Querdenker Brdaric: Auch aus Erfolgen lernen

Besser hätte der Saisonstart in der Regionalliga Nordost für Ex-Nationalspieler Thomas Brdaric, den neuen Trainer beim Drittligaabsteiger FC Rot-Weiß Erfurt, und sein Team nicht laufen können. Die Mannschaft des achtmaligen deutschen Nationalstürmers setzte sich bei der VSG Altglienicke 3:0 durch. Und das, obwohl es bei Erfurt mit 20 Zugängen und 25 Abgängen einen riesigen Umbruch gab und der Kader fast komplett neu ist. 

Im Interview mit FUSSBALL.DE spricht der 43-jährige Thomas Brdaric über den Auftaktsieg , die Konkurrenz, einen großen Erfolg als Trainer in der Nordost-Staffel und die Ziele mit seinem neuen Verein.

FUSSBALL.DE: Zum Saisonauftakt sprang für Ihre Mannschaft bei der VSG Altglienicke gleich ein 3:0-Auswärtserfolg heraus. Wie bewerten Sie den am Ende souveränen Sieg, Herr Brdaric?

Thomas Brdaric: Ein Sieg zum Saisonstart tut immer gut. Vor allem, dass wir auswärts 3:0 gewonnen haben, gibt Rückenwind für die kommenden Aufgaben. Wir müssen aber weiter hart an uns arbeiten, um die gezeigte Leistung nun auch konstant abrufen zu können.

"Ich bin guter Dinge, dass uns eine erfolgreiche Zukunft bevorsteht."

Vor dem Saisonstart sagten Sie, dass es für Erfurt nach dem riesigen Umbruch nicht das Ziel sein kann, um den Titel und den direkten Wiederaufstieg mitzuspielen. Sehen Sie das auch nach dem starken Saisonstart noch so?

Brdaric: Ja, definitiv. Wir sind ganz entspannt und versuchen einfach nur, uns stetig weiterzuentwickeln. Man muss lernen, Spiele zu gewinnen und sie richtig zu bewerten. Das Ergebnis ist zwar letztlich entscheidend. Aber wie es dazu gekommen ist, analysieren wir sehr genau. Wir lernen auch aus Erfolgen, das macht am meisten Spaß. Aber klar: Mit solchen Erfolgserlebnissen wie in Altglienicke lässt sich die Umbruchphase besser und angenehmer gestalten.

Wer sind denn Ihrer Meinung nach die Titelfavoriten?

Brdaric: Sechs bis sieben Mannschaften haben das Zeug dazu, Meister zu werden. Die Favoriten sind Vizemeister Wacker Nordhausen, der 1. FC Lok Leipzig , der Chemnitzer FC und der BFC Dynamo . Diese vier Teams haben sich gut verstärkt und sind in der Breite hervorragend aufgestellt. Außerdem wird offen kommuniziert, dass der Anspruch besteht, in die 3. Liga aufzusteigen.

Wie man Meister in der Nordost-Staffel wird, wissen Sie bereits. Mit der TSG Neustrelitz, die mittlerweile in der Oberliga kickt, holten Sie 2014 sensationell den Titel. In der Aufstiegsrunde zur 3. Liga musste sich die TSG dann der U 23 des FSV Mainz 05 geschlagen geben (0:2/1:3). Dennoch: War das Ihr bisher größter Erfolg als Trainer?

Brdaric: Das sollen andere beurteilen. Fest steht, dass ich meine erste komplette Saison als Regionalligatrainer mit einem großartigen Erfolg abgeschlossen habe und dadurch die Messlatte für die darauffolgenden Jahre direkt sehr hoch war. Aber das ist gar nicht schlimm. Ich habe selbst hohe Ansprüche an mich und sehe es als tägliche Herausforderung, mich bei meiner Arbeit zu verbessern.

Später arbeiteten Sie auch in der Regionalliga Nord für die U 23 des VfL Wolfsburg und in der Südwest-Staffel für den TSV Steinbach. Wie stark ist die Regionalliga Nordost im Vergleich zu den anderen Staffeln der 4. Liga?

Brdaric: Besonders in dieser Saison ist die Regionalliga Nordost sehr stark besetzt und muss sich vor den anderen Staffeln ganz bestimmt nicht verstecken. Da der Meister diesmal direkt aufsteigt, haben viele Vereine ordentlich aufgerüstet. Man darf gespannt sein, wer am Ende die Nase vorn hat.

Auch in Mazedonien waren Sie schon als Trainer tätig und betreuten rund fünf Monate den Erstligisten Shkendija Tetovo. 

Brdaric:  Das war eine schöne und spannende Amtszeit auf hohem Niveau. Mit einigen Nationalspielern zusammenarbeiten zu dürfen, war für mich als Trainer eine Bereicherung. Ich finde, dass man auch mal über den Tellerrand hinausschauen muss, um sich langfristig weiterentwickeln zu können. Deshalb bin ich für solche Aufgaben im Ausland immer offen.

Mit dem Traditionsverein und ehemaligen Bundesligisten Tennis Borussia Berlin wurden Sie zuletzt Vizemeister in der Oberliga und verpassten den Aufstieg in die Regionalliga Nordost nur knapp. Nun sind Sie in Erfurt. Warum haben Sie sich für den Wechsel zu einem Drittligaabsteiger entschieden?

Brdaric: Rot-Weiß Erfurt ist ein großer Verein, der das Pech hatte, sich in den zurückliegenden Jahren in die falsche Richtung zu entwickeln. Ich sehe bei diesem Traditionsklub viel Potenzial und möchte dabei helfen, Erfurt mittelfristig zurück in den Profifußball zu führen. Die gemeinsame Arbeit mit Sportdirektor Oliver Bornemann ist sehr produktiv. Wir sind beide Querdenker, die ein Team entwickeln können. Ich bin daher guter Dinge, dass uns eine erfolgreiche Zukunft bevorsteht.

Sie haben direkt einen Vertrag bis 2020 unterschrieben. Was möchten Sie bis dahin mit dem Verein erreichen?

Brdaric: Erst einmal ist es wichtig, dass wir Stabilität reinbekommen, uns eine gewisse Konstanz erarbeiten und den Fokus auch auf die Jugendförderung legen. Das funktioniert mit viel Akribie, Energie, Geduld und Erfahrung. Wenn alle an einem Strang ziehen, kann der Weg in den nächsten Jahren sicher wieder nach oben führen und in der Rückkehr in die 3. Liga münden.