Saalfelds Frauen: Anderthalb Jahre unbesiegt

Solch eine Erfolgsbilanz können nicht viele Fußballmannschaften in Deutschland aufweisen. Seit mehr als eineinhalb Jahren in Pflichtspielen unbesiegt, derzeit Tabellenführer mit sieben Siegen nach sieben Spielen, dazu im Viertelfinale des Pokalwettbewerbs – die Rede ist von den Frauen des 1. FFC Saalfeld.

Die Mannschaft aus Thüringen ist im gesamten Kalenderjahr 2015 unbesiegt geblieben. Natürlich thront das Team von Trainer Karsten Hopfe in der Landesklasse Ost schon wieder ganz oben. Ist der Aufstieg in die Verbandsliga also nur noch eine Formsache? 21 Punkte nach sieben Partien, ein Torverhältnis von 43:3 – das ist eine deutliche Ansage an die Konkurrenz. Allerdings gibt es mit dem SC 06 Oberlind noch immer einen gefährlichen Verfolger.

"Wir sind wie eine große Familie. Das ist unser Erfolgsgeheimnis"

Dennoch geht der Blick der Saalfelder Verantwortlichen schon wieder nach oben. Der Frauenfußball hat in der Stadt schließlich eine schöne Tradition. Und die soll gepflegt werden. Schon einmal hat der Verein nach seiner Gründung 2011 an die Tür zur Regionalliga geklopft. Damals scheiterte der Klub in der Relegation. Danach gab es Umstrukturierungen, die Mannschaft wurde abgemeldet. Und jetzt läuft gerade der nächste Anlauf. Das große Ziel haben die Verantwortlichen nicht aus dem Blick verloren.

Wenn man sich die Struktur des Kaders mal etwas genauer anschaut, kommt man schnell zu der Erkenntnis, dass das keine wilden Träumereien sind. Für die Landesklasse ist das Team viel zu stark, im Pokal gab es bereits einen Erfolg gegen einen ambitionierten Verbandsligisten und kürzlich bei einem Hallenwettbewerb wurde im Finale sogar einem Regionalligisten ein torloses Unentschieden abgetrotzt.

Kooperationen mit Schulen

Und dabei ist der 1. FFC Saalfeld noch längst nicht am Ende seiner Entwicklung angekommen. Die meisten Spielerinnen befinden sich noch in ihrer fußballerischen Ausbildung. Sie sind gerade 15, 16 oder 17 Jahre alt. Dazu kommen einige erfahrene Kräfte, die in schwierigen Situationen vorangehen. „Wir haben einige Spielerinnen im Kader, die noch viel besser werden können. Dort gibt es großes Potenzial“, sagt Wolfgang Itting, Teammanager und Leiter Frauenfußball.

Wenn man mit dem 52-Jährigen spricht, merkt man sehr schnell, woher der Erfolg kommt. Verantwortliche und Spielerinnen sind mit großer Begeisterung bei der Sache: „Wir sind wie eine große Familie. Das ist unser Erfolgsgeheimnis. Wir haben zwar auch überragende Einzelspielerinnen, aber unsere große Stärke ist eindeutig das Kollektiv.“ Die gute Arbeit in Saalfeld hat sich längst in der Region herumgesprochen. Es gibt Kooperationen mit einigen Schulen. Auf diesem Weg finden viele der Mädchen den Weg in den Verein.

Natürlich ist Itting stolz auf die beeindruckende Erfolgsbilanz in der jüngeren Vergangenheit. Wenn man ihn nach der letzten Niederlage in einem Pflichtspiel fragt, kommt die Antwort erst mit Verzögerung. Itting muss kurz überlegen, so lange ist das bereits her: „Das muss im Sommer 2014 gewesen sein.“ Wann es zuletzt eine Pleite auf dem eigenen Platz gab, daran wiederum kann er sich gar nicht erinnern: „Da müsste ich erst in die Statistiken schauen. Das ist sicher schon zwei oder drei Jahre her.“

Ausgezeichnete Jugendarbeit

Damit das so bleibt, investieren die Verantwortlichen viel Zeit in die Nachwuchsarbeit. Sie wissen ganz genau, dass das die Basis ist. Und auch hier sieht es gut aus. Die C-Juniorinnen konnten ihren Thüringer Landesmeistertitel aus dem Vorjahr souverän verteidigen und stellten mit Melissa Maak die Torschützenkönigin. Die D-Juniorinnen spielten eine starke Saison, gewannen die Verbandsliga-Staffel Ost eindrucksvoll, Josefine Rudat war mit Abstand die beste Torjägerin der Staffel. Die B-Juniorinnen starteten in der Kreisliga der C-Junioren und spielten 18 Partien ausschließlich gegen Jungs. Dabei holten sie achtbar 15 Punkte und machten in der Entwicklung einen gewaltigen Schritt nach vorn.

Das Aushängeschild des Klubs aber bleibt natürlich die Frauenmannschaft. Zwischen Weihnachten und Neujahr hat sogar eine wichtige Lokalzeitung einen großen Beitrag über den 1. FFC Saalfeld gebracht. Obwohl die Ausgangslage vor der zweiten Saisonhälfte relativ eindeutig ist, arbeitet Trainer Karsten Hopfe weiter akribisch mit seinen Schützlingen – im Moment wird zweimal in der Woche in der Halle trainiert. Sobald es das Wetter zulässt, geht es montags, mittwochs und freitags wieder nach draußen.

Das Ziel ist klar formuliert: Erst soll es wieder in die Verbandsliga gehen, mittelfristig schielt man auch Richtung Regionalliga. Auf eine Sache allerdings können sie beim 1. FFC Saalfeld gut verzichten: auf die erste Niederlage seit eineinhalb Jahren. Denn sie wissen ja schon gar nicht mehr, wie es sich anfühlt, als Verlierer vom Platz zu gehen.