Ende Oktober sorgte die Nachricht von einem tätlichen Angriff auf einen Schiedsrichter für Entsetzen. In Hessen hatte ein Spieler einen Unparteiischen bewusstlos geschlagen. Die Steinfurter Kreisliga-C-2 setzt nun ein starkes Zeichen gegen Gewalt. Alle Schiedsrichter bekommen eine Packung "Merci"-Schokolade überreicht. Damit wollen sich die Vereine klar von Vorfällen wie dem in Hessen distanzieren. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Initiator Stefan Dilly, Trainer des FC Galaxy Steinfurt II, über die Idee und die ersten Reaktionen.
FUSSBALL.DE: Herr Dilly, wie sind Sie auf die Idee gekommen, die Aktion mit der "Merci"-Schokolade zu starten?
Stefan Dilly: Die Idee kam mir nach dem Vorfall in Hessen. Da dieser in der gleichen Spielklasse passiert ist und ein ausländischer Spieler den Schiedsrichter geschlagen hatte, habe ich mich gefragt, wie sich wohl der Schiedsrichter fühlt, der als nächstes zu unserer Integrationsmannschaft kommt. Unsere Mannschaft, der FC Galaxy Steinfurt II, besteht aus vielen ausländischen Spielern, die auch mal sehr temperamentvoll sein können. Mit der Aktion wollte ich den nächsten Schiedsrichter gleich mit einem guten Gefühl ins Spiel schicken.
Wer macht alles mit und wie viele Schiedsrichter erreichen Sie mit der Aktion?
"Alle 16 Teams der Steinfurter Kreisliga C, Staffel 2 sind mit dabei. Die waren alle begeistert von der Idee. Wir sind zwar eigentlich alle Konkurrenten, aber in dieser Sache vereint"
Dilly: Alle 16 Teams der Steinfurter Kreisliga C, Staffel 2 sind mit dabei. Die waren alle begeistert von der Idee. Wir sind zwar eigentlich alle Konkurrenten, aber in dieser Sache vereint. Wenn man im Internet zum Beispiel nach "Gewalt gegen Schiedsrichter" sucht, kommen immer nur schlechte Sachen. Da müssen wir vor allem unten an der Basis etwas Positives dagegensetzen. Wir sind 16 Mannschaften und an jedem Spieltag wechseln acht "Merci"-Packungen den Besitzer. Und das machen wir jetzt noch die ganze Hinrunde. Die wechseln ja immer durch, sodass wir auf alle Fälle schon einmal 24 Schiedsrichter erreichen werden.
Wie haben die anderen Vereine Ihren Vorschlag aufgenommen?
Dilly: Es ging damit los, dass ich meinen nächsten Gegner angeschrieben habe, um ihm von meiner Idee zu erzählen. Ich wollte das gerne mit ihm zusammenmachen. Ich wollte dadurch ja nicht die Neutralität des Schiedsrichters beeinflussen, wenn ich das alleine mache. Er war begeistert und hatte die Idee, eine WhatsApp-Gruppe mit allen Trainern unserer Staffel zu erstellen, um ihnen davon zu erzählen. Es waren sofort alle Feuer und Flamme. Innerhalb weniger Stunden hatten wir einen Plan, wie wir das Ganze angehen wollen und alle haben es umgesetzt.
Wie haben die Schiedsrichter auf die Aktion reagiert?
Dilly: Unser Schiedsrichter war sehr überrascht und hat uns sogar gesagt, dass er Gänsehaut hatte. Die Schiedsrichtervereinigung aus dem Kreis Steinfurt hatte sich auch nochmal persönlich bei uns bedankt. Alle Schiedsrichter haben die Aktion äußerst positiv aufgenommen und waren sehr dankbar für die kleine Anerkennung.
Hat sich durch diese Aktion eine Veränderung auf dem Platz bemerkbar gemacht? Geht es dadurch zwischen den Spielern und dem Schiedsrichter etwas entspannter zu?
Dilly: Die Schiedsrichter hatten danach eigentlich ein relativ leichtes Spiel. Das lag daran, dass sich die Atmosphäre, die es bei der Übergabe gab, auf das Spiel verlagert hatte. Die Spieler haben sich nach Fouls die Hand gegeben und sich sofort entschuldigt. Das hat sich direkt aufs Spiel übertragen.
Hoffen Sie, dass noch mehr Vereine, oder ganze Ligen solche Aktionen planen?
Dilly: Wir haben die Aktion ja auch in den Sozialen Medien öffentlich gemacht und da hoffe ich, dass das von anderen Vereinen auch wahrgenommen wird. Der Verein des Schiedsrichters, der in Hessen geschlagen worden ist, hat das auch gesehen. Die fanden die Idee toll und haben sich tausendmal bedankt. Ich erhoffe mir, dass es Nachahmer geben wird und dass wir uns wirklich mal in Deutschland bewusst machen, dass die Basis, die sich von Gewalt distanziert, eigentlich in der Überzahl ist.
Autor/-in: Lisa Brautmeier