Von der Frankfurter Eintracht über die Universität in die US-Profiliga: Das ist der Traum von Lukas Zarges. Seit etwa zweieinhalb Jahren spielt der Bad Homburger für das Team der University of North Carolina in Greensboro. Läuft alles nach Plan, könnte er bald Stars wie Steven Gerrard, Robbie Keane oder Kaká gegenüberstehen. Im Interview mit FUSSBALL.DE spricht der 23-Jährige über seinen Uni-Alltag, den amerikanischen Fußball und seine Perspektive als Profi.
FUSSBALL.DE: Herr Zarges, der Einstieg in den Profi-Fußball über eine Universität in den USA ist hierzulande ein eher ungewöhnlicher Weg. Was reizt Sie an Amerika?
Lukas Zarges: Mich faszinieren der Lebensstil und die unbegrenzten Möglichkeiten. Es gibt viele tolle Städte und der Umgang ist einfach lockerer. Die Eingewöhnungszeit war nicht so schwierig. Mein Englisch war zwar anfangs nicht gut, aber die Leute haben mir geholfen. Ich habe tolle Freunde gefunden und es macht einfach Spaß hier zu leben.
Greensboro zählt nicht gerade zu den bekannten Metropolen in den USA.
"Wenn ich die Chance bekomme, werde ich sie nutzen"
Zarges: Das stimmt. Greensboro ist jetzt nicht die größte Stadt aber die Uni ist klasse und man lernt viele Menschen aus verschiedenen Kulturen kennen. Später ist eine größere Stadt natürlich reizvoll.
Bleiben wir in der Gegenwart. Wie sieht der Alltag eines Fußball spielenden Studenten in den USA aus?
Zarges: Der Vormittag gehört dem Studium. Im nächsten Winter will ich meinen Bachelor machen. Training ist dann sechs Mal die Woche in den Abendstunden. An den freien Tagen oder zwischen Uni und Training erledigt man seine Hausaufgaben oder relaxt im Apartment. Wie bei vielen anderen Jugendlichen, wird auch bei uns viel Playstation gespielt. Oder man geht ins Kino oder in der Mall einkaufen.
Und was ist mit den berühmt-berüchtigten College-Partys?
Zarges: Die gibt es natürlich auch (lacht) . Aber während der Saison eher selten.
Von der C-Jugend an durchliefen Sie die Jugendteams von Eintracht Frankfurt, spielten mit den heutigen Bundesliga-Profis Sonny Kittel und Timothy Chandler zusammen. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?
Zarges: Es waren großartige acht Jahre, die ich bei der Eintracht erlebt habe. Besonderes an mein erstes Jahr in der U23 erinnere ich mich gerne. Da hatten wir eine super Mannschaft und es hat menschlich wie auch sportlich prima gepasst. Ich habe noch Kontakt zu früheren Mitspielern, die gute Freunde von mir geworden sind. Durch die sozialen Netzwerke ist es einfacher, in Kontakt zu bleiben. Und wenn ich im Winter Zuhause zu Besuch bin, sieht man sich auch mal und redet über alte Geschichten. Der Verein bedeutet mir viel und ich hoffe natürlich, er bleibt erfolgreich.
Was unterscheidet den amerikanischen vom deutschen Fußball?
Zarges: Auf dem Platz gibt es große Unterschiede. In den USA wird mehr auf Kraft und Athletik gesetzt. Der Fußball ist nicht so technisch wie in Europa. Die Uni-Teams haben etwa unteres Regionalliga-Niveau. In der Kabine ist es eigentlich wie bei jeder Fußballmannschaft. Es wird viel geflachst und Musik gehört. Die Ansprachen in der Kabine dienen etwas mehr der Motivation als taktischen Vorgaben.
Ist der Stellenwert seit dem guten Abschneiden der US-Teams bei der WM in Brasilien nochmals gestiegen?
Zarges: Im Vergleich zu den Volkssportarten Basketball, Football und Baseball hinkt der Fußball weiter hinterher. Aber bei der WM konnte man schon eine Welle der Begeisterung erkennen. Allgemein wird der Fußball hier immer größer und wichtiger.
Welche Ziele haben Sie sich für die Zukunft gesteckt?
Zarges: Ich will Profi-Fußballer werden. Wo, ist eigentlich egal. Aber die MLS ist schon sehr reizvoll und ich werde in meinem letzten College-Jahr alles geben, um die Vereine zu überzeugen. Ich denke ich habe das Zeug dazu.
Und dann sehen wir Sie bald im Duell mit Stars wie Steven Gerrard?
Zarges: Klar, das ist ein Anreiz. Es kommen immer mehr Superstars in die Liga, das macht sie natürlich interessanter. Natürlich ist das hier mit dem Draft ein bisschen anders als in Europa, aber mit gewissen Beziehungen kann man vieles erreichen. In den nächsten Monaten könnte sich ein Probetraining bei den Seattle Sounders ergeben. Bekomme ich diese Chance, werde ich sie nutzen.