei seinem Verein nicht gut an. Mittlerweile hat auch France seinen Fehler erkannt. „Da ist so, als würde Franck Ribery trotz Bayern-Vertrags bei Borussia Dortmund mittrainieren“, sagt France. „Diesen Fehler bereue ich bis heute. Ich war damals zu stur, um es einzusehen.“
France erhielt folgerichtig keinen Vertrag in Khartum und musste nach Ablauf seines Visums ausreisen. Zurück in Berlin plante er die Rückkehr nach Afrika. Über Mittelsmänner wurde er Klubs aus der Sudan Premier League angeboten, 48 Stunden vor Transferschluss setzte er sich schließlich ins Flugzeug nach Khartum. Ein Verein aus dem Norden des Landes wollte ihn unter Vertrag nehmen, 2000 Euro monatlich wurden ihm versprochen. „Ich bezahlte 800 Euro für das Ticket und ließ wieder alle im Stich. Familie, Freunde, Job und meine noch immer recht frische Beziehung“, erzählt France.
Am Flughafen wurde er von zwei Polizisten in Empfang genommen, im Taxi ging es bei Temperaturen von bis zu 45 Grad sieben Stunden lang Richtung Norden. Nach den Gesprächen in Atbara ging es zurück in die Zentrale des sudanesischen Fußball-Verbandes. Dort unterschrieb France einen Vertrag und wurde abermals zurück nach Atbara chauffiert. Erst einen Monat später dämmerte ihm, dass er keinesfalls beim örtlichen Erstligaklub angeheuert hatte, sondern beim viel kleineren Lokalrivalen. „Der Verein hatte mich abserviert, weil manche schlecht über mich geredet hatten“, sagt France. „Nun war ich drin im Teufelskreis aus Lügen, Betrug und Korruption.“
France musste nach eigenen Angaben von umgerechnet fünf Euro im Monat leben. Er hauste im spartanischen Wohnheim der Fußballer, wo jeden Tag der Strom ausfiel, hingehalten von falschen Versprechen der Vereinsverantwortlichen. „Ich lebte wie eine streunende Katze“, erinnert sich France. „Ich bettelte um Geld, ging nur noch nachts vor die Tür und nahm 30 Kilogramm ab.“ Irgendwann hatte France genug für eine Busfahrkarte zurück in die Hauptstadt gesammelt, die er schließlich mit Gelbsucht und Unterernährung erreichte. Drei Wochen später flog er zurück nach Berlin.
„Ich hatte 90 Prozent meiner Freunde verloren“, erinnert sich France. Was ihm blieb, war der Fußball. Er heuerte beim Oberligaklub FC Strausberg an, wo der Mittelfeldspieler mit der bewegten Geschichte jedoch nur in der zweiten Mannschaft in der Ostbrandenburgliga, der Kreisoberliga, zum Einsatz kam. In der Winterpause floh France zum BSV Hürtürkel, für den er immerhin zweimal in der NOFV-Oberliga Nord spielte. Nebenbei trainierte er ehrenamtlich den 1. FC Afrisko, den ersten afrikanischen Fußballverein Deutschlands aus Berlin.
Aber Afrika im Wedding reichte France nicht. Also kehrte er zurück in den Sudan. Mit großen Plänen im Gepäck. „Ich will meine eigene kleine Akademie aufbauen, mit Fußball, Basketball, Tennis, Schwimmen und Fitness möchte ich der Jugend auf den Straßen etwas bieten“, berichtet France aus Khartum. Und dann ist da noch der 19-malige Meister und 21-malige Pokalsieger Al-Merrikh SC, den jüngst der Deutsche Otto Pfister trainierte, und für den France von November an in der Sudan Premier League spielen will. Wenn dieses Mal alles gut geht mit einem Vertrag. Und falls nicht: auch davon ließe sich ein fußballverrückter Idealist wie Dennis France wohl nicht aufhalten.
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